Benefizaktion „Leser helfen“: Für Kinder, die Hilfe brauchen

Geschafft: Erstmals sitzt diese kleine Patientin, fürsorglich begleitet von ihrer Mama, auf dem Rücken des gutmütigen Therapiepeferds Nina. ©Foto: Ulrich Marx
Die Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse sammelt ab sofort für das Epilepsiezentrum in Kehl-Kork. Die Spenden sind für ein neues Therapiepferd, einen mobilen Entspannungsraum und die Beratungsstelle.
Für viele Kinder und deren Eltern ist die Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche in Kork ein wahrer Rettungsanker. Denn nach der Diagnose ist nichts mehr wie es war in den Familien. Damit Chefarzt Dr. Bast und sein Team sich so umfassend wie möglich um die jungen Patienten kümmern können, benötigen sie Geld, viel Geld. Denn nicht alles bezahlen die Krankenkassen.
Deshalb unterstützt die mittlerweile 25. Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse die Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche, die wie zwei weitere Epilepsiekliniken für Erwachsene und Behinderte zur Diakonie Kork gehört. Im Einzelnen wird eine insgesamt sechsstellige Summe benötigt für
- ein neues Therapiepferd zur Hippotherapie,
- einen mobilen Snoezelen-Wagen (Snoezelen ist eine Entspannungsmethode aus den Niederlanden),
- die Existenzsicherung der einzigen Epilepsieberatungsstelle im Land und
- die erstmalige Anschaffung digitaler Aufklärungsmittel wie Videos.
Wie gesagt: Ohne Spenden wird ein Großteil dieser Projekte nicht umgesetzt werden können oder aber nur in sehr reduzierter Form.
In der Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche, kurz Kinderklinik genannt, werden jährlich etwa 900 Patienten stationär und 1400 ambulant behandelt. Einerseits sind das Säuglinge, Kindergartenkinder und Schüler ohne andere Beeinträchtigungen als die Anfälle. Andererseits kommt Epilepsie aber auch häufig bei jungen Menschen mit zusätzlichen neurologischen und psychosozialen Problemen, wie geistiger Behinderung, vor. Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns. Die Übererregung der Nervenzellen kann zu Anfällen führen. „Unser zentrales Anliegen ist es, dass jedem Kind und Jugendlichen ein umfassendes Behandlungskonzept zugutekommt“, sagt Chefarzt Dr. Thomas Bast.
Und dann noch Corona...
Die Wahrscheinlichkeit, an Epilepsie zu erkranken, ist im Kindesalter am höchsten. „Gerade in die Kinderklinik kommen Eltern in einem emotionalen Ausnahmezustand. Ihr bisheriges Lebenskonzept ist zusammengestürzt“, beschreibt der Kinderneurologe.
Aufgrund Corona würden Betroffene weitere Belastungen durch Isolation, zusätzliche Krankheitsrisiken oder Ängste erleiden. Das alles brauche verstärkt einen Ausgleich durch Therapieelemente, die positive Erfahrungen vermitteln.
Mit der Benefizaktion „Leser helfen“ soll ein neues Therapiepferd gekauft werden. In Kork wird die Hippotherapie durch eine zertifizierte Hippotherapeutin angeboten. Das Pferd Nina wurde speziell für den Umgang mit epilepsiekranken Menschen ausgebildet. In absehbarer Zeit wird ein neues Therapiepferd gebraucht, da Nina schon 21 Jahre alt ist. Die Kosten für den Kauf eines neuen Pferdes und dessen Ausbildung liegen bei 50 000 Euro.
„Snoezelen“ ist ein weiteres Therapie-Angebot. „Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, mit geistiger Behinderung erleben ihre Umwelt oft als sehr chaotisch. Sie können den Umweltreizen, denen sie permanent ausgesetzt sind, nicht entfliehen, da sie diese nicht ordnen oder verstehen können. Sinnesreize wie Musik, Licht, Düfte werden selektiv durch die Entspannungsmethode Snoezelen angeboten und entfalten so eine beruhigende Wirkung“, erklärt Bast. Ein mobiler Snoezelen-Wagen würde diese vielfältigen Möglichkeiten eröffnen. Die Kosten belaufen sich auf rund 5000 Euro. Weitere 5000 Euro werden für den Ausbau des bestehenden Angebotes auf den beiden anderen Stationen der Kinderklinik benötigt.
Zuerst völlig ratlos
Erleide ein Kind das erste Mal in seinem Leben einen epileptischen Anfall, sind die Eltern oft ratlos. So wenden sie sich meistens hilfesuchend an die Epilepsieberatungsstelle der Diakonie Kork. Es ist die einzige Epilepsieberatungsstelle in Baden-Württemberg. Entsprechend groß ist auch der Andrang. Ausschließlich aus eigenen Mitteln und Spenden wird sie finanziert. Die Kosten belaufen sich auf etwa 80 000 Euro pro Jahr. Patienten der Kinderklinik und ihre Eltern würden den Aufenthalt dort als äußerst belastend erleben und befänden sich oft in einem Krisenzustand. „Es sind immer wieder neue, unbekannte Situationen, in denen insbesondere von den Eltern vieles abverlangt wird. Sie müssen Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen sowie mit Ärzten und Therapeuten kooperieren“, sagt Thomas Bast. Elementar wichtig sei es, dass sie die Krankheit Epilepsie, die besondere Form, an der ihr Kind leide, verstehen. Auch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sei dieses Grundverständnis für die Bewältigung ihrer Erkrankung zentral.
„Diese Informationen sollten ihnen anschaulich vermittelt werden“, so der Kinderneurologe. Dafür würden sich digitale Medien anbieten. Doch dieses Material gibt es noch nicht und soll mit einem Teil der Spenden – 30 000 Euro wäre nötig – produziert und angeschafft werden
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