Corona hat den Tourismus hart getroffen
Fast 400 Touristiker waren bei der virtuellen Jahrestagung der STG. Minister Guido Wolf: „Die Krise verlangt uns vieles ab“. Es wird langsam besser, aber nicht im erhofften Maße. Die Kampagne „Kuck Kuck“ ist erfolgreich.
Die Krise des Tourismus dauert an. Am 15. Juli hatten sich rund 400 Touristiker zur ersten Jahrestagung der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) im virtuellen Raum angemeldet. Die STG vertritt als Dach- und Destinationsmanagementorganisation die touristischen Belange der 321 Gemeinden in der Ferienregion Schwarzwald. Ihre Gesellschafter sind die zwölf Land- und vier Stadtkreise zwischen Karlruhe – Pforzheim und der Schweizer Grenze.
Noch viel zu tun
„Das Tourismusland lebt wieder. Aber die Krise verlangt uns vieles ab, und es gibt Bereiche, wo es auch noch vieles zu tun gibt,“ sagte Minister Guido Wolf in seinem Grußwort. Er forderte zur „Solidarität mit allen Tourismusaktiven“ auf. Dann könne das „Urlaubsland Baden-Württemberg zu einem Ort der Zukunft werden, wo sich Menschen wohlfühlen können“. Und Landrat Frank Scherer als STG-Aufsichtsratsvorsitzender ergänzte: „Wir wissen noch nicht, welche Lücken die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona in unsere touristische Infrastruktur gerissen haben wird. Aber wenn wir zusammen agieren und alle volle Kraft voraus fahren, werden wir diese Krise meistern.“ Scherer erinnerte daran, wie erfolgreich die STG sich 2019 strategisch neu ausgerichtet hat. Es gab einen neuen Gesellschaftervertrag und ein Strategiepapier zur Tourismusentwicklung: „Wir wollen nicht nur den Tourismus weiterentwickeln, sondern auch den Lebens-, Arbeits- und Freizeitraum der Menschen, die hier leben, mitgestalten.“ „Die STG-Mitarbeiter haben 2019 Großartiges geleistet, aber auch in der Krise, die uns noch alle beschäftigt“, lobte Landrätin Dorothea Störr-Ritter vom Landkreis-Breisgau Hochschwarzwald als Vorsitzende der Gesellschafterversammlung. Die STG habe „gezeigt, dass sie als Organisation auch solch große Krise meistern kann“.
Die während des Lockdowns entwickelte Re-Start-Kampagne „Kuck Kuck“ mit 45 Budget- und mehr als 300 Social-Media-Partnern sei „eine wunderbare Möglichkeit, jetzt wieder anzuknüpfen, wo wir aufgehört haben – unter neuen, inspirierenden Vorzeichen“. STG-Geschäftsführer Hansjörg Mair wies in seinem Geschäftsbericht darauf hin, dass 2019 das elfte Rekordjahr in Folge für den Tourismus im Schwarzwald war: Mit 22,7 Millionen Übernachtungen in Betrieben mit mindestens zehn Betten, 33,2 Millionen in kleineren Betrieben und Privatzimmern sowie 134,4 Millionen Tages- und Ausflugsreisen sorgte der Tourismus 2019 für einen Bruttoumsatz von rund 7,5 Milliarden Euro. Rechnerisch resultieren daraus rund 125 000 Vollzeitarbeitsplätze im Tourismus. Weitere 375 000 Arbeitsplätze bei Dienstleistern, Zulieferern und Handwerkern profitieren indirekt davon. Auch im Januar und Februar 2020 konnten überdurchschnittliche Zuwächse verbucht werden, mit dem Lockdown im März gingen die Buchungszahlen um gut 50 Prozent zurück und sanken im April und Mai nahezu auf Null.
Erst seit Juni steigen die Buchungen wieder an
Erst seit Juni steigen die Buchungen wieder an, jedoch nicht so stark wie erhofft. Dennoch zeigte sich Mair zuversichtlich, dass der Schwarzwald von den geänderten Bedürfnissen der Urlauber in der Folge von Corona nachhaltig profitieren könne. Das zeige auch die erfolgreiche Re-Start-Kampagne „Kuck Kuck“ (siehe Hintergrund). In der Anfang Juli gestarteten zweiten Phase sollen potenzielle Gäste mit erlebbaren Angeboten aus den Themenwelten Wandern, Radfahren, Kulinarik, Familie und Wellness zum Kommen überzeugt werden.
Moderator Jens Zimmermann interviewte (im Livestream-Studio von B&HP Weißhaar in Emmendingen) Frank Stäbler, den dreifachen Weltmeister im Ringen: Was könnten Touristiker von ihm im Umgang mit Krisen lernen? Im Anschluss erörterten die Schwarzwälderin Andrea Springmann (Dozentin an der City University Hongkong), Bärbel Frey (Geschäftsführerin Thermenresort Aqua Dome Ötztal) und Christoph Hoffmann (CEO und Partner der Hotelgruppe 25hours) mit Geschäftsführer Hansjörg Mair die Folgen der Corona-Krise unter der Frage „Das Ende des Tourismus wie wir ihn kennen?“ Mairs Fazit: „Die Folgen der Corona-Krise sind hart. Viele Betriebe sind unverschuldet in wirtschaftliche Not geraten. Wir müssen mit den Starken arbeiten, um auch den Schwachen zu helfen.“
Die Tagung ist als Livestream im Youtube-Kanal der STG zu sehen: www.stg-jahrestagung.info.