Berylliose schreckt Oberkircher Bauhof auf
Oberkirch. In der Ortenau ist die Berylliose-Erkrankung (siehe Stichwort) eines Mitarbeiters des Oberkircher Bauhofs möglicherweise ein Novum: »Ich bin seit 30 Jahren hier und mir ist noch kein einziger Fall begegnet«, stellt Thomas Wolf fest. Der Mediziner ist Sachgebietsleiter für Umwelt- und Infektionshygiene im Gesundheitsamt des Kreises. Julia Morelle, Leiterin des Amts für Gewerbeaufsicht, ebenfalls im Landratsamt angesiedelt, nickt zustimmend. Berylliose ist eine sehr seltene Krankheit.
OB Matthias Braun hat sich nach einer Anfrage der Mittelbadischen Presse Verstärkung aus Offenburg geholt. Denn so selten wie die Krankheit ist, seit Ende 2011 ist ein Mitarbeiter seines Bauhofs betroffen und seither krank geschrieben.»Wir haben sofort alles in die Wege geleitet, um die Mitarbeiter zu schützen«, erklärt der OB. Freiwillig konnten sich die Beschäftigten des Bauhofs und der angrenzenden Stadtwerke im Uni-Klinikum Freiburg untersuchen lassen. 20 nahmen das Angebot an. Ergebnis: Neben dem Erkrankten haben vier der Untersuchten eine Beryllium-Sensibilisierung. Sie könnten erkranken, wenn sie mit einer größeren Menge des Metallstaubs in Kontakt kämen.Proben in Oberkirch Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage, ob es in Oberkirch eine Beryllium-Quelle gibt. Seit einigen Tagen liegt dazu das Ergebnis einer Bodenprobenanalyse vor.:Der maximale Beryllium-Wert, der gefunden wurde, beträgt knapp ein Hundertsel dessen, was auf einem Kinderspielplatz erlaubt wäre – eine vernachlässigbare Größe. Damit lasse sich ausschließen, dass es in Oberkirch eine Quelle gibt, die eine Berylliumbelastung verursachen könnte. Neben Proben am Bauhof hat Diplomingenieur Bernd Kopp vom Ingenieurbüro HPC Kopp insgesamt zwölf Proben im Stadtgebiet entnommen. »Wenn es eine Beryllium-Quelle gäbe, hätten wir dies im Boden nachweisen können.« Die angrenzenden oder früher auf dem Bauhofgelände angesiedelten Firmen haben nach Recherchen der Behörden nie Beryllium verwendet. Jetzt ist die Berufsgenossenschaft gefordert. Sie muss ermitteln, ob es in der Vergangenheit des erkrankten Mitarbeiters Hinweise darauf gibt, die für eine Beryllium-Vergiftung sprechen. Möglich wäre dies beispielsweise bei der Aufarbeitung von Elektronikschrott gewesen. »Wenn alle Sicherheitsrichtlinien eingehalten wurden, dürfte aber auch dort nichts passiert sein«, ergänzt die Leiterin der Gewerbeaufsicht.Die Stadt Oberkirch wird die Untersuchungen fortsetzen. So steht noch das Ergebnis einer Raumluft-Untersuchung aus. Hier gehen die Experten aber nicht davon aus, dass Beryllium gefunden wird, wenn im Boden keines enthalten sei.
Berylliose:
Beryllium ist ein seltenes Metall. Berylliumhaltige Stäube oder Dämpfe können vom menschlichen Körper über Nahrung oder Atemluft aufgenommen werden. Sie sind krebserregend. In der Lunge kann die Aufnahme zu Berylliose führen, einer Störung der Lungen- und Atemwegsfunktion. Bis eine chronische Berylliose ausbricht, können Jahrzehnte vergehen. Ähnlich wie bei einer Allergie müssen Menschen eine Sensibilisierung auf Beryllium haben, um krank zu werden. Über die Gründe für die Veranlagung ist wenig bekannt, sie könnte genetisch bedingt sein.