Wie kann ich den umbringen?
Wie lebt eine Krimiautorin? In verruchtem Ambiente, mit blutrünstigen Bildern an den Wänden? Das mag’s geben, doch Kirsten Slottke lebt anders: stilvoll und gediegen, in einem ganz normalen, wenn auch geräumigen Haus in Hesselhurst. In ihrem Hauptberuf als Ärztin arbeitet sie in Griesheim
Willstätt-Hesselhurst/Offenburg-Griesheim. Ich klingle. Kirsten Slottke öffnet. »Entschuldigen Sie das Durcheinander hier«, sagt sie, nachdem wir uns die Hand gegeben haben und deutet auf das Erdgeschoss hinter sich. Viel sehe ich nicht, das meiste liegt hinter einer massiven Tür verborgen. »Aber mein Mann verlagert seine Firma hierher. Wir bauen um.«
Im Wohnzimmer im ersten Stock erwarte ich eigentlich mindestens einen großen, gemütlichen weißfelligen Hund – aber den gibt es hier nicht. Dafür einen ihrer beiden Söhne, der sich über die Kekse für den Gast hermacht, was seiner Mutter ein kehliges Lachen entlockt; außerdem ihre Schwester Rebekka und ihr Bruder Tobias. Kirsten Slottke hat eine erstaunliche Karriere hinter sich. Sie schreibt erst seit 2010 so richtig – hat aber schon ihr viertes Buch im zweiten Verlag herausgebracht. Ganz nebenbei arbeitet sie als Ärztin in Griesheim, ist dreifache Mutter und auch sonst engagiert – etwa beim Judo. Beim Deutschen Roten Kreuz ist sie ehrenamtlich Bereitschaftsleiterin und Bereitschaftsärztin. Wann schreibt sie da? Nunja, wenn die Kinder in der Schule sind, abends und im Urlaub. Als Ärztin arbeitet sie nicht den ganzen Tag. Ihr aktuelles Buch ist gerade erschienen und heißt »Rücksichtslos«.
Wieder ein Krimi mit Kommissarin Katharina Bergen aus Frankfurt. »Krimi liegt mir«, sagt sie. Frau Bergen wohl auch. Die Krimis haben zudem etwas mit ihrer Schwester Rebekka zu tun – denn die war beim Landeskriminalamt in Wiesbaden beschäftigt und hat von daher tiefe Einblicke in den Polizeiapparat genommen. »Sie hat mich schon gefragt: Wie kann ich den umbringen?« lacht Rebekka.
In ihren Büchern lebt sie offensichtlich eine gewisse literarische Mordlust aus – im ersten meuchelte die Ärztin den Direktor des Senckenbergmuseums in Frankfurt. Im aktuellen Frauen nach der Niederkunft. Und in Zukunft soll es einen Krimi geben, der in der Nähe von Offenburg spielt. Wir sind gespannt.
Aber Kirsten Slottke ist nicht auf Krimis beschränkt. Angefangen hat sie als Elfjährige mit einer Fantasygeschichte. Nach 40 Seiten
Schreiben hörte sie auf – da hatte sie eine Sehnenscheidenentzündung. Jetzt plant sie ein Kinderbuch. Richtig los ging es mit dem Schreiben 2010. Am Ende ihrer Elternzeit hatte sie die Idee für ein Buch – und das schrieb sie dann auch.
Wenn sie schreibt, dann von Anfang bis Ende ohne lange Unterbrechungen. »Den Plot arbeite ich genau aus«, sagt sie. Vom Rest, von manchem Winkelzug der Geschichte, lässt sie sich gerne überraschen. Sie gestattet der Geschichte, mal nach links und rechts abzubiegen, solange der rote Faden erhalten bleibt.
Mancher Winkelzug
Vorbilder hat sie auch – die Autoren Strobel und Fitzek. Und weil es ihr wichtig ist, dass ihre Bücher dem Leser gefallen, lässt sie ihre Manuskripte im Bekanntenkreis testlesen. Ehe sie zum Verlag gehen. Und da sollen noch viele landen – geschrieben in ihrem gediegenen Haus in Hesselhurst.
Biografisches
Kirsten Slottke erblickte 1972 das Licht der Welt. Schon seit ihrer Kindheit fasziniert sie das Schreiben. Jetzt, als Mutter von drei Kindern und Ärztin in allgemeinmedizinischer Praxis, nimmt es seit 2010 einen festen Punkt in ihrem Leben ein. Beim Erfinden und Niederschreiben neuer Geschichten taucht sie vollkommen in die fiktive Welt ein. Schreiben ist ein Kontrapunkt zu ihrem meist lebhaften Alltag.
2012 erschienen im Nepa-Verlag ihr erster Katharina-Bergen-Krimi »Mörderische Pläne«.
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