Achern rüstet sich für Schließung der Bühler Geburtshilfe
Das Ortenau-Klinikum steigert seine Aktivitäten, um für das Haus in Achern Geburten aus dem Landkreis Rastatt zu gewinnen. Wie berichtet, steht die Schließung der Geburtshilfe in Bühl auf der Tagesordnung. Deshalb wird es in Achern erstmals eine Gesundheitsmesse geben.
In Bühl spielt sich derzeit Ähnliches ab wie vor rund vier Jahren in Oberkirch. Damals sind Pläne bekannt geworden, dort die Geburtshilfe zu schließen. Sie sollte nach Achern verlegt werden, um das Haus zu stärken. Doch öffentlicher Druck hatte damals die Geschäftsführung des kreiseigenen Betriebs Ortenau-Klinikum, vor allem aber den Kreistag dazu gebracht, die damaligen Pläne nicht umzusetzen.
4000 Unterschriften
In Bühl findet die Kreistagssitzung am 26. Juli statt, da geht es auch um ein neues Mutter-Kind-Zentrum in Baden-Baden. Dafür, und für die Schließung der Bühler Geburtshilfe, haben sich gestern die Kreistagsfraktionen von CDU und Freien Wählern ausgesprochen. Somit besteht kaum noch Hoffnung für den Erhalt der Geburtshilfe. Dafür hatte sich das Aktionsbündnis »'s Bühler Kind« eingesetzt und Medienberichten zufolge Oberbürgermeister Hubert Schnurr eine Mappe mit mehr als 4000 Unterschriften überreicht. Christiane Schababerle-Wagner, Sprecherin des Bündnisses, forderte, dass die Bürger gehört werden und der Rastatter Kreistag die Entscheidung nicht übers Knie bricht.
400 Entbindungen im Vorjahr
Im vergangenen Jahr gab es in Bühl rund 400 Entbindungen. Zwar sei die Geburtshilfe schon seit mindestens sieben Jahren nicht wirtschaftlich, doch werden medizinische Gründe für die Schließungspläne angeführt: Statistisch gesehen sei die Säuglingssterblichkeit in Kliniken unter 500 Entbindungen jährlich dreimal so hoch wie in großen Einrichtungen.
200 Geburten möglich
Der kreiseigene Betrieb Ortenau-Klinikum betrachtet die Entwicklung im Landkreis Rastatt sehr genau. »Wir könnten von Bühl problemlos 200 Geburten übernehmen«, sagte Marketingleiter Dieter Schleier auf Anfrage der Mittelbadischen Presse gesagt. Dann würde die Zahl von 340 Geburten im Vorjahr auf 540 steigen.
Führungen durch Kreißsaal geplant
Um dieser Zahl näherzukommen, wird sich in Achern etwas tun: »Wir werden am 15./16. Oktober in der Hornisgrindehalle die Gesundheitsmesse ›Life!‹ haben, ähnlich der Balance in Offenburg«, kündigte Schleier an. Zudem wolle sich das Krankenhaus mit einer Bilderwelt sowie Anzeigen neu präsentieren. Geplant seien Kreißsaalführungen und zusätzliche Veranstaltungen.
Rekord in Oberkirch
Freilich sagt der neue Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums, Christian Keller, auf Anfrage unserer Zeitung, dass eine Geburtshilfe erst ab etwa 600 Entbindungen pro Jahr wirtschaftlich sei. Im Verbund Achern-Oberkirch kommen nach Angaben des Ortenau-Klinikums aber pro Jahr rund 800 bis 1000 Kinder zur Welt, 563 waren es 2015 allein in der Renchtalmetropole. Die Geburtenstation Oberkirch verzeichnete damit drei Jahre nach ihrem Erhalt einen Rekord.