Wohnpaten für Flüchtlinge: Stadträte finden die Idee gut
Die Situation für geflüchtete Menschen in Offenburg hat sich geändert. Musste die Stadt noch vor zwei Jahren große Zahlen an Geflüchteten in den Gemeinschaftsunterkünften unterbringen, geht es nun darum, die Menschen, die dauerhaft in Offenburg bleiben, zu integrieren. Dazu dient das neue Konzept »Wohnpaten«, das am Montag im Familienausschuss vorgestellt wurde.
In Offenburg hat sich die Situation in Bezug auf Flüchtlinge entspannt, referierte Michael Hattenbach, Fachbereichsleiter Bürgerservice und Soziales, zu Beginn der Familienausschusssitzung am Montagabend. Die Qualität der Arbeit habe sich aber geändert, denn mittlerweile gehe es nicht mehr darum, schnell viele Menschen unterzubringen, sondern die etwa 200 Flüchtlinge, die dauerhaft in Offenburg bleiben, zu integrieren.
Mit dem neuen Projekt »Wohnpaten« soll Flüchtlingen geholfen werden, die aus einer Gemeinschaftsunterkunft in eine Wohnung ziehen. Dabei sollen ihnen die Themen Hausordnung, Ruhezeiten oder Mülltrennung vermittelt werden (wir berichteten). Bei Veranstaltungen unter dem Titel »Fit fürs Wohnen« sollen zudem Schwerpunkte aufgegriffen werden, wie etwa rechtliche Fragen, das Thema Bewerbungen, Lüften oder auch Heizen.
Werbung für dieses neue Projekt soll über die Presse, Flyer, Aushänge, Facebook oder die Kirchengemeinden gemacht werden, informierte Hattenbach. Bürgermeister Hans-Peter Kopp merkte an: »Dezentrales Wohnen heißt auch, das man Nachbarn hat, mit denen man klarkommen muss.«
Zustimmung von allen
Regina Heilig (CDU) bezeichnete das Projekt als »gut durchdacht und aufeinander abgestimmt«. Sie merkte jedoch an, dass man die Wohnpaten nicht überfordern solle. »Sie dürfen nicht zu Hilfsmaklern werden.« Lobend erwähnte sie die Flüchtlingshilfe Rebland, die es geschafft habe, bis zu 40 Wohnungen zu vermitteln. Dies sei in den kleinen dörflichen Strukturen, wo man die Vermieter kenne, natürlich einfacher.
Jens-Uwe Folkens (SPD) bezeichnete das Projekt als »eine schöne, lohnende Aufgabe, die man da übernehmen kann«. Er habe eigene Erfahrungen gemacht, dass, »wenn man mit den Menschen spricht, es immer wieder fruchtet«. Das mache ihm Hoffnung für das Projekt. Auch Karin Jacobsen von den Grünen sprach ihre Unterstützung aus. »Fortbildungen für Flüchtlinge sind eine richtig gute Idee.« Sie schlug vor, auch Wohnpaten mit Migrationshintergrund zu suchen. Die Bedingungen hielt sie jedoch für sehr anspruchsvoll: »Das Niveau ist so hoch wie bei Sozialarbeitern.«
Eine große Aufgabe
Stefan Konprecht von den Freien Wählern nannte die bevorstehende Integration eine sehr große Aufgabe. »Ich hoffe, dass sich viele Paten finden lassen, um den Flüchtlingen zu helfen und sie zu unterstützen.« Bürgermeister Hans-Peter Kopp beschrieb die bevorstehende Aufgabe so: »Integration ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und wir sind erst bei Kilometer zehn.« Das Projekt »Wohnpaten« sei ein kleiner, feiner Baustein. »Wir müssen uns kleine Ziele setzen.«
Andreas Hillebrandt von der Caritas verwies auf die große Not in der gesamten Wohnsituation. »Es gibt hier auch eine Neiddebatte.« Wenn Flüchtlinge schneller eine Wohnung finden würden als Alteingesessene, könnte das zu Unmut führen, gab er zu bedenken. Bürgermeister Kopp verwies auf die Tatsache, dass die Stadt von 2016 bis 2019 180 zusätzliche öffentlich geförderte Wohnungen bauen werde mit Mieten um die sechs Euro. »Es gibt in Offenburg keine Schieflage zugunsten von Flüchtlingen«, sagte er.
Kontakt
Wer sich als Wohnpate engagieren will, kann sich bei den Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Offenburg melden:
Regina Wolf, Telefon 0781/822635 oder E-Mail an regina-wolf@offenburg.de, und Marcella Turco-Ziegler, Telefon 0781/ 822434 oder per E-Mail an marcella.turco-ziegler@offenburg.de.