Nach einem Erdrutsch unter den Gleisen bei Rastatt-Niederbühl

Bauarbeiten am Tunnel Rastatt legen Bahnverkehr lahm

Bastian André / Christoph Fischer / Benedikt Spether / Christoph Rigling
Lesezeit 6 Minuten
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13. August 2017
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(Bild 1/6) Die völlig verbogenen Bahngleise bei Rastatt. ©Benedikt Spether

Schlechte Nachrichten für Bahnreisende und Pendler in Richtung Karlsruhe. Nach einer Störung bei Rastatt ist der Bahnverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden eingestellt worden – wahrscheinlich für ein bis zwei Wochen. Ab Montag gilt ein Ersatzfahrplan.

Schon wieder müssen Reisende und Pendler mit massiven Behinderungen auf der Rheintalbahn rechnen. Vor zwei Wochen legte ein Sturm die Strecke für Stunden lahm. Diesmal könnte es bis zu zwei Wochen dauern, wie die Deutsche Bahn AG mitteilte. Bei Bauarbeiten am Rastatter Tunnel hatten sich am Samstag die Gleise abgesenkt. Bilder in einem Online-Forum zeigen die abgesenkte Bahnstrecke. Sensoren an der Baustelle lösten die Sperrung automatisch aus. Wie es zu dieser Störung kommen konnte, prüft die Deutsche Bahn AG nach eigenen Angaben noch. Vier Häuser in unmittelbarer Umgebung wurden geräumt.

Herrenknecht-Bohrer

Der Tunnel gehört zum internationalen Bahnprojekt Rotterdam-Genua – wie der geplante Offenburger Tunnel auch. Beim Bauprojekt in Rastatt sind zwei Vortriebsmaschinen der Herrenknecht AG im Einsatz. Das Schwanauer Unternehmen stellt die Maschinen zur Verfügung. Das Unternehmen verwies deshalb auf Anfrage der Mittelbadischen Presse an den verantwortlichen Bauherr – also die Deutsche Bahn AG – und war zu keiner Stellungnahme bereit.

Der gesamte Zugverkehr auf einer der am stärksten frequentierten Strecken im deutschen Eisenbahnnetz ruht somit auf dem Abschnitt zwischen Baden-Baden und Rastatt. Zwischen den Städten verkehren Ersatzbusse im 6-Minuten-Takt. Reisende auf diesem Streckenabschnitt müssen mit Reisezeitverlängerungen von einer Stunde rechnen. Die Störung hat Auswirkungen auf den kompletten nationalen und internationalen Bahnverkehr.

Seit heute gilt ein Ersatzfahrplan. Die Bahn empfiehlt, sich vor Fahrtantritt über Verbindungen auf bahn.de/aktuell, in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/Reiseauskunft zu informieren.

Nachdem zunächst zwischen Offenburg und Karlsruhe nichts mehr ging, bestätigte eine Bahn-Sprecherin am Samstagnachmittag gegenüber der Mittelbadischen Presse, dass die Züge aus Basel und Freiburg inzwischen bis nach Baden-Baden fahren können und nicht bereits in Offenburg stoppen. Manche Fernzüge wurden aber komplett gestrichen. Die Reparaturen an der betroffenen Stelle laufen nach Informationen der Mittelbadischen Presse seit Samstag auf Hochtouren.

Am frühen Sonntagnachmittag gab die Bahn weitere Informationen heraus: "Nach einer Sichtung der Lage ist davon auszugehen, dass die derzeit bestehende Sperrung der Strecke zwischen Rastatt und Baden-Baden länger andauert und sich mindestens über ein bis zwei Wochen erstrecken wird. Grund für die Sperrung ist eine schwerwiegende technische Störung an der Strecke. Vor Ort wird intensiv an der Störungsbehebung gearbeitet. Derzeit müssen Reisende auf der Rheintalbahn mit massiven Einschränkungen rechnen. 

Weiter hieß es von Seiten der Bahn: "Reisende müssen sich auf dieser Strecke weiterhin auf mehrstündige Verzögerungen einrichten und werden gebeten, ihre Fahrt möglichst über alternative Strecken zu planen. Kunden auf der betroffenen Strecke können ihre Fahrkarten für andere Züge - auch auf weitläufigen Umleitungsstrecken - nutzen oder diese bei Reiseverzicht ohne Gebühr zurückgeben. Neben den Fahrgastrechten für Verspätungen erstattet die DB auch Mehrkosten für Bahntickets, die aufgrund der Streckensperrung für längere Umwegstrecken gelöst werden, und entschuldigt sich für die Beeinträchtigungen ausdrücklich bei allen Reisenden."  Was genau an der betroffenen Stelle in Niederbühl gemacht wird, konnte oder wollte ein Bahnsprecher nicht sagen. Experten seien noch dabei, sich einen Überblick zu verschaffen.

