531 Flüchtlinge ziehen auf den Flugplatz Lahr
Der Landkreis und die Stadt Lahr haben sich geeinigt: Bis Mitte Dezember soll auf dem Ostareal des Lahrer Flugplatzes ein Containerdorf für 531 Flüchtlinge entstehen. Im Gegenzug werden die Lahrer Sporthallen geräumt.
Der Lahrer Gemeinderat hatte bereits am Montag über das Angebot entschieden, gestern machte der Verwaltungsausschuss des Kreises den Handel in nichtöffentlicher Sitzung perfekt. Die Abstimmung fiel einstimmig aus.
»Mit der Inbetriebnahme sollen die beiden Kreissporthallen in Lahr dauerhaft geräumt und die 260 dann dort untergebrachten Menschen zum größten Teil auf dem Flughafenareal aufgenommen werden«, teilte das Landratsamt gestern Nachmittag mit.
Mit der Inbetriebnahme des Containerdorfs auf dem Lahrer Flugplatz wird es ein Novum im Ortenaukreis geben: Erstmals übernimmt ein Privatunternehmen in einer »All-Inclusive-Lösung« die Betreuung der Menschen, erläuterte Migrationsdezernent Michael Loritz.
Die genaue Fläche sowie die vertraglichen Modalitäten werden derzeit zwischen der IGZ-Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr GmbH (IGZ) und dem Anbieter abgestimmt. Die Laufzeit soll vorerst fünf Jahre betragen.
»Der große Vorteil an diesem Modell ist die schnelle Verfügbarkeit und Betriebsbereitschaft«, ist Loritz zufrieden. Die Firma könne bis Mitte Dezember die Containerlandschaft und deren laufenden Betrieb für 531 Menschen realisieren.
Ein weiteres Zugeständnis hat sich die Große Kreisstadt Lahr erarbeitet: Die Zahl der in der Lahrer Kernstadt untergebrachten Flüchtlinge soll sich in rund zwei Jahren nochmals um 140 Personen reduzieren. »Wenn die Container-standorte im Außenbereich der Ortenauhalle und vor der Gewerbeschule geräumt werden können«, informierte Michael Loritz. Für das laufende Jahr werde bundesweit mit rund einer Million Flüchtlingen gerechnet. Für den Ortenaukreis, der inzwischen 4,59 Prozent des Landeszugangs aufnehmen muss, bedeute dies bis zu 5000 Personen, die er vorläufig unterzubringen hat. Aktuell stehen im Kreisgebiet 3267 Plätze zur Verfügung, die bis zum 6. November mit 2533 Personen belegt waren. »Wenn der Flüchtlingsstrom in dieser Höhe anhält, müsste der Ortenaukreis bis zu 9000 Menschen unterbringen«, rechnete Loritz hoch.
Gestern ermöglichte die Kreisverwaltung den Ortenauer Medien einen Ortstermin in der Lahrer Halle. Hier sind zwischenzeitlich 149 Asylbewerber untergebracht. Ein Bett reiht sich an das nächste – auf engstem Raum. Neben dem Gebäude werden weitere Container bereitgestellt. Unter den 149 Menschen sind 133 Alleinstehende und vier Familien. Die Asylbewerber kommen aus Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, dem Irak, dem Iran, Serbien, Syrien und der Türkei. 200 Betten gibt es in der Halle – 60 Plätze in Containern neben dem Gebäude sind in Planung.
60 Plätze bleiben
»Das ist eine Notunterkunft«, verdeutlichte Landrat Frank Scherer beim Pressetermin. »Und es soll nur eine Durchgangsstation sein.« Tatsächlich werden die Ortenauhalle und die Sporthalle des IBG noch in diesem Jahr wieder geräumt. Bis Mitte Dezember soll der Umzug der Asylsuchenden ins Containerdorf auf dem Flugplatz über die Bühne gehen. Die 60 Plätze in Wohncontainern neben der Ortenauhalle will das Landrats-amt vorerst beibehalten.
Christina Seebeck von der Beruflichen Schule im Mauerfeld und Andreas Scherwath vom Integrierten Beruflichen Gymnasium berichten von positiven Erfahrungen, seitdem die Flüchtlinge in der Halle leben. »Der Sportunterricht läuft, das Verständnis ist da.« Zwischen Schülern und Flüchtlingen gebe es keine Berührungsängste. Die Schüler hätten immer wieder Ideen für Aktionen. Für die Opfer des Terrors in Paris habe es beispielsweise eine gemeinsame Schweigeminute gegeben.