Bis zu 200 Euro: Kommunen bemühen sich um ihre Neubürger
Die sogenannte Neubürgertüte ist fast überall Standard: Mit gebündelten Infos versuchen die Kommunen, den Zugezogenen das Einleben zu erleichtern. Einige haben sich sogar weitere Extras ausgedacht, um den Neuen einen freundlichen Empfang zu bieten.
»Uns liegt daran, neu Zugezogene schnell in die Gemeindegemeinschaft aufzunehmen und für den örtlichen Handel und die örtlichen Vereine zu begeistern«, sagt Stefan Hattenbach, Bürgermeister von Kappelrodeck. Deshalb hat er für seine Gemeinde eine Ortsinformationsbroschüre erarbeiten lassen, die jährlich rund 300 bis 400 Neubürgern bei der Anmeldung ausgehändigt wird.
Positiver Erstkontakt
Hattenbach legt Wert darauf, dass der erste Kontakt in der Kommune positiv ist. Natürlich müssten die Standortfaktoren stimmen, alles andere sei »eine nette Geste einer Gemeinde, der ihre Bürger und deren Einbindung ins Gemeindeleben wichtig sind«. Bald will der Bürgermeister deshalb in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Einzelhandel und den Vereinen ein Gutscheinpaket schnüren.
»Die Anzahl der Gutscheine hat in der Zwischenzeit zugenommen, da unser Einzelhandel so die Möglichkeit hat, für einen Einkauf zu werben«, sagt Bürgermeisterin Sonja Schuchter, die die Neubürgertüte in Sasbachwalden eingeführt hat. Dass jemand wegen der Neubürgertüte in eine Kommune zieht, glaube niemand. »Aber man fühlt sich darin bestätigt, die richtige Wahl getroffen zu haben.«
Gutschein
In Fischerbach etwa gibt es seit Jahren einen Einkaufsgutschein über zehn Euro, in Gutach Einkaufs- und Gratisgutscheine von Handel und Gastronomie. In Hausach macht man mit einer Parkscheibe auf die 580 kostenlosen Parkplätze aufmerksam. In Biberach gibt es ebenfalls Gutscheine – auch für Vereinsmitgliedschaften – und eine Ermäßigung auf die Jahreskarte im Freibad. Einmal Baden und Minigolfspielen sind in Renchen für Neubürger frei. Gengenbach fördert speziell Studierende, die ihren Hauptwohnsitz in die Reichsstadt verlegen, mit Gutscheinen im Wert von 200 Euro.
Auf das kulturelle Angebot mit freien Eintritten zu Museen und einer Veranstaltung möchte man Neubürger in Zell am Harmersbach aufmerksam machen. In Wolfach gibt es einen Schlüsselanhänger und in Hohberg eine Postkarte. In Ettenheim können Neubürger ihre Stadt bei einer kostenlosen Führung kennenlernen.
Eine Tüte mit viel Inhalt
In den sogenannten Neubürgertüten, die so gut wie überall bei der Anmeldung überreicht werden, sind neben den Infos zum neuen Wohnort oftmals auch Müllkalender, Vereinsinfos, Telefonbücher sowie Ortspläne, Reise- und Gastroführer enthalten. Ein erstes Gratisabo für die Gemeindeblätter wird etwa in Biberach, Hohberg und Wolfach beigelegt, während Ortenberg und Hofstetten ein Zeitungsabo beilegen.
Rein ins Gemeindeleben
Da anfangs noch alles neu ist, kommt in Durbach das Schreiben des Bürgermeisters erst nach der Anmeldung ins Haus. In Berghaupten wird darin nochmals explizit dazu aufgefordert, sich am Gemeindeleben zu beteiligen. Ettenheim oder Kappel-Grafenhausen laden zum Neubürgerempfang ein, ebenso Willstätt.
Das kriegen Neugeborene von ihren Kommunen
Lustige Sprüche führen bei den Kommunen die Hitliste der Geschenke für Neugeborene an. Meist werden sie auf Lätzchen gedruckt, etwa »Der neuste Schrei aus Hofstetten«. In Kappel-Grafenhausen gibt es ein Badetuch mit der Losung »Leben in Rheinkultur«, während Sasbachwaldener Babys einen Strampler oder eine Spieluhr erhalten. Eine Müslischale und einen Kinderbecher »Hahn und Henne« der Zeller Keramik gibt es in Zell a. H., in Haslach eine handgedrechselte Holzrassel. Jungeltern bekommen in Hofstetten Unterstützung durch einen Gutschein für eine Gaststätte, in Schwanau einen 100-Euro-Gutschein für den örtlichen Kindergarten. In Fischerbach gibt es einen Einkaufsgutschein, Bauplatzerwerber erhalten je minderjährigem Kind 2000 Euro Ermäßigung auf den Bauplatzpreis. In Lauf gibt es dafür 4000 Euro pro Kind, maximal 16 000 Euro. In Meißenheim wird bei einer gemeinsamen Aktion für jedes im Vorjahr geborene Baby ein Baum gepflanzt.