»Zunsweier könnte vergreisen«
In seiner jüngsten Sitzung behandelte der Ortschaftsrat Zunsweier das Siedlungs- und Innenentwicklungsmodell der Stadt. Peter Winkels, Abteilungsleiter des Fachbereichs Flächenmanagement, stellte das Modell vor.
Bis 2030 benötigt man in Offenburg voraussichtlich 5200 Wohnungen. Das Siedlungs- und Innenentwicklungsmodell (SIO) der Stadt sei eine Vorbereitung auf eine eventuelle Fortschreibung des Flächennutzungsplans, erklärte Peter Winkels in der Ortschaftsratssitzung.
»Seit 2010 wurden im Gebiet der Gesamtstadt Bauland für über 1300 Wohneinheiten erschlossen«, so der Vetreter der Stadt, »darunter das Zunsweierer Baugebiet ›Im vorderen Brand‹ mit 90 Wohneinheiten. Nicht verwirklicht wurden in Zunsweier das Baugebiet Schelmeneck aufgrund des Artenschutzes. Das Gebiet Furtwänglerstraße wurde zurückgestellt.
In Offenburg gibt es noch 418 Baulücken, davon 46 in Zunsweier. Ortsvorsteher Karl Siefert dazu: »Das sind zwar Lücken, aber sie stehen nicht zum Verkauf bereit. Bauwillige können nicht auf sie zurückgreifen.« Auch Winkels sah die Verfügbarkeit als Problem an. Die Stadt müsse nachweisen, dass zuerst Flächen im Innenbereich entwickelt wurden, bevor neue Baugebiete bewilligt werden. »Immer neue Auflagen verteuern die Erschließung.«
Zweimal hohe Punktzahl
Im Siedlungskonzept werden 60 Flächen im Innenbereich bewertet. Nach Kriterien, wie beispielsweise Infrastruktur oder Nahversorgung werden sie mit Kennzahlen erfasst. In Zunsweier wurden zwei Flächen mit der hohen Punktzahl neun bewertet: Die Furtwänglerstraße zwischen Bellenwald- und Michael-Armbruster-Straße mit 45 Wohneinheiten und das Mittelfeld mit 40 Wohneinheiten. Bellenwaldstraße, Schelmeneck und Stöcklesgasse erhielten weniger Punkte.
Da die Verwaltung lediglich zwei Gebiete auf einmal bearbeiten kann, will die Verwaltung dem Gemeinderat vorschlagen, bis 2024 acht Baugebiete zu planen. Mit der Furtwänglerstraße soll 2024 begonnen werden. Bis dahin sollte das Baugebiet »Vorderer Brand« fertig bebaut sein. Die Ortsteile Elgersweier und Zunsweier wurden in der Beurteilung zusammengefasst, weil viele der 5000 Arbeitnehmer im Industriegebiet Elgersweier Wohnraum in der Nähe suchten.
Alle Ortschaftsräte betonten, dass Zunsweier Bauflächen braucht. Nur so kann man junge Leute im Ort halten. Ohne Baumöglichkeiten vergreist der Ort. Man habe 40 Jahre kein Baugebiet mehr gehabt mit der Folge, dass viele abgewandert seien.
Auch einige Bürger äußerten sich kritisch. »Bisher hatte ich die Natur vor der Haustür. Später muss ich dann in den Rebberg, wenn ich die Natur genießen will.« Man baue immer jemandem vor die Nase, erwiderte darauf Peter Winkels. Es gebe kein Recht auf freie Aussicht.
Sorgen der Eigentümer, dass gegen ihren Willen entwickelt werde, konnte der Fachbereichsleiter zerstreuen. »Es handelt sich ausschließlich um freiwillige Umlegungen.«
Alternative prüfen
Die Ortschaftsräte standen der Sache positiv gegenüber, wünschten sie sich aber, dass die Ortsteile stärker als bisher in der Bereitstellung von Bauland berücksichtigt würden. Wenn man an die Prüfung des Gebiets Furtwänglerstraße gehe und feststelle, dass die dortigen Eigentümer nicht mitmachen wollten, solle man alternativ das Gebiet Mittelfeld prüfen.
Mit diesen Zusätzen stimmte der Rat einstimmig der Planung zu.