Zwischen Baden-Baden und Rastatt sei ein Busnotverkehr eingerichtet worden. Fernzüge aus Richtung Norden enden in Karlsruhe, zusätzliche Regionalzüge pendeln dafür zwischen Karlsruhe und Rastatt. Nach Informationen der Mittelbadischen Presse läuft der Schienenersatzverkehr am Sonntag in Baden-Baden reibungslos. Sehr viele Busse sind im Einsatz.

Internationale Züge von und nach Paris fahren nicht über Straßburg und Karlsruhe, sondern halten ersatzweise in Saarbrücken und Mannheim.

Entspannte Lage in Offenburg

Die Feuerwehr Offenburg hat am Bahnhof in einem Zelt ein Lagezentrum eingerichtet für den Fall, dass Reisende am Bahnhof eintreffen und betreut werden müssten.

In Offenburg war die Lage am Samstagnachmittag jedoch sehr entspannt, von Chaos keine Spur. Das bestätigte auch Feuerwehrsprecher Wolfgang Schreiber: "Im Vergleich zur Lage Ende Juli, nach dem Unwetter, ist das hier viel ruhiger." Er gehe davon aus, dass es so entspannt bleibt, zumal Fernzüge bis nach Baden-Baden fahren können. Sollten Züge aber doch mal mit vielen aussteigenden Gästen in Offenburg eintreffen, würde die Feuerwehr rechtzeitig Informationen von der Bahn erhalten, so Schreiber.

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Anders war die Lage am Samstag in Baden-Baden. Laut Schreiber könnten die Züge im Schienennahverkehr die Menge an Menschen nicht aufnehmen. Reisende, die am Offenburger Bahnhof ausgestiegen waren, berichteten der Mittelbadischen Presse von teils chaotischen Zuständen an den Bahnhöfen in Baden-Baden und auch in Karlsruhe. Für die große Anzahl Zugfahrender hätten die Ersatzbusse nicht gereicht, viele mussten lange auf den nächsten Bus warten. Einige fühlten sich von der Bahn schlecht darüber informiert, wie sie weiter an ihr Reiseziel kommen können.

 

 

Live-Infos im Internet

Die Deutsche Bahn empfiehlt Reisenden, sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung zu informieren. Tagesaktuelle Reiseverbindungen mit Echtzeitinformationen sind in der Reiseauskunft auf m.bahn.de, in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/Reiseauskunft zu ersehen, teilt das Unternehmen mit.

Videos vom Samstagnachmittag

Kurz nachdem die Meldung über die Sperrung der Strecke am Samstag von der Bahn gemeldet wurde, haben wir mit der Offenburger Feuerwehr vor Ort am Bahnhof gesprochen.

Wolfgang Schreiber, Sprecher der Feuerwehr Offenburg:

 

Offenburgs Feuerwehr-Kommandant Peter Schwinn:

Am Sonntagnachmittag zog die Feuerwehr Offenburg eine Zwischenbilanz: Feuerwehr, Rotes KReuz und Malteser Hilfsdienst hätten am Samstag eine Warmverpflegung für 200 Personen sichergestellt, sodass bis gegen 0.30 Uhr Getränke und Eintopf an Wartende am Bahnsteig ausgegeben wuorden seien. "Zudem waren Betreuungskräfte der Bahn im Einsatz und standen für Fragen zur Verfügung. Nach Aussage des Roten Kreuzes nutzen etwa 30 Personen die Aufenthaltsmöglichkeit des abgestellten Hotelzuges." Unglücklicherweise sei es auf der Bahnstrecke bei Riegel durch nicht aufschiebbare Bauarbeiten zu Behinderungen im Schienenverkehr in Richtung Süden gekommen. Weiter teilte die Feuerwehr mit: "Nachdem gegen 21.45 Uhr eine weitere Lagebesprechung in der gemeinsamen Einsatzleitung stattgefunden hatte, konnte der Meldekopf auf dem Bahnhofsvorplatz seinen Betrieb einstellen. Die Betreuungskräfte rückten im Laufe der Nacht nach und nach in ihre Unterkünfte ein."

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