3D-Drucker kommt im Offenburger Repair-Café zum Einsatz

Benjamin Schwendemann, Maschinenbaustudent im sechsten Semester an der Hochschule Offenburg, hat sich zum 3D-Druck-Experten gemausert. ©Christoph Breithaupt
Der neue 3D-Drucker soll Quote machen: Im Offenburger Repair-Café will man damit die erfolgreiche Instandsetzung von defekten Dingen auf etwa 85 Prozent steigern. Das kleine Plastikteil, an dem die Reparatur bislang scheiterte, kommt aus dem „Repair-Cubus“, den Benjamin Schwendemann aus Zell a. H. konstruiert hat.
„Natürlich hätte man auch einen kaufen können“, sagt Benjamin Schwendemann. Aber ein 3D-Drucker für das Repair-Café soll besondere Ansprüche erfüllen, meint der Student und Hobbybastler. Die wichtigsten: „Er soll besonders schnell sein und genügend Platz bieten, wenn man ein etwas größeres Ersatzteil braucht.“ Denn wenn freiwillige Helfer andere Menschen darin unterstützen, dass sie ihre Sache reparieren anstatt wegschmeißen, soll das einigermaßen fix erledigt werden können. Beim Angebot des BUND, das seit zehn Jahren besteht – am morgigen Samstag in der 50. Ausgabe –, warten schließlich immer viele Menschen auf Hilfe von den Bastlern.
Selbst konstruiert
In den vergangenen Sommermonaten hat der Maschinenbaustudent der Hochschule Offenburg konstruiert und gebaut – bei der Oberrrheinmesse feierte das Gerät seine Premiere. Bis zu 30 mal 30 mal 30 Zentimeter können die Teile groß sein, die der Plexiglas-Kasten mit viel Technik druckt. Der Plastikfaden, der zum Druck an der 240 Grad heißen Düse geschmolzen wird, kann bis zu drei Millimeter weit auseinanderliegen: „Das spart Zeit“, sagt Schwendeman, der den Würfel mit 60 Zentimetern Kantenlänge „Repair-Cube“ genannt hat.
Vor der Premiere hatte er noch bis spätnachts justiert und probiert. Besonderes Schmankerl: Der neue Kasten musste auch ein paar Teile für sich selbst drucken. Es ist gut zu erkennen – alles, was blau ist, wurde selbst produziert. Vor seinem Einsatz konfiguriert Schwendemann jedes Mal den Arbeitstisch des Gerätes für seinen Auftritt: „Er muss ausgleichen, falls es Unebenheiten im Untergrund gibt“, sagt Schwendemann. Nur so kann das Werkstück, das er druckt, millimetergenau gelingen.
85-Prozent-Quote
Petra Rumpel, Geschäftsführerin des BUND-Umweltzentrums Ortenau, will mit dem Plexiglas-Kasten Quote machen. Bislang gelang es bei den monatlichen Repair-Café-Treffen, etwa über 60 Prozent der Dinge erfolgreich wieder instand zu setzen. Mit dem „Repair-Cube“ will man einen Quantensprung erreichen. Rumpel hofft, dass mit seiner Hilfe künftig rund 85 Prozent der angelieferten Artikel wieder funktionsfähig gemacht werden können. Das berühmt-berüchtigte „kleine Rädchen“, das nicht mehr erhältlich ist, mache oft das gesamte Gerät unbrauchbar, so Rumpel: „Meist ist es nur eine Kleinigkeit, die man nicht mehr aufreiben kann.“
Auch Zeit soll der 3D-Drucker sparen „Die Wartezeiten zwischen Diagnose, Ersatzteilbeschaffung und Einbau lassen sich verkürzen.“ Ein bis zwei Ersatzteile soll er bei den monatlichen Reparaturtreffen des BUND drucken, hofft Rumpel. Wie viel er tatsächlich schafft, hängt natürlich auch von der Größe der Teile ab, die sich Schwendemann vorab kurz auf einem Papier skizziert und vermisst. Ein vereinfachtes Modell programmiert er dann in einem CDA-Programm den Rechner ein.
Dann genügt der Knopfdruck: Der Arm des 3D-Druckers stellt das Objekt dann wahlweise aus hartem oder flexiblem Kunststoff her – wie es beim Original eben auch war, erklärt der Maschinenbaustudent im sechsten Semester. „Aus dem Projekt habe ich vieles gelernt“, sagt er. Im Internet verfolgte er Diskussionen über die Vor-und Nachteile der unterschiedlichen Techniken und beschäftigte sich mit Bauplänen und Softwareprogrammen, die es tatsächlich auch als Open-Source vorhanden sind. Das bedeutet, man kann sie einsehen und für seine Bedürfnisse ergänzen oder verändern. Das Schwierigste an seiner Arbeit sei die Beschaffung von Material gewesen, räumt der junge Tüftler ein. Es gab Sach- und Geldspenden von Hiwin, die deutsche Postcode-Lotterie gab 3000 Euro und viele weitere Unterstützer brachten Geld, Material oder auch ihr Wissen ein.
Im Übrigen bietet der selbst gebaute 3D-Drucker jede Menge Gesprächsstoff. Mit dem Blickfang hofft Rumpel nach zehn Jahren Repair-Café, „weitere Personen für das Thema Reparatur und Nachhaltigkeit zu interessieren“.