100 Mitarbeiter und Besucher betroffen

Bombendrohung in Offenburg: Verdächtiger bestreitet die Tat

Antonia Höft
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. Juni 2017
Mehr zum Thema

©Ferdinand Vögele

In einer Außenstelle des Offenburger Landrats-amts in der Lange Straße ist am Montag um kurz vor 10 Uhr eine Bombendrohung eingegangen. Die Polizei hat einen 46-jährigen Verdächtigen noch am selben Tag verhört – er bestreitet die Tat.

 »Bitte begeben Sie sich unverzüglich in das Gebäude!«, forderte ein Polizist um zirka 10 Uhr am Montagmorgen Sandra Grösser, Mitarbeiterin im Biermichel Offenburg, auf. »Ich wollte nur schauen, warum so viele Polizisten und Streifenwagen in der Lange Straße sind«, erzählte sie der Mittelbadischen Presse am Telefon.

Durch das Fenster beobachtete sie das Geschehen: In der Außenstelle des Landratsamts in der Offenburger Lange Straße war am Montagmorgen eine Bombendrohung um kurz vor 10 Uhr eingegangen, wie die Polizei bestätigte. 

In jeder Etage Verantwortliche

Das Amt hatte den anonymen Anruf als »ernsthafte Drohung« registriert, sagte Armin Mittelstätt, Leiter der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA) vor Ort. Anschließend wurde das KOA-Gebäude geräumt und die Polizei informiert. In jeder Etage des Gebäudes habe es Verantwortliche gegeben, die die Evakuierung koordinierten, so Mittelstätt.

Um die zehn Personen sind laut dem Leiter der KOA mit Megaphonen durch die vier Stockwerke gelaufen, um die Mitarbeiter und Besucher aufzufordern, sich nach draußen zu begeben. »Etwa 100 Mitarbeiter, davon auch Besucher, haben das Gebäude dann verlassen.« 

Drohungen in Briefen

Statt Hysterie waren die Mitarbeiter gelassen, sagte Mittelstädt. Nur fünf Minuten habe es gedauert, dann war das Gebäude leer, berichtet auch Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste, im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse vor Ort. An Drohungen in Briefen »vor etlichen Jahren« könne sich Böttinger erinnern. An Einschüchterungen dieser Art jedoch nicht. »Ich hatte eher Sorge als Angst, weil man vor allem an das Wohl seiner Mitarbeiter denkt«, so Böttinger. Wer im Jobcenter arbeite, sei allerdings abgehärtet. »Die Mitarbeiter bekommen hin und wieder Drohungen«, bedauerte Mittelstätt im Gespräch.

 

 

Das sei zwar nicht die Regel, dennoch gebe es diese einzelne Vorfälle. Das Gelände wurde am Vormittag großräumig abgesperrt, und die Polizisten durchsuchten die leeren Räume mit drei Spürhunden nach Sprengstoff ab. Das unterirdische Parkhaus »Alt Offenburg« sowie das Schnellrestaurant »Kaffee Bohne« wurden zudem geschlossen. Die Zufahrt von der Grabenallee zur Lange Straße war ebenfalls Stunden gesperrt. Umliegende Gebäude, wie auch der Biermichel, wurden nicht evakuiert. 

Verdächtigen verhört

Kurz nach 13 Uhr dann die Entwarnung: Es wurde kein Sprengstoff gefunden, sodass die Mitarbeiter ins Gebäude zurückkehrten. Die Beamten entfernten die Absperrbänder und rückte nach drei Stunden ab. Die Polizei hat einen Verdächtigen, gegen den nun ermittelt wird, sagte Pressesprecher Patrick Bergmann der Mittelbadischen Presse. 

Im Zuge der Recherchen habe sich ein Tatverdacht gegen einen 46-Jährigen ergeben. Ob der  Mann für den folgenschweren Anruf in Frage kommt, müssten weitere Ermittlungen nun zeigen; denn der Verdächtige habe die Vorwürfe im Rahmen seiner Befragung bestritten, informierte die Polizei. Er wurde gestern wieder auf freien Fuß entlassen. 

INFO: Den letzten Großeinsatz nach einer Drohung gab es am 12. März gegen eine Offenburger Diskothek. Ein Anfang 20-jähriger Mann hat im Internet mit einem Anschlag gedroht, sagte die Polizei (wir berichteten). Er wurde festgenommen. Für den Einsatz wurden Beamte aus unterschiedlichen Teilen Baden-Württembergs alarmiert. 

 

Hintergrund

Welche Strafe den Täter erwartet

Bombendrohungen stehen in Deutschland unter anderem nach Paragraph 126 Absatz 2 des Strafgesetzbuches als Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten unter Strafe. Laut Rüdiger Moll, Pressesprecher und Richter am Landgericht Offenburg, hänge die Strafe aber insbesondere von den individuellen Faktoren – wie alt war der anonyme Anrufer bei der Tat, ist er vorbestraft oder wie lautet sein Tatmotiv – des Täters ab. Das Strafmaß kann laut Pressesprecher Moll eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe beinhalten. 

