Aufbau auf Hochtouren: Noch zwei Tage bis zum Kamehameha
Übermorgen findet das Kamehameha-Festival mit elektronischer Musik in Offenburg statt. Unser Autor hat sich die Aufbauarbeiten angeschaut – und erfahren, wie die DJs trotz tanzender Fans auf der Bühne in Ruhe arbeiten können.
Auf dem Offenburger Flugplatz geht es dieser Tage sehr umtriebig zu: Lkw mit Anhängern rollen auf das Gelände, beladene Gabel- und Teleskopstapler fahren umher, Arbeiter rufen sich Befehle zu oder sprechen in ihre Funkgeräte, Hammerschläge tönen zum lauten Warn-Piepsen rückwärtsfahrender Fahrzeuge über das Gelände. Die Aufbauarbeiten für die sechste Ausgabe des Kamehameha-Festivals sind momentan in vollem Gange.
Wo am Dienstagnachmittag auf grüner Wiese noch die Grundgerüste der Bühnen im Entstehen waren, werden schon übermorgen tausende Fans der elektronischen Musik auf dem dann aufwendig dekorierten Areal tanzen.
Auch dieses Jahr wird es wieder drei Bühnen geben. Die Dschungelbühne im »schäbig-schicken Vintage-Look« und die Holzbühne unter freiem Himmel, dazu die Zirkusbühne in einem riesigen Vier-Mast-Zelt, wie Jennifer Laing berichtet. Sie betreut bei der Taktgeber GmbH, dem Festival-Veranstalter, den Bereich Produktion und Dekoration. »Die Holzbühne haben wir im Vergleich mit den letzten Jahren vergrößert«, sagt sie. Beim Rundgang ist von Holz noch nichts zu sehen – Handwerker montieren gerade das Grundgerüst aus einzelnen Bühnenteilen zusammen. »Die Holzdekorationen kommen danach dazu«, sagt Laing. Im Gras vor der Bühne liegt aber schon das mehrere Meter breite Erkennungsschild. Auf eine dunklere Holzplatte sind aus hellerem Holz gesägte Buchstaben gehämmert worden, die zusammen das Wort »Holzbühne« ergeben.
Extra Bühnenplatte für den DJ
Auch bei der Dschungelbühne, etwas weiter nördlich auf dem Festival-Areal gelegen, sind Arbeiter gerade dabei, aus Metallstangen Gerüsttürme etwa für die Aufhängung der Lautsprecher aufzubauen. Dazu müssen sie schwindelfrei sein. Einige Männer sitzen oder stehen in luftiger Höhe auf den Stangen, während sie das »Rigging« ausführen, wie der Fachbegeriff aus der Veranstaltungstechnik für das Aufhängen von Lasten lautet. Dabei sehen sie aus wie Kletterer: An ihren Gürteln baumeln Karabiner in verschiedenen Größen und Farben, mit Seilen sichern sie sich vor Stürzen ab.
Neben der Dschungel-Hauptbühne sind hinter Stapeln mit Absperrgittern, Holzpaletten oder Metallstangen schon die »Sidewings« zu sehen, also seitliche Bühnenanbauten. Nur die Sicherheitsgeländer fehlen daran noch. »VIP-Gäste können auf diesen eigenen Bühnenabschnitten direkt beim DJ tanzen«, erklärt Laing. Andere Bühnenplatten sind speziell für die Tontechnik aufgebaut. Wichtig ist, dass auch dort, wo am Samstag die DJs auflegen werden, eine separate Bodenplatte eingebaut wird. »Wenn Dutzende Fans um den DJ herum auf der Bühne tanzen, bringt das den Boden zum Vibrieren. Das stört den DJ bei der Arbeit. Um solche Vibrationen beim DJ-Pult zu verhindern, wird für die Künstler eine eigene Bühnenplatte eingebaut«, erklärt die 29-Jährige.
