Zell zehrt vom finanziellen Rekordjahr 2018
Auch in diesem Jahr scheint die Welt für die Stadt Zell finanziell in bester Ordnung. So zumindest die Zwischenbilanz von Rechnungsamtsleiter Klaus Kammerer. Durch rückläufige Zuweisungen und höhere Umlagen dürfte sich das aber bald ändern.
Als Rechnungsamtsleiter Klaus Kammerer am Montag dem Gemeinderat die Jahresrechnung 2018 vorstellte, durften die Gemeinderäte für eine halbe Stunde in rosigen Zeiten schwelgen. Denn die tatsächlichen Zahlen aus dem vergangenen Jahr warteten mit Superlativen auf. So verzeichnete die Stadt bei den Gewerbesteuer-Einnahmen mit rund 10,1 Millionen Euro einen bisher nie dagewesenen Rekord.
Obwohl Zell einen Vermögenshaushalt von rund 8,6 Millionen Euro auswies und rund 4,9 Millionen für Baumaßnahmen bereitsstellte, konnten noch rund 1,7 Millionen Euro der Rücklage zugeführt werden. Die stieg damit auf ebenfalls rekordverdächtige rund 13,6 Millionen Euro an.
Das hört sich zunächst außerordentlich gut an und das ist es wohl auch. Nicht zuletzt deshalb, da Zell in den vergangenen sechs Jahren keine Darlehen aufnehmen musste.
Die üppigen Rücklagen sind aber andererseits für die Stadt kein Ruhekissen. Es standen und stehen Großprojekte auf der Agenda, die nicht zuletzt mit den Millionen der Rücklage gestemmt werden müssen. So die Sanierungsmaßnahme Ortsdurchfahrt Unterharmersbach, die Sanierung des Rundofens und nicht zuletzt die anstehende Sanierung des Rathauses in Zell. »Mit der Rücklage können wir diese Großprojekte abwickeln«, betonte Klaus Kammerer.
Zuweisungen sinken
Der Rechnungsamtsleiter kündigte allerdings auch Verschiebungen im Haushaltsgefüge an. So sinken die Schlüsselzuweisungen schon 2019 um rund eine Million, um dann 2020 von bislang rund zwei Millionen Euro auf noch rund 700 000 Euro zu schrumpfen. Die Gewerbesteuer wird sich wohl auf rund sieben Millionen einpendeln, allerdings steigen auch die Umlagen an Kreis, Land und Bund. Die Gesamteinnahme der Stadt sinken unterm Strich bis zum Jahresende 2020 von rund 10,5 Millionen Euro (2018) auf rund 5,4 Millionen Euro, prognostizierte Kammerer. Nicht zuletzt sind die Gewerbesteuer-Einnahmen immer eine Unbekannte im Haushaltsplan. Schwächelt die wirtschaftliche Gesamtlage, so wirkt sich das auch auf kommunaler Ebene aus.
Aktuell liegt man 2019 gut im Soll der Haushaltsplanung. Die Gewerbesteuer-Einnahmen werden mit rund 7,7 Millionen Euro sogar leicht höher als angesetzt ausfallen.
Im Gemeinderat blies man daher am Montag keine Trübsal. Die Projekte laufen, die Kassen sind noch gefüllt. Ludwig Schütze (SPD) sah sich zur Bemerkung veranlasst: »Mit unserer Haushaltspolitik widerlegen wir in Zell das Vorurteil, Politiker könnten nicht mit Geld umgehen«.