Automobilzulieferer aus Zusenhofen rüstet sich für den Wandel
Am 1. Dezember 1970 wurde das Unternehmen Ernst Umformtechnik in Oberkirch Zusenhofen gegründet. Der Automobilzulieferer sieht sich für den Wandel der Branche gut gerüstet.
Zum 50. Geburtstag von Ernst Umformtechnik zeigt sich Unternehmensgründer Egon Ernst trotz aller Widrigkeiten zufrieden: „Das Unternehmen ist in guten Händen und entwickelt sich unter den gegebenen Umständen sehr gut.“ Die Corona-Epidemie habe die Feierlaune bei dem Automobilzulieferer aus Zusenhofen allerdings etwas gedämpft. Von Frühjahr bis Sommer seien weite Teile des 750 Mitarbeiter zählenden Unternehmens in Kurzarbeit gewesen. Eine aktuelle Branchenstudie rechne mit einem 25-prozentigen Einbruch in diesem Jahr. „Bis Anfang November hatte sich die Lage wieder stabilisiert“, teilt der Hersteller für Präzisionsumformteile aus Metall mit.
Mit einer „Kombination aus technologischer Expertise, strategischem Weitblick und unternehmerischem Mut“ hat es der Firmengründer der Mitteilung zufolge mit seinem Team geschafft, das mittelständische Unternehmen zum Entwicklungspartner der globalen Automobilindustrie zu machen.
Als Beispiel nennt der Sohn des Gründers und heutige Geschäftsführer Matthias Ernst einen Synchronring. Dem gezackten metallenen Ring mit etwa sieben Zentimetern Durchmesser sei nicht anzusehen, dass er eine kleine technologische Revolution war und dem Unternehmen aus Zusenhofen den Weg zur chinesischen Niederlassung geebnet hat. Die Synchronringe sind Bauteile in den Getrieben moderner Autos. Früher wurden solche Bauteile gesintert, geschmiedet oder gegossen. „Sie durch bloßes Stanzen und Umformen aus einem Metallblech herzustellen, war eine echte Innovation“, erklärt Ernst. Es habe einige Jahre gedauert, bis sich das neue Verfahren in der konservativen Branche durchgesetzt habe. Doch dann seien die Stückzahlen so rasant gewachsen, dass Ernst nicht nur in Deutschland, sondern auch in China eine Produktion aufbaute. Heute produziere das Unternehmen mehr als 16 Millionen Synchronringe pro Jahr.
„Anfangs haben einige der Mitarbeiter gezweifelt. Doch die Internationalisierung hat dafür gesorgt, den Heimatstandort zu stärken“, sagt Egon Ernst.
Herbert Gieringer, Mitgesellschafter und technischer Geschäftsführer, sieht das Unternehmen für den Wandel in der Automobilbranche gewappnet. Neben der reinen Metallumformung gehören Zerspanen sowie Schweißen und Montieren von Baugruppen inzwischen zum Angebot. Die jüngste Großinvestition am Standort Zusenhofen ist eine neue 3100-Quadratmeter-Halle mit einer 1500-Tonnen-Presse kombiniert mit elektronischen Steuerungen und Automatiken. Damit könnten neue hochfeste Materialien besonders kraftvoll und äußerst präzise umgeformt und bearbeitet werden. Bauart und Technologie würden für die nötige Flexibilität auch bei kleineren Serien sorgen. Damit könne Ernst auch für andere Branchen wie Elektrogerätehersteller interessante Lösungen bieten.
Zu den Herausforderungen der Autobranche gehören laut Mitteilung neben Digitalisierung und autonomem Fahren auch die Elektromobilität. Das führe zu völlig neuen Anforderungen an das Produktspektrum. „Wir haben uns schon früh damit befasst und festgestellt, dass wir uns auf komplexere und vielfältigere Teile in kleineren Stückzahlen einstellen müssen“, berichtet Gieringer. Komplexe Bauteile für den Antriebsstrang in Elektroautos stünden auf dem Programm.
Vier Standorte
Am 1. Dezember 1970 begann Egon Ernst mit seiner Frau und einem Mitarbeiter in einer ehemaligen Schreinerei in Oberkirch-Zusenhofen, Werkzeuge, Vorrichtungen und Spritzformen herzustellen. Das Familienunternehmen hat seinen Stammsitz immer noch in Zusenhofen. Drei internationale Niederlassungen in Frankreich, den USA und China gehören zur Unternehmensgruppe.