Zu Fuß oder mit dem Fahrrad: Kirchen laden zu Kreuzweg ein
15 Stationen führen Pilger durch die Stadt. Die katholische Kirchengemeinde Sankt Ursula lädt für die vorösterliche Zeit ein, die Leidensgeschichte Jesu zu Fuß oder mit dem Rad nachzugehen.
Die 15 Gemeindeteams der Seelsorgeeinheit Offenburg Sankt Ursula laden ein, während der Fastenzeit bis Ostern die Kirchen der Stadt zu erwandern. „Man kann den Weg an einem Tag mit dem Fahrrad abfahren, in sechs Kreuzwegabschnitten an den Fastenwochenenden oder an den Tagen der Karwoche gehen“ schlägt Pastoralreferentin Ruth Scholz vor. Auf der Homepage der Kirchengemeinde werden auch Wandervorschläge gemacht, die nicht über die Hauptstraßen führen.
Gebetstexte liegen aus
Unter dem Motto „Durch Leid der Hoffnung entgegen“ führt der Weg von einer Kirche zur nächsten, manche Stationen befinden sich auch an einem Kreuz oder einem anderen markanten Punkt. Der Kreuzweg thematisiert die Leidensgeschichte Jesu in 14 Stationen von der Verurteilung bis zur Grablegung. An jeder Station wird etwas dargestellt, hervorgehoben oder angestrahlt, Gebetstexte und Anregungen zum Nachdenken und zum Gespräch liegen aus. Schon seit Hunderten von Jahren gehen Christen in der Fastenzeit den Leidensweg Jesu nach. Die Aufteilung in 14 Stationen hat sich im 16. Jahrhundert herausgebildet. Gelegentlich wird als 15. Station die Auferstehung Jesu angefügt.
Diese 15. Station wurde in der Pfarrkirche Zunsweier auf außergewöhnliche Weise dargestellt, wie Gemeindereferent Markus Schuberth verrät. Die Installation in der Ecke links neben dem Haupteingang zeigt eine Ansammlung von Müll. Leere Abfallpackungen, Zeitungsausschnitte, Flaschen, ein Schlafsack, alte Schuhe, wie achtlos hingeworfen, vor der Christusstatue. Das Arrangement wirkt so lebensecht, dass der Schließdienst am Abend des Aufbaus angerufen und aufgebracht berichtet hatte, jemand habe in der Kirche eingebrochen und übernachtet. Dahinter jedoch steckt die Idee eines Mitglieds des Gemeindeteams: Das Müllchaos vor der Statue des Auferstandenen symbolisiert Armut, Not, Missstände, Leid und Krankheit. Das alles werde dem Auferstandenen zu Füßen gelegt, auf dass er es verwandeln möge.
„Es geht darum, sich bewusst zu machen, und das ist ein Kennzeichen der christlichen Religion, dass Gott uns im Leid nicht allein lässt, sondern in seinem Sohn Jesus Christus selber das Leid auf sich genommen hat “, erklärt Ruth Scholz. Gott sei kein Schönwettergott, sondern ein Gott, „der mit uns durch das Leid geht, der unsere Kreuze getragen hat“. Den Kreuzweg zu gehen habe auch einen weiteren Aspekt: Das Leid in der Welt bewusst wahrzunehmen, im Gebet vor Gott zu tragen und ihn um Beistand zu bitten, um Wandlung und Verbesserung.
Mitmenschen helfen
Dies geschehe durch Menschen, die erkennen, dass es Mitmenschen gibt, die Hilfe brauchen. „Unser Auftrag als Christen ist es, an deren Seite zu sein.“ Des Weiteren gelte es, sich zu erinnern, dass es Menschen gewesen seien, die Jesus Leid zugefügt haben. Da stelle sich die Frage, wo wir unsere Mitmenschen verurteilen, „festnageln“ oder bloß stellen.
Gott geht im Leid mit uns
Gerade im hinter uns liegenden Jahr sei das Thema Leid für Viele zentraler geworden, so die Pastoralreferentin. Menschen sind erkrankt, viele sind gestorben an oder mit Corona, andere leiden psychisch. Der Lockdown sei besonders für Kinder, Familien, Alleinstehende und alte Menschen eine große Belastung. Kontakte können nicht wie gewohnt gepflegt werden, viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz, manche haben ihn verloren. Auch in diesem Leid gehe Gott mit uns, der Glaube biete einen Ausblick, eine Hoffnung.