Messerattacke auf Arzt

Darum berichtete die "Tagesschau" nicht über Offenburg

Matthias Jundt
Lesezeit 3 Minuten
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21. August 2018
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Kai Gniffke, "Tagesschau"-Chefredakteur.

(Bild 1/2) Kai Gniffke, "Tagesschau"-Chefredakteur. ©Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Etliche lokale, überregionale und sogar internationale Medien hatten am vergangenen Donnerstag vom Tötungsdelikt an einem 51-jährigen Offenburger Hausarzt berichtet. Deutschlands meist gesehene Nachrichtensendung, die "Tagesschau", aber nicht. In den sozialen Netzwerken wurde die Redaktion daraufhin teils heftig kritisiert, nun äußerte sich Chefredakteur Kai Gniffke.

Ein Offenburger Hausarzt ist am vergangenen Donnerstag in seiner Praxis getötet worden. Mutmaßlicher Mörder des 51-Jährigen ist ein 26-jähriger Mann aus Somalia. Während die meisten lokalen, regionalen Medien und diverse überregionale Nachrichtenportale - auch die US-amerikanische New York Times - über den Fall berichteten, schwieg die "Tagesschau" zu dem Thema. In den sozialen Netzwerken wurde daraufhin kontrovers diskutiert, etliche Nutzer - etwa auf Twitter - warfen der "Tagesschau" vor, den Mord verschweigen zu wollen, weil ein Flüchtling mutmaßlicher Täter ist . Auf Facebook und im "Tagesschau"-Blog erläuterte Chefredakteur Kai Gniffke daraufhin, weshalb über den Offenburger Mord in der Sendung nicht berichtet wurde.

"Nicht über jeden Mordfall berichten"

"Wir berichten in der Tagesschau über Dinge von gesellschaftlicher, nationaler oder internationaler Relevanz. Dinge, die für die Mehrzahl der rund 83 Millionen Deutschen von Bedeutung sind", schreibt der Chefredakteur. Dabei könne die "Tagesschau" nicht über jeden Mordfall berichten. Die Frage sei, ob dann über einen Mord berichtet werden sollte, wenn es sich beim Tatverdächtigen um einen Asylbewerber handle. Für Gniffke bestehe nur dann die Notwendigkeit dazu, wenn Asylbewerber überproportional an Tötungsdelikten beteiligt sind. Das sei, soweit er recherchieren könne, nicht der Fall.

 

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In einem Live-Video erläutert der "Tagesschau"-Chefredakteur, Kai Gniffke, am 20. August, weshalb nicht über den Offenburger Mord berichtet wurde.
 

Weiter sagt Gniffke, dass seine Kollegen und er auch weiterhin versuchen werden, an den journalistischen und ethischen Prinzipien der Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit festzuhalten - unabhängig von der Trauer oder Wut wegen eines Mordes, wie er in Offenburg geschehen ist. Kritisiert wird die "Tagesschau" unter anderem von Boris Palmer (Grüne), seit 2007 Oberbürgermeister der Stadt Tübingen. Der OB nannte in einem Facebook-Beitrag drei Gründe, weshalb Deutschlands meist gesehene Nachrichtensendung doch über den Mord in Offenburg hätten berichten müssen. 

Tübingen-OB: "Tagesschau" hätte berichten müssen

Das Tötungsdelikt sei nicht bloß "irgendein Mord". Es sei ein Mensch getötet worden, der anderen Menschen von Berufswegen geholfen hat. Daher sei das "ein Fall von besonderer Abscheulichkeit, egal woher der Täter kommt." Außerdem könne man es laut Palmer "mittlerweile als gesichert ansehen", dass "Asylbewerber bei schweren Gewalttaten überrepräsentiert sind". Er führt an, dass 40 Prozent der Tatverdächtigen bei Mord und Totschlag keine Deutschen seien. Das von Gniffke angeführte Kriterium sei also erfüllt. Als dritten Grund nennt der Tübinger Oberbürgermeister, dass der Eindruck entstehen könnte, "man wolle wie in Köln eben nicht berichten, weil der Tatverdächtige ein Asylbewerber ist". Das nähre die "These von den Systemmedien und macht die Empörung im Netz umso größer". Allein um dieser Entwicklung entgegen zu treten, wäre es sinnvoll gewesen, über Offenburg zu berichten. 

 

 

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