"Aufschrei" hilft Schulen bei der Erstellung eines Schutzkonzepts
Die Aktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr den Ortenauer Verein „Aufschrei“ gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen, der auch bei der Erstellung von Schutzkonzepten und mit Fortbildungen präventiv unterstützt. Neben der Intensivierung der Beratung sollen auch die Präventionsprojekte ausgebaut werden.
„Aufschrei“ unterstützt derzeit das Gengenbacher Marta-Schanzenbach-Gymnasium bei der Erstellung eines Schutzkonzeptes. Das ist ein Prozess, der rund zwei Jahre dauert. In dieser Zeit werden Vorträge des „Aufschrei“-Fachteams für das Kollegium und Eltern gehalten. Zudem gründete sich bereits eine Projektgruppe mit rund 20 Teilnehmern, die sich aus Lehrkräften, Eltern und Schülern zusammensetzt.
Wenige Männer
Kirsten Solf und Jasna Schultheiß sind die Abteilungsleiterinnen zur Koordination des Prozesses am Marta-Schanzenbach-Gymnasium. „Wir haben zwar einige zur Mitarbeit bewegt, leider sind es aber wenige Männer“, berichtet Kirsten Solf. Im Biologie-Unterricht und in der Prävention werde zwar regelmäßig über Sexualität gesprochen, im Schulprogramm selbst sei es aber wenig präsent.
Zur Ausarbeitung eines Schutzkonzeptes habe es keinen konkreten Anlass gegeben. Rund 1000 Personen der am Schulleben Beteiligen hatten die Möglichkeit, an einer digitalen Umfrage teilzunehmen, aus der eine Potenzial- und Risiko-Analyse erstellt wurde. „Dabei haben vor allem die jüngeren Schüler die Möglichkeit der Nachfrage“, erklärt Kirsten Solf.
Die Anlaufstellen
Als Anlaufstellen, wo sich die Schülerinnen und Schüler hinwenden können, wenn es um Fragen oder Vorkommnisse zum Thema Sexualität beziehungsweise sexuelle Gewalt geht, nennt sie vor allem die Schulsozialarbeiterinnen, auch alle Klassenlehrerinnen und -lehrer. „Jeder kann nach Erstellung des Schutzkonzeptes Ansprechpartner sein. Die Schüler selbst gingen „oft schamhaft“ mit Sexualität um, die Eltern seien „sensibel, was die eigenen Kinder betrifft“.
Situationen, mit denen Manuel Tumino von „Aufschrei“ umzugehen weiß. „Weder Scham noch Sensibilität sollten genommen werden“, erklärt er. Scham sei erstmal ein wichtiges Gefühl, „Scham ist gesund“, sie hat ihren Platz und sollte gewürdigt werden. „Wir sind dafür da, einen guten Umgang mit Scham, auch in Bezug auf Sexualität und sexualisierter Gewalt, zu vermitteln. Das bedeutet, zu lernen, dass es okay und normal ist, Scham zu fühlen, dass man dazu stehen kann, dass man darüber sprechen kann.“ Also genau das Gegenteil von „die Scham nehmen“.
Täter nutzen das Schamgefühl aus
Sich für seine Scham zu schämen sei etwas anderes und für viele Menschen leider normal – und das ist ein Problem, da auch genau das von Tätern ausgenutzt werden kann. „Wie gehe ich mit meiner eigenen Scham (gut) um?“ sei eine der wesentlichen Fragen. „Wir machen es besprechbar und erweitern Möglichkeiten“, so Tumino.
Ansinnen des Vereins „Aufschrei“ ist es, die Eltern für die Themen zu sensibilisieren, damit auch diese einen guten Umgang damit und mit ihren Kindern haben können. Das heißt: Die Augen nicht verschließen vor den Themen der Kinder und Jugendlichen, dass weder ein „Übervorsichtigsein“, was wiederum in ein Tabu führe, noch ein zu lockerer Umgang („die regeln das selbst“) hilfreich oder unterstützend sei. „Wie kann ich als Eltern anschlussfähig zur Lebenswirklichkeit meiner Kinder sein?“ sei eher eine gute Frage.
Die Schule als Sozialraum
Die Schutzkonzepterstellung einer Schule unterscheide sich von der für eine andere Institution wie beispielsweise für die Stadt Offenburg (wir berichteten), ein Klinikum oder einen Verein. „Besonders ist, dass die Kinder hier einen Großteil ihres bisherigen Lebens verbringen. Daher ist die Schule ein Sozialraum, in dem eine große Vielfalt an Leben geschieht“, erklärt er. Außerdem würde es ein Recht auf Schule und eine Schulpflicht geben.
Der Ausschluss von Kindern mit übergriffigem Verhalten sei keine nachhaltige Lösung, nennt der Fachberater ein Beispiel. Eine Schule müsse sich um die sozialen und pädagogischen Themen der Schülerinnen und Schüler kümmern, deshalb sei deren Beteiligung bei der Erstellung von Schutzkonzepten besonders wichtig.
Die Übersicht über die aktuellen Spendernamen
Martin Hummel, Christine Strack-Wickert, Gisela Weis, Manuela und Axel Braun, Erika Walz, Friedhilde Wild, Werner und Monika Molz, Josef und Siglinde Männle, Rita Bauer, Sieglinde, Albert und Harald Ihrig, Bernhard Spinner, Ziegler Hebetechnik und Fensterbau KG, Petra und Franziskus Pfeffer, Theo Bauer, Christian und Heidemarie Hubert, Willi und Trudel Faulhaber, Karin Udri, Alfred und Lioba Gerber, Winfried und Marianne Zimmer, Christa Kretzschmar, Ludwig und Regina Vollmer, Ursula Obert, Sabine Henke, Sinje Erhardt, Renate Kiefer, Angelika Boschert, Maria-Anna Huber, Johannes und Adelheid Dold, Detlef Langhammer, Claudia Haas, Wilfried Armbruster, Elke Jurowsky, Beate Scherer, Karl und Renate Kirrmann, Mathilde Bonath, Gebhard Zapf, Waltraud Bickel, Konrad Armbruster, Alfred und Rita Halter, Hansjörg Wöhrle, Claudia Biedermann.
Ursula Has, Manfred und Uta Schätzle, Heidi Wolpert, Petra Genter, Lore Stuper, Bruno und Christa Steffen, Bettina Melzer-Peter, Ralf Stadtmüller, Hubert Werner, Michael Scheid, Günther Lienhard, Thomas Oser und Elke Scheider-Oser, Beate Buchholz, Monika Günther, Franz Maier, Dr. Ulrich und Jutta Hartmann, Heinrich Frank, Christa Baumann, Beate Mußler, Ursula Eble, Hildegund Link, Franz Dörfer und Anita Bottling, Konrad und Elsbeth Boschert.
Walter und Doris Wälde, Ursula Wagner, Maria Neumaier, Robert und Ingeborg Koffer, Roswitha Koffer, Waldemar und Grete Böttcher, Familie Wolfgang Mischnik, Franz und Elisabeth Roth, Else Grindler, Wilfried und Inge Bierer, Verena Maile, Harald Gissler, Martin Schweiger, Regina Reiprich, Wilfried Hund, Anton und Petra Kälble, Fliesengeschäft Lang GmbH, Hans Peter Heizmann, Gerda Lewandowski, Hermann und Gertrud Treier, Gertrud Siebenmorgen sowie Higel Kältetechnik.