„Dann schaffe ich das auch“: Eine Herzkranke ist Mutter geworden
„Leser helfen“ zugunsten „Herzklopfen“: Die herzkranke Romina Lienert aus Kehl ist Mutter eines gesunden Babys. Hier erzählt sie ihre Leidens- und Glücksgeschichte.
Die Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr die Elterninitiative „Herzklopfen“, die in der Nähe der Kinderherzklinik in Freiburg neue und mehr Wohnmöglichkeiten schaffen möchte, um Eltern und Familien ein Zuhause auf Zeit zu geben. Die Eltern von Romina Lienert aus Kehl mussten einst pendeln, um bei ihrem Kind zu sein. Inzwischen ist die herzkranke Frau selbst Mutter und kann sich sehr gut in die Sorgen ihrer Eltern hineinversetzen.
Die Entscheidung für ein eigenes Kind fiel Romina Lienert leicht. „Wenn ich etwas von ganzem Herzen möchte, werde ich es auch schaffen“, war und ist sie noch immer überzeugt. Ihre Schwangerschaft verlief nicht anders als „normale“ Schwangerschaften auch, obwohl sie ein hohes Risiko einging. Denn Romina Lienert hat von Geburt an einen schweren und komplexen Herzfehler.
„Genau genommen habe ich ein Einkammerherz. Hinzu kommt, dass meine Organe spiegelverkehrt liegen, außerdem habe ich eine AV- und Aortenklappeninsuffizienz sowie eine angeborene Asplenie, das bedeutet, das die Milz fehlt“, zählt sie auf.
Drei Operationen
An ihrem zehnten Lebenstag bekam sie eine Shunt-OP in der Uniklinik Freiburg und musste zehn Wochen bleiben. Das war 1993. Ein zweiter Shunt wurde ihr gesetzt, als sie fast zwei Jahre alt war. Als sie gerade einmal viereinhalb war, folgte in der Uniklinik Aachen mit siebenwöchigem Aufenthalt die Fontan-Operation, bei der ihr Blutkreislauf innerhalb des Herzens umgeleitet wurde.
Ein Elternhaus gab es damals noch nicht. „Wenn längere Klinikaufenthalte anstanden, bekamen meine Eltern ein Notbett in meinem Zimmer, worauf ein Elternteil übernachten konnte.“ Das andere Elternteil pendelte jeden Tag zwischen Freiburg und Offenburg, von wo Romina Lienert ursprünglich herstammt, hin und her.
Deshalb hält Romina Lienert die Elterninitiative „Herzklopfen“ und deren Elternwohnung für einen Segen. „Es ist einfach wichtig, dass die Eltern bei ihrem Kind sein können und immer für es da sind. So können sie im Notfall sofort bei ihm sein und müssen nicht noch einen riesigen Anfahrtsweg in Kauf nehmen.“ Die ganze Familie könne zusammen sein. „Das spielt gerade für die Genesung der Kinder eine sehr große Rolle“, spricht sie aus Erfahrung.
Ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft musste sie regelmäßig in die Kardiologie nach Freiburg zur Kontrolle. Und bei den Terminen in der Frauenklinik untersuchten Spezialisten das Herz des Babys auf Auffälligkeiten beziehungsweise Fehlbildungen. Romina Lienert bekam durch die Schwangerschaft Schlafstörungen und dadurch starke Probleme mit Migräne und Erschöpfung, was sich negativ auf ihr Herz auswirkte. „Nach jeder kleinen Anstrengung stieg meine Herzfrequenz, und ich merkte, wie mein Herz viel stärker und schneller schlug.“ Weil sie zu 100 Prozent berufstätig ist, wurde ihr ein striktes Beschäftigungsverbot auferlegt, sodass sich ihr Zustand verbessern konnte.
Ihr Herz hatte sich in dieser Zeit nicht verändert, und ihr ging es trotz der Umstände entsprechend gut. „Ab und an war auch mal ein Tag, an dem es mir nicht so gut ging und ich einfach total erschöpft war. Da merkte ich dann auch, dass mein Herz durch die fortschreitende Schwangerschaft stärker beansprucht war“, beschreibt sie.
In der 37. Woche wurde ihr Baby per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Dieser hatte für die behandelnden Ärzte sehr viel Vorbereitungszeit in Anspruch genommen, da unter anderem keine Vollnarkose durchgeführt werden durfte, weil es sonst möglicherweise ihren Fontankreislauf schwer beeinträchtigt hätte. „Ein Kardiologe wurde in Bereitschaft gestellt, sollte ein Notfall eintreten.“ Doch es verlief alles komplikationslos, und Romina Lienert brachte vor neun Monaten einen gesunden Jungen zur Welt.
Seit ihrer Schwangerschaft hat sie eine ziemlich niedrige Sauerstoffsättigung und muss regelmäßig Betablocker einnehmen. „Ansonsten habe ich oft mit Herzrhythmusstörungen zu kämpfen und bin in meiner Ausdauer und Belastbarkeit ziemlich eingeschränkt.“ Aber weil sie diese Symptome schon ihr Leben lang begleiten würden, sei das ganz normal für sie. Regelmäßig geht sie noch immer in die Kardiologie für angeborene Herzfehler in der Uniklinik Freiburg. „Dies wird auch mein Leben lang so bleiben.“
Ihre Absicht, schwanger zu werden, hat Romina Lienert zuvor mit ihrer Kardiologin besprochen. „Meiner Familie und den Freunden habe ich es erst gesagt, als ich schon schwanger war, ich habe sie vor vollendete Tatsachen gestellt“, berichtet sie augenzwinkernd. Vor allem ihre Eltern hätten sich zwar riesig gefreut, waren aber gleichzeitig auch voller Sorge, da sie wussten, welches Risiko das für ihre Tochter birgt.
Und definitiv seien die Sorgen und Ängste, die ihre Eltern all die Jahre um sie ausgestanden hätten, jetzt eher nachvollziehbar: „Das kann man nur verstehen, wenn man ein eigenes Kind hat.“
Darum sind die Spenden wichtig
Die Ärzte des Uniklinikums Freiburg sind sich einig: Wenn Eltern in der Nähe ihrer schwerkranken Kinder sind, wirkt sich das enorm positiv aus. Deshalb unterhält die Elterninitiative „Herzklopfen“ seit Jahren eine Elternwohnung in der Nähe der Klinik. Die Warteliste ist aber ellenlang. Deshalb will „Herzklopfen“ ein Haus in der Nähe kaufen, um mehr Eltern unterbringen zu können.
Benötigt wird eine Summe in stattlicher sechsstelliger Höhe. Und da die Initiative zu 100 Prozent spendenfinanziert ist, engagiert sich die Mittelbadische Presse mit „Leser helfen“ und garantiert, dass jeder Euro ankommt. Bis jetzt sind unglaubliche 153.314 Euro zusammengekommen.
Spendenkonten:
Volksbank – die Gestalterbank
IBAN DE03 664 900 00 000 2771403
Sparkasse Offenburg/Ortenau
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