Liebe mit Risiko

„Dann schaffe ich das auch“: Eine Herzkranke ist Mutter geworden

Von Christiane Agüera Oliver
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
28. Dezember 2022
Romina Lienert aus Kehl hat von Geburt an einen schweren, komplexen Herzfehler und ist Mutter eines gesunden Babys.

Romina Lienert aus Kehl hat von Geburt an einen schweren, komplexen Herzfehler und ist Mutter eines gesunden Babys. ©Romina Lienert

„Leser helfen“ zugunsten „Herzklopfen“: Die herzkranke Romina Lienert aus Kehl ist Mutter eines gesunden Babys. Hier erzählt sie ihre Leidens- und Glücksgeschichte.

Die Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr die Elterninitiative „Herzklopfen“, die in der Nähe der Kinderherzklinik in Freiburg neue und mehr Wohnmöglichkeiten schaffen möchte, um Eltern und Familien ein Zuhause auf Zeit zu geben. Die Eltern von Romina ­Lienert aus Kehl mussten einst pendeln, um bei ihrem Kind zu sein. Inzwischen ist die herzkranke Frau selbst Mutter und kann sich sehr gut in die Sorgen ihrer Eltern hineinversetzen.

Die Entscheidung für ein eigenes Kind fiel Romina Lienert leicht. „Wenn ich etwas von ganzem Herzen möchte, werde ich es auch schaffen“, war und ist sie noch immer überzeugt. Ihre Schwangerschaft verlief nicht anders als „normale“ Schwangerschaften auch, obwohl sie ein hohes Risiko einging. Denn Romina Lienert hat von Geburt an einen schweren und komplexen Herzfehler.

„Genau genommen habe ich ein Einkammerherz. Hinzu kommt, dass meine Organe spiegelverkehrt liegen, außerdem habe ich eine AV- und Aortenklappeninsuffizienz sowie eine angeborene Asplenie, das bedeutet, das die Milz fehlt“, zählt sie auf.

Drei Operationen

An ihrem zehnten Lebenstag bekam sie eine Shunt-OP in der Uniklinik Freiburg und musste zehn Wochen bleiben. Das war 1993. Ein zweiter Shunt wurde ihr gesetzt, als sie fast zwei Jahre alt war. Als sie gerade einmal viereinhalb war, folgte in der Uniklinik Aachen mit siebenwöchigem Aufenthalt die Fontan-Operation, bei der ihr Blutkreislauf innerhalb des Herzens umgeleitet wurde.

Ein Elternhaus gab es damals noch nicht. „Wenn längere Klinikaufenthalte anstanden, bekamen meine Eltern ein Notbett in meinem Zimmer, worauf ein Elternteil übernachten konnte.“ Das andere Elternteil pendelte jeden Tag zwischen Freiburg und Offenburg, von wo Romina Lienert ursprünglich herstammt, hin und her.

Deshalb hält Romina Lienert die Elterninitiative „Herzklopfen“ und deren Elternwohnung für einen Segen. „Es ist einfach wichtig, dass die Eltern bei ihrem Kind sein können und immer für es da sind. So können sie im Notfall sofort bei ihm sein und müssen nicht noch einen riesigen Anfahrtsweg in Kauf nehmen.“ Die ganze Familie könne zusammen sein. „Das spielt gerade für die Genesung der Kinder eine sehr große Rolle“, spricht sie aus Erfahrung.

- Anzeige -

Ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft musste sie regelmäßig in die Kardiologie nach Freiburg zur Kon­trolle. Und bei den Terminen in der Frauenklinik untersuchten Spezialisten das Herz des Babys auf Auffälligkeiten beziehungsweise Fehlbildungen. Romina Lienert bekam durch die Schwangerschaft Schlafstörungen und dadurch starke Probleme mit Migräne und Erschöpfung, was sich negativ auf ihr Herz auswirkte. „Nach jeder kleinen Anstrengung stieg meine Herzfrequenz, und ich merkte, wie mein Herz viel stärker und schneller schlug.“ Weil sie zu 100 Prozent berufstätig ist, wurde ihr ein striktes Beschäftigungsverbot auferlegt, sodass sich ihr Zustand verbessern konnte.

Ihr Herz hatte sich in dieser Zeit nicht verändert, und ihr ging es trotz der Umstände entsprechend gut. „Ab und an war auch mal ein Tag, an dem es mir nicht so gut ging und ich einfach total erschöpft war. Da merkte ich dann auch, dass mein Herz durch die fortschreitende Schwangerschaft stärker beansprucht war“, beschreibt sie.

In der 37. Woche wurde ihr Baby per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Dieser hatte für die behandelnden Ärzte sehr viel Vorbereitungszeit in Anspruch genommen, da unter anderem keine Vollnarkose durchgeführt werden durfte, weil es sonst möglicherweise ihren Fontankreislauf schwer beeinträchtigt hätte. „Ein Kardiologe wurde in Bereitschaft gestellt, sollte ein Notfall eintreten.“ Doch es verlief alles komplikationslos, und Romina Lienert brachte vor neun Monaten einen gesunden Jungen zur Welt.