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

Knacken die Offenburger noch die Marke von 1000 Teilnehmern beim Ortenau-Check?
vor 14 Stunden
Ortenau-Check
Am Sonntag endet der große Ortenau-Check. Sie haben also nur noch drei Tage Zeit, um für Ihre Heimat abzustimmen. Je mehr Bürger teilnehmen, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis.
Ein riesiges Transparent mit der Aufschrift "Utilisez votre voix, use your voice, nutze Deine Stimme" wirbt derzeit am Europäischen Parlament in Straßburg für die Europawahlen, die vom 6. bis 9. Juni stattfinden – in Deutschland am Sonntag, 9. Juni.⇒Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa
vor 17 Stunden
Die Ortenau und das Elsass profitieren besonders
Die Europäische Union hat im Alltag der Bürger vieles verändert. In Grenzregionen wie etwa der Ortenau und dem Elsass ist Europa besonders deutlich spürbar. In der zweiten Folge unserer Serie zur Europawahl gibt es einen Überblick über wichtige Entwicklungen.
vor 19 Stunden
Ortenau
Nach der tödlichen Attacke in einer Schule läuft nun der Prozess gegen den mutmaßlichen Schützen. Wegen des Jugendschutzes gelten strenge Regeln.
Regen, Hagel, Eis und Graupel waren die Gründe für zahlreiche Unfälle auf der A5 am Mittwochabend. Laut Polizei entstand so ein Schaden in Höhe von über 150.000 Euro.
vor 20 Stunden
Autobahn zeitweise gesperrt
Zu zahlreichen Verkehrsunfällen wegen Regen, Eis und Hagel ist es am Mittwochabend auf der A5 gekommen. Zeitweise musste die Autobahn auf Höhe Appenweier gesperrt werden. Die Polizei spricht von einem Schaden von über 150.000 Euro.
Vor ihrem Wahlkampf-Auftritt in Neuried war Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der Mittelbadischen Presse in Offenburg zu Gast.
vor 20 Stunden
Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Im Interview spricht die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl über unsere Sicherheit. Sie sagt, knicken Deutschland und Europa bei der Unterstützung der Ukraine ein, wird Putin weitere Länder angreifen.
Auch in der Offenburger Innenstadt war die Polizei beim Sicherheitstag verstärkt präsent: Dort lag ein Fokus auf Fahrradfahrern, die etwa für das Tragen eines Helms sensibilisiert und zum Diebstahlschutz informiert wurden.
vor 21 Stunden
Schon der siebte Sicherheitstag
Das Polizeipräsidium Offenburg hat am Mittwoch ab 6 Uhr am Morgen einen Sicherheitstag auf die Beine gestellt. Mit verschiedenen Aktionen soll das Sicherheitsgefühl der Bürger gestärkt werden.
17.04.2024
Offenburg
Nach den tödlichen Schüssen an der Waldbachschule in Offenburg im November beginnt die Verhandlung am Donnerstag, 18. April, gegen einen 15-jährigen Schüler unter anderem wegen Mordes.
Ein Dachdecker verlegt sogenannte Biberschwänze auf einem großen Hausdach. Die Lage der Handwerksbetriebe stagniert laut Handwerkskammer Freiburg auf niedrigem Niveau.
17.04.2024
Handwerkskammer Freiburg legt Zahlen für erstes Quartal vor
Betriebe sind unzufrieden mit ihrer Auftragslage und den Umsätzen. "Der Stagnation auf niedrigem Niveau muss etwas entgegengesetzt werden", so Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg
Wenn viel Schnee fällt, muss der Räumdienst gut geplant sein. Sensoren helfen mancherorts in der Ortenau, die Abläufe einfacher zu machen.
17.04.2024
Offenburg und Lahr setzen Sensoren ein
Schnee und Glätte automatisch erfassen: Mit Sensoren hält die Digitalisierung auch im städtischen Winterdienst zunehmend Einzug. Weniger Kontrollfahrten dank Wetterstationen.
Ein Teil der Beute, den die Ermittler der Polizei im Versteck der Diebe gefunden haben. 
17.04.2024
Duo in Haft
Bei einem Wohnungseinbruch im Januar ist der Polizei die Festnahme zweier Einbrecher auf frischer Tat gelungen. Die Täter sind für zahlreiche Diebstähle auch in der Ortenau verantwortlich. Nun sucht die Polizei nach den Besitzern der Schmuckstücke.
Online-Betrug: Um eine Wohnung besichtigen zu können und auf Platz eins der Bewerberliste aufzusteigen, sollte ein Mann aus dem Raum Lahr 5.700 Euro vorab bezahlen.
17.04.2024
Lahr
Ein außergewöhnlich günstiges Inserat aus dem Raum Lahr auf einer Immobilienplattform hat sich für einen Mann als Betrugsmasche herausgestellt. Er blieb jedoch skeptisch und informierte die Polizei.
Die B28 ist im Bereich des Oberkircher Tunnels in Richtung Appenweier nach einem Unfall gesperrt.
17.04.2024
Oberkirch
Nach einem Unfall ist der Oberkircher Tunnel in Richtung Appenweier gesperrt. Ein LKW hat dort etwa 70 Sprudelkästen verloren.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".