Bilanz für 2020: Hansgrohe ist gut durch das Corona-Jahr gekommen
Der Armaturenhersteller Hansgrohe ist im vergangenen Jahr trotz Corona gewachsen. Die Auslastung am Standort Offenburg hat zugenommen, neue Arbeitsplätze sollen in der Region entstehen.
Unterm Strich verzeichnet der international tätige Bad-Armaturenhersteller Hansgrohe mit Hauptsitz in Schiltach trotz der Corona-Pandemie für das Geschäftsjahr 2020 positive Zahlen. „Im ersten Halbjahr hatten wir zwar zweistellige Umsatzrückgänge, diese Lücke konnte aber im zweiten Halbjahr fast vollständig ausgeglichen werden“, sagte Hans Jürgen Kalmbach, der Vorsitzende des Vorstands von Hansgrohe, am Montag anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens. Aber nicht vollständig: Der Umsatz sank im Vergleich zu 2019 um 1,4 Prozent auf 1,074 Milliarden Euro (währungsbereinigt: -0,3 Prozent). Dank des starken Firmen-Wachstums in Deutschland und weltweit konnte das Betriebsergebnis kräftig gesteigert werden: Um neun Prozent auf 197 Millionen Euro, berichtete Kalmbach.
Offenburger Werk
Als ein „Highlight“ 2020 nannte der Vorstandsvorsitzende, dass die Mitarbeiterzahl im Vergleich zu 2019 trotz Corona gehalten und leicht ausgebaut werden konnte. Das allerdings nur minimal. In Deutschland waren Ende 2020 sieben Beschäftigte mehr angestellt als 2019 (siehe Infobox). In den Werken in Offenburg und Willstätt seien aktuell knapp 1100 Menschen beschäftigt. „In Offenburg hatten wir im zweiten Halbjahr 2020 einen super Lauf. Die Auslastung dort ist stark angestiegen, und auch die Auftragsbestände für 2021 sind gut“, sagte er. Das gelte für alle Bereiche – von der neuen Galvanik über die Kunststofffertigung bis hin zur Montage der Armaturen und Brausen. Wegen dieses starken Wachstums stellte der Vorstandsvorsitzende die Schaffung weiterer Arbeitsplätze in der Region in Aussicht.
"Robuste Bilanz"
Reinhard Mayer, der Finanzvorstand von Hansgrohe, sprach von einer „äußerst starken und robusten Bilanz“, die durch agiles Handeln während Corona erreicht worden sei. Die Pandemie habe, was die Kosten betreffe, auch positive Effekte gehabt: „Durch den Wegfall von Messen und Reisekosten gab es Einsparungen“, so Mayer. 46,8 Millionen Euro, also rund vier Prozent des Umsatzes, hat Hansgrohe 2020 investiert – „der größte Teil davon in Werkzeuge für neue Produkte, Maschinen und Anlagen.“
Aber auch in die Digitalisierung von Prozessen und die IT. „Viele Kunden im Lockdown konnten unsere Außendienstmitarbeiter nicht mehr treffen“, so Kalmbach. Daher sei man auf virtuelle Formate ausgewichen. „Damit hatten wir plötzlich eine viel weitere Reichweite, auch auf den Auslandsmärkten.“ Es sei gelungen, die bei der Vorstellung neuer Produkte wichtigen Emotionen auch online rüberzubringen. Daher soll es nach dem Lockdown hybride Veranstaltungen geben – also Vor-Ort-Termine, die auch im Internet übertragen werden, so Kalmbach.
Portfolio erweitert
Ein wichtiges Ereignis war Ende 2020 der Erwerb der Mehrheitsanteile an dem niederländischen Familienunternehmen Easy Sanitary Solutions (ESS). Für Finanzvorstand Mayer eine „wichtige Investition für die Zukunft“. ESS hat die Duschrinne „Easy Drain“ erfunden. Damit hat Hansgrohe sein Produktportfolio strategisch erweitert. „Wir beschäftigen uns schon lange mit Ablaufsystemen, aber mehr im Waschbeckenbereich. Duschen sind jedoch ebenfalls ein attraktives Segment“, so Kalmbach.
Klimaneutral bis 2030
Umweltschutz steht bei Hansgrohe hoch im Kurs: Das Unternehmen hat sich das Ziel gesteckt, bis 2030 vollständige CO2-Neutralität zu erreichen.
Schon bis Ende dieses Jahres soll das an allen deutschen Standorten umgesetzt sein. Bis Ende 2022 sollen auch die internationalen Standorte klimaneutral werden. „Aber wir denken weiter: Bis Ende des Jahrzehnts ist das Gesamtunternehmen, inklusive der Produkte und Lieferketten, klimaneutral“, sagte Kalmbach.
Rohstoffpreise steigen
Der Branche machen derzeit die steigenden Preise bei der Rohstoffgewinnung zu schaffen. Manche Wettbewerber von Hansgrohe haben bereits reagiert und die Preise für ihre Produkte erhöht. „Die hohen Stahlpreise treffen uns auch, aber auch die Kupfer- und Zinkpreise entwickeln sich ähnlich“, so Mayer. Bis etwa Ende April will Hansgrohe nachziehen und ankündigen, wie hoch die Preisanpassungen ausfallen, kündigte der Finanzvorstand an.
120 Jahre Firmengeschichte
Das Unternehmen wurde im Sommer 1901 in Schiltach gegründet und besteht somit seit 120 Jahren. Angesichts dieses Jubiläums kündigte Kalmbach bei der Bilanz-Pressekonferenz für das laufende Jahr ohne konkret zu werden „einige Highlights“ an.
Das Geschäftsjahr 2020 in Zahlen
Die wichtigsten Bilanzzahlen der Hansgrohe-Gruppe für das vergangene Jahr im Überblick:
◼ Gesamtumsatz: 1,074 Milliarden Euro (-1,4 Prozent, 2019: 1,088 Milliarden Euro).
◼ Betriebsergebnis: 197 Millionen Euro (+9 Prozent, 2019: 180,6 Millionen Euro).
◼ Umsatz-Ergebnisquote: 18,3 Prozent (2019: 16,6 Prozent)
◼ Eigenkapitalquote: 54 Prozent (2019: 52 Prozent).
◼ Mitarbeiter: 4714 (2019: 4711). Davon in Deutschland: 2971 (2019: 2964).
◼ Investitionen: 46,8 Millionen Euro (2019: 53,7 Millionen Euro).