Seit ihrer Schwangerschaft hat sie eine ziemlich niedrige Sauerstoffsättigung und muss regelmäßig Betablocker einnehmen. „Ansonsten habe ich oft mit Herzrhythmusstörungen zu kämpfen und bin in meiner Ausdauer und Belastbarkeit ziemlich eingeschränkt.“ Aber weil sie diese Symptome schon ihr Leben lang begleiten würden, sei das ganz normal für sie. Regelmäßig geht sie noch immer in die Kardiologie für angeborene Herzfehler in der Uniklinik Freiburg. „Dies wird auch mein Leben lang so bleiben.“

Ihre Absicht, schwanger zu werden, hat Romina Lienert zuvor mit ihrer Kardiologin besprochen. „Meiner Familie und den Freunden habe ich es erst gesagt, als ich schon schwanger war, ich habe sie vor vollendete Tatsachen gestellt“, berichtet sie augenzwinkernd. Vor allem ihre Eltern hätten sich zwar riesig gefreut, waren aber gleichzeitig auch voller Sorge, da sie wussten, welches Risiko das für ihre Tochter birgt.

Und definitiv seien die Sorgen und Ängste, die ihre Eltern all die Jahre um sie ausgestanden hätten, jetzt eher nachvollziehbar: „Das kann man nur verstehen, wenn man ein eigenes Kind hat.“

Info

Darum sind die Spenden wichtig

Die Ärzte des Uniklinikums Freiburg sind sich einig: Wenn Eltern in der Nähe ihrer schwerkranken Kinder sind, wirkt sich das enorm positiv aus. Deshalb unterhält die Elterninitiative „Herzklopfen“ seit Jahren eine Elternwohnung in der Nähe der Klinik. Die Warteliste ist aber ellenlang. Deshalb will „Herzklopfen“ ein Haus in der Nähe kaufen, um mehr Eltern unterbringen zu können.

Benötigt wird eine Summe in stattlicher sechsstelliger Höhe. Und da die Initiative zu 100 Prozent spendenfinanziert ist, engagiert sich die Mittelbadische Presse mit „Leser helfen“ und garantiert, dass jeder Euro ankommt. Bis jetzt sind unglaubliche 153.314 Euro zusammengekommen.

Spendenkonten:

