Wirte öffnen vorsichtig
Von Euphorie keine Spur: Abwarten heißt die Devise. Die Auflagen für eine Öffnung der Speisegaststätten sind hoch, das lässt nur wenige Gäste zu – aber die Kosten sind hoch.
Ganz vorsichtig dürfen Speisewirtschaften nach der Verordnung des Landes Baden-Württemberg ab heute wieder öffnen. Mit vielen Auflagen für Betreiber und Gäste. Wir haben mit zwei Gastwirten in Hohberg gesprochen (etliche waren nicht zu erreichen). Wer jetzt aber meint, die Wirte könnten es kaum erwarten, der irrt. In der Branche scheint vorsichtiges Abwarten vorzuherrschen.
Noch geschlossen
Heiko Henninger von der Linde in Diersburg hält sein Gasthaus noch ein paar Tage geschlossen. Öffnen will er am Vatertag oder am Abend zuvor. Er sagt: „Es sind ja strenge Regeln, ein großer Katalog, 1000 Vorschriften.“ Die machten alles schwierig, wenn nur handverlesene Gäste (wegen der Abstandsregeln) bewirtet werden könnten. Er müsse, um die Linde zu öffnen, komplett die Kosten hochfahren – Bedienungen anheuern, Putzfrauen, die Küchenhilfen, „die volle Palette.“ Das könne sich nicht rechnen, vor allem, wenn es lange so bleibe.
Das Mittagsgeschäft werde es auch nicht rausreißen, das sei schon zu normalen Zeiten noch nie ein Gewinngeschäft gewesen. „Diersburg liegt zu weit vom Schuss.“ Er habe alles in allem „Bauchschmerzen“, wahrscheinlich sei eine Öffnung zu diesen Bedingungen schlechter als die Linde ganz zu schließen – so, wie es jetzt knapp zwei Monate war. Etliche seiner Kollegen machten erst gar nicht auf. Andererseits habe die Zwangspause kräftig an der Substanz gezehrt und die Rücklagen wegschmelzen lassen. Die Zeit haben er und sein Team dazu genutzt, die Linde zu renovieren. Einnahmen gab es durch das Außer-Haus-Geschäft. Wie die Auflagen genau aussehen, müsse man erst erarbeiten, die Bedienungen beschäftigten sich gerade damit und machten sich damit vertraut. „Wir versuchen das natürlich umzusetzen – zum Beispiel keine Tischdekoration. Aber wie sieht das denn aus, das ist doch keine Atmosphäre!“ Etliche Bedienungen weigerten sich, zu kommen – weil sie nicht mit Masken bedienen wollten. Heiko Henninger kann das verstehen. „Wenn der Gast nicht einmal ein Lächeln von der Bedienung bekommt, das ist doch nichts.“
Trotz alledem: „Wir werden das Beste daraus machen.“
Diersburg war vor Corona ein Fremdenverkehrsort – und Heiko Henninger hatte das alte Volksbankgebäude zum Gästehaus umgebaut. „Es lief super gut“, sagt er wehmütig. Dann hagelte es Stornierungen, bis auf ein paar Geschäftsreisende. Aber die mussten ihre Mahlzeiten auf dem Zimmer oder dem Balkon zu sich nehmen. Verrückte Zeiten.
Noch ein länger Zeit lässt sich Uwe Anselment vom Rössle in Hofweier.
„Nächste Woche noch nicht“, sagt er bei unserem Gespräch am Freitag. Er habe derzeit keine Köche, wie schon seit März. Aber jetzt habe er sich am Knöchel verletzt und könne nicht stundenlang in der Küche stehen. Und das, obwohl auch er seit Anfang März geschlossen hat: „Das war nicht einfach. Wir halten gerade so die Nase über Wasser.“ Wenn er öffnet, werden in den großen Raum 20 Gäste hineingehen dürfen und in den kleinen zehn. Ob seine Bedienung auch mit Mundschutz servieren müssten, das werde er noch herausbekommen. Was allerdings läuft, sei der Lieferservice – den könne er alleine stemmen. Der liefe gut und die „Schnitzelplatte ist der Renner.“ Der wird an Vatertag getoppt – mit einer Aktion Schnitzelburgerplatte im Liefer- und Bringservice.
Im Hotel war im Gegensatz zum Lieferservice weniger gut; ein paar Geschäftsreisende, Monteure, fünf bis sechs Zimmer im Schnitt. Das war‘s.
„Schaun mer mal“, sagt Uwe Anselment abwartend.