Ausbildungsgang für Notarfachangestellte soll starten
In einem Schulversuch sollen an den Kaufmännischen Schulen Offenburg Notarfachangestellte ausgebildet werden. Das hat der Ausschuss für Kultur und Bildung des Kreistags in seiner aktuellen Sitzung beschlossen.
Im Ortenaukreis werden zukünftig im Rahmen einer dualen Berufsausbildung Notarfachangestellte ausgebildet. Die Mitglieder des Kultur- und Bildungsausschusses des Ortenaukreises gaben in ihrer gestrigen Sitzung grünes Licht für einen entsprechenden Schulversuch an den Kaufmännischen Schulen in Offenburg, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Der Kreis wäre – sofern das Kultusministerium zustimmt – ab dem Schuljahr 2019/20 für diesen Beruf neben Stuttgart zweiter Ausbildungsstandort in Baden-Württemberg und zentraler Ausbildungsstandort für den badischen Landesteil.
Neues Angebot
»Mit diesem neuen Angebot reagieren wir auf einen durch die Notariatsreform entstandenen Bedarf. Mit der Notariatsreform zum 1. Januar 2018 wurden in ganz Baden-Württemberg rund 240 freiberufliche Notarinnen und Notare neu ernannt, erläuterte Georg Benz, Bildungsdezernent des Ortenaukreises. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in den Notariaten sei dadurch viel größer geworden. Nahezu alle 107 Notarinnen und Notare in Baden suchten derzeit dringend Auszubildende. Die seien nicht leicht zu finden, da potentiell interessierte Jugendliche oft von einem weit entfernten Berufsschulstandort mit einer auswärtigen Unterbringung während des Blockunterrichts abgeschreckt würden.
»Der Schulversuch beseitigt diesen Wettbewerbsnachteil für die Notariate in Baden. Künftig können die inzwischen freiberuflichen badischen Notarinnen und Notare ihre Fachkräfte leichter selbst ausbilden, weil die Attraktivität dieses Ausbildungsberufs für Jugendliche aus dem badischen Raum durch einen wohnortnäheren Berufsschulstandort deutlich gesteigert wird«, sagte Benz.
Gut zu erreichen
Außerdem lägen die Kaufmännischen Schulen Offenburg zentral und verkehrsgünstig. Sie seien über die ICE-Anbindung und über den ÖPNV gut angebunden und sowohl an der Rheinschiene von Karlsruhe bis zur Schweizer Grenze als auch über die Schwarzwaldbahn mit einem eigenen Bahnhalt am Kreisschulzentrum sehr gut zu erreichen. Für den Standort spreche auch, dass hier bereits die Rechtsanwaltsfachangestellten ausgebildet werden. Deren fachliche Verwandtschaft zu den Notarfachangestellten werde es der Offenburger Schule ermöglichen, sehr schnell ein bestens qualifiziertes schulisches Ausbildungsangebot auch für diese zu entwickeln.
Vielfältiges Aufgabenfeld
Notarfachangestellte unterstützen Notarinnen und Notare bei der Wahrnehmung ihrer vielfältigen Aufgaben wie beispielsweise bei Immobilienkäufen oder -übertragungen, bei Unternehmensgründungen, Eheverträgen oder Testamenten, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.
Sie wirken bei der Vorbereitung und Durchführung von Urkundsgeschäften mit und sind wichtige Ansprechpartner für die Mandanten. Zu ihren Aufgaben gehörten auch die Büroorganisation, das Anlegen und Führen von Akten, die Überwachung von laufenden Vorgängen und das Fortführen der zugehörigen Verzeichnisse, die Abwicklung von Vorgängen im elektronischen Rechtsverkehr, die selbständige Vorbereitung von Briefen, behördlichen Anträgen und (nach entsprechender Qualifikation) auch von Verträgen sowie die Erstellung von Kostenrechnungen, schreibt das Landratsamt.
Nach einer erfolgreichen Berufsausbildung und mit praktischen Erfahrungen besteht die Möglichkeit, sich in berufsbegleitenden Fortbildungslehrgängen bei der Notarkammer Baden-Württemberg zum Notarfachassistent und zum Notarfachwirt weiterzubilden, heißt es weiter.