Volksbank – die Gestalterbank
IBAN DE03 664 900 00 000 2771403

Sparkasse Offenburg/Ortenau
IBAN DE89 664 500 50 0000 530700

Online spenden auf
www.leser-helfen.de

facebook.com/leser-helfen

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

Eine Bande von Autoteil-Dieben wird aller Voraussicht nach Bewährungsstrafen erhalten.
vor 8 Stunden
Landgericht Offenburg
Fünf Mitarbeiter haben ihren Arbeitgeber bestohlen, ließen Autoteile verschwinden und verkauften sie an einen Mann, der auch angeklagt war. Sie sind der Anregung des Richters gefolgt, Verständigungsgespräche mit dem Gericht und der Staatsanwaltschaft zu führen.
vor 18 Stunden
Lahr
Nach Rekordwerten im Vorjahr hat sich die Lage an den Strombörsen beruhigt. Zum April senkt das E-Werk Mittelbaden die Preise in der Grundversorgung. Vorstand Ulrich Kleine zur aktuellen Situation.  
Sechs Menschen verletzten sich in der Nacht zum Samstag nach einem verbotenen Wendemanöver auf der B415 in Höhe Langenwinkel.
vor 20 Stunden
Unfall auf B415
Von der Raiffeisenstraße fuhr Freitagnacht ein junger Mann mit zwei weiteren Insassen mit seinem VW auf die B415 in Richtung Allmansweier auf. Anscheinend hatte er sich vertan und wollte das korrigieren. Mit schlimmen Folgen.
Ein am Dienstag erwartetes Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Dieselskandal wird nach Einschätzung des Lahrer Anwalts Ralph Sauer die Verbraucherrechte stärken.
vor 21 Stunden
Ortenau
Mit einem am Dienstag erwarteten Urteil des Europäischen Gerichtshofs steuert der Dieselskandal seinem Finale entgegen. Der Lahrer Anwalt Ralph Sauer rechnet mit viel Geld für Autobesitzer.
Mehrere Demonstrationen gab es rund um den AfD-Landesparteitag. Schon zuvor war vielfach beklagt worden, dass die vom Verfassungsschutz beobachtete Partei überhaupt die Halle zur Verfügung gestellt bekommt.⇒Foto: Faruk Ünver
vor 22 Stunden
Rechtsstreit um Hallenvermietung
Die Frage, wer eine Halle mieten darf, hat angesichts des AfD-Parteitags in Offenburg hohe Wellen geschlagen. Ein Urteil aus NRW zeigt nun, dass es nicht so einfach ist, einen Auftritt zu versagen.
vor 22 Stunden
Ortenau
Das Lahrer Unternehmen Dahlinger besteht seit 150 Jahren und hat den Strukturwandel in der Etuibranche überlebt. Firmenchef Bernd Dahlinger verrät im Interview, welche Rolle China für das Unternehmen spielt, und was er von der Scholz-Regierung erwartet.
Was sind die richtigen Maßnahmen, um die Bedingungen in der Pflege zu verbessern?
vor 22 Stunden
Kein "großer Wurf"
Das Pflegebündnis Mittelbaden kritisiert den Referentenentwurf zur Unterstützung und Entlastung der Pflege. Eher einen Flickenteppich erkennt das Bündnis anstatt einer durchdachten Strategie.
Ein gutes Ende nahm ein Prozess am Amtsgericht Bühl für eine junge Frau. Sie wurde vom Verdacht der Fahrerflucht freigesprochen.Symbolfoto: Ulrich Marx
vor 22 Stunden
Gut gelaufen vor Gericht
Weder für eine angeklagte Unfallflucht noch für eine offensichtliche, aber nicht angeklagte Trunkenheitsfahrt muss sich eine junge Frau verantworten – abgesehen von einer Geldauflage
19.03.2023
Sasbach
Noch keine Entscheidung in Sasbach: Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag erreichte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit. Wer aktuell vorne liegt.
Die tänzerischen Vorführungen bei der Feier zum 175-jährigen Bestehen des Badischen Turnerbunds beschäftigten sich inhaltlich auch mit der Gründerzeit und dem damals vorherrschenden freiheitlichen Gedanken.
19.03.2023
Offenburg
Vor 175 Jahren wurde der Badische Turnerbund in Offenburg gegründet. Am Sonntag feierte man mit viel sportlicher Begeisterung in der Oberrheinhalle.
In vielen Fällen werden die Aufnahmen von Videochats benutzt, um die Opfer zu erpressen.
17.03.2023
Kehl
Ein 26-Jähriger hat über eine Online-Plattform intime Fotos an einen ihn unbekannten Kontakt gesendet. Prompt kam die Drohung, dass die Bilder im Netz veröffentlicht werden, sollte der Mann kein Geld überweisen.
17.03.2023
Lahr
Nach dem Streik von Montag steht dem Klinikum Lahr ein noch größerer Arbeitskampf ins Haus. Mehrere Stationen sollen laut Gewerkschaft geschlossen werden. Die Notversorgung ist gewährleistet.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • "Volle Kraft voraus", heißt es im 60. Bestehensjahr bei der Maklerbüro Arnold Ernst GmbH mit Sitz in Offenburg und Kühlungsborn an der mecklenburgischen Ostsee. 
    17.03.2023
    60 Jahre Maklerbüro Arnold Ernst GmbH in Offenburg
    Immobilienvermittlung ist Vertrauenssache – und Vertrauen hat sich das Team des Maklerbüros Arnold Ernst in Offenburg über Jahrzehnte verdient. Seit 60 Jahren ist der Makler und Verwalter erfolgreich in der Ortenau tätig, hat vielen ihren Immobilientraum verwirklicht.
  • Welches Holz für den Garten soll es sein? Dabei hilft die fachgerechte Beratung von B+M HolzWelt. Die Ausstellung „Holz im Garten“ ist die Größte dieser Art in der Region.
    17.03.2023
    Beim Spezialisten in Appenweier werden Wohnträume wahr
    Bei einem Besuch in der B+M HolzWelt in Appenweier wird schnell klar: Hier kümmern sich echte Profis um die Wohnträume und das Zuhause ihrer Kunden. Egal ob für Haus oder Garten – beste Beratung ist das A und O. Das beweist auch ein Besuch der Hausmesse am 1. April.
  • Hausmesse mit vielen Vorführungen: Die Oehler-Arena bietet genügend Fläche für die Demonstration großer Fahrzeuge und Geräte für Land- und Forstwirtschaft.
    10.03.2023
    17. bis 19. März 2023: Hausmesse bei Oehler in OG-Windschläg
    Sie ist Tradition beim Traditionsunternehmen Oehler Maschinen und Fahrzeugbau GmbH: Die große Hausmesse mit viel Programm für Groß und Klein. An drei Tagen von 9 bis 17 Uhr erwartet die Besucher ein vielseitiges Programm mit Gerätedemonstrationen und Unterhaltung.
  • Wulff-Michael Brack und Seniorchef Rainer Brack (beide Mitte) vom Traditionsunternehmen Brack Pumpentechnik mit den Teams des Außendienstes (links/rechts) Werkstatt und Verkauf (linke Gruppe) sowie Büro (rechte Gruppe).
    10.03.2023
    Die Firma Brack KG ist in dritter Generation der kompetente Ansprechpartner für Firmen- wie Privatkunden für viele Anwendungsbereiche.