Eine originale Zirkustribüne
Ein Blickfang ist schon jetzt das weiß-beige Zirkuszelt, das 45 mal 45 Meter misst. Es ist an vier Masten aufgehängt, deren blaue Spitzen wie Türmchen auf den vier Kuppeln des Zelts thronen. »Vergangenen Freitag ging es hier auf dem Flugplatz mit dem Stellen des Zelts mit den Aufbauarbeiten los, ab Pfingstmontag wurde die erste Bühne errichtet«, blickt Laing zurück. »Die Dekoration folgt dann ab Donnerstag.« Verschiedene handwerkliche oder bautechnische Dienstleistungen werden gerade im Zelt ausgeführt. Zeltbauer ziehen die Außenplane abschnittsweise bis auf den Boden hinab, dafür benutzen sie auch eine Hebebühne. An der nördlichen Innenseite wird gerade die Bühne für den DJ installiert und gegenüber die Zuschauertribüne errichtet. »Diese Tribüne ist ein Original aus einem Zirkus. Wir haben sie uns für das Kamehameha ausgeliehen«, so Laing.
Auf etwa 50 Leute schätzt sie die Zahl der Arbeiter, die am Dienstag auf dem Flugplatz im Einsatz sind. »Die Zahl schwankt aber stark je nach Dienstleistern, die vor Ort sind.«
Mit Spaß an der Arbeit
Während des Rundgangs werden unter anderem auch Stromkabel verlegt. »Auf dem Flugplatz ist keine Infrastruktur für die Elektronik vorhanden. Daher müssen die Kabel etwa zu den Kühlungen der Getränkestände oder den DJ-Stationen verlegt werden«, berichtet die 29-Jährige. Die Arbeiter scheinen Spaß an ihren Tätigkeiten zu haben. Zwei junge Männer laufen in einer Pause tänzelnd zu Hintergrundmusik über den Flugplatz, die Stimmung ist gut.
Im vergangenen Jahr profitierten die Organisatoren von herrlichem Wetter und Sonnenschein von morgens bis abends. Das Kamehameha war damals mit 8000 Feiernden ausverkauft. Anfang dieser Woche war das Wetter noch grautrüb, beim Rundgang hängt der Nebel tief in den nahen Schwarzwaldbergen. Das macht Laing aber keine Sorgen: »Es wird gutes Wetter geben, wir haben es schon bestellt«, sagt die 29-Jährige voller Überzeugung und lacht.
Wassertanks zur Stabilisierung
Von 10 bis 22.30 Uhr wird die Party übermorgen ihre Tore öffnen. Die angrenzenden Wohngebiete werden davon wenig mitbekommen: »Alle Bühnen sind extra so ausgerichtet, dass kein Schall in die Wohngebiete dringt«, sagt Laing.
Entlang des Wegs stehen immer wieder große Wassertanks. Die sind aber nicht für durstige Elektromusik-Fans gedacht, sondern zur Stabilisierung der Bühnen. »Diese Tanks dienen der Ballastierung. Das ist nötig, wenn viele Leute auf der Bühne mitfeiern und tanzen«, sagt Laing. Um die Feierwütigen zu versorgen, gibt es einen anderen Wasservorrat. Vier Lkw mit Anhängern biegen gerade in den Anlieferungsbereich ein. Kurze Zeit später stehen mehrere Meter hohe Türme mit Wasserkisten neben den Fahrzeugen. »Die werden hier zwischengelagert, um sie dann passend auf die Getränkestände zu verteilen«, sagt die 29-Jährige. »Einige Bierfässer und Wein sind auch schon da«, berichtet sie.
Passende Deko
Wo am Samstag 14 Caterer hungrige Festival-Gäste versorgen werden, liegt jetzt noch eine verlassene Wiese. Im Gebüsch zur angrenzenden Straße »Am Flugplatz« zwitschern Vögel. »Wir legen großen Wert auf schicke Essensstände. Das sollen keine typischen Buden werden, sondern Food-Trucks, die Spezialitäten aus der ganzen Welt ansprechend präsentieren«, so Laing. Von Vegetariern bis zu Fleischliebhabern: Für alle wird etwas dabei sein, kündigt sie an.
In einer Ecke des Anlieferungsbereichs arbeitet eine Künstlerin gerade an einem Reifenstapel zur Dekoration. Mit einem Pinsel streicht sie die Reifen blau-weiß. Passend zum Veranstaltungsgelände wird es etwa einen verzierten Flieger geben, im »Chill-Out-Bereich« werden Bali-Betten stehen, verrät Laing einige Details zur Dekoration des Festivals vorab.