Das E-Werk Mittelbaden ist zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2019
Das E-Werk Mittelbaden ist zufrieden mit seiner Bilanz für 2019, der Umsatz ist um elf Prozent auf 328 Millionen Euro gestiegen. Wegen heruntergefahrener Industrieproduktionen hat der Konzern im Frühjahr 2020 deutlich weniger Strom abgesetzt.
„2019 war ein ereignisreiches und gutes Jahr für das E-Werk.“ Mit diesen Worten eröffnete Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens die Bilanzpressekonferenz des E-Werk Mittelbaden am Donnerstagmittag. Am Mittwochabend hatte die Gesellschafter- und Hauptversammlung des Konzerns stattgefunden. „Wir waren sehr zufrieden mit dem Verlauf des Jahres 2019“, fasste OB Steffens, der Aufsichtsratsvorsitzender des E-Werks Mittelbaden ist, zusammen.
Als großen Meilenstein im vergangenen Jahr bezeichnete er die Neugründung des Überlandwerks Mittelbaden, die erfolgreich gelungen sei. „Das hat uns letztes Jahr viel begleitet, dabei ist alles reibungslos verlaufen“, so der OB.
Als weitere Höhepunkte nannte er etwa die Windenergieanlage auf dem Pilfler zwischen Gutach und Wolfach, die seit Februar 2020 erneuerbare Energie in das öffentliche Netz einspeist. „Diese Anlage kann den Jahresbedarf an Strom von rund 2000 Haushalten abdecken.“ Außerdem betonte Steffens die Investitionen in das Fernwärmenetz und die neuen öffentlichen E-Ladestationen, die der Konzern 2019 etwa in Schuttertal und Wolfach errichtet hat. Trotz Corona dürfe auch jetzt die Energiewende nicht aus den Augen verloren werden.
„Deutliche Steigerung“
Der Konzernumsatz im vergangenen Geschäftsjahr betrug 328 Millionen Euro. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer „deutlichen Steigerung“ um elf Prozent (2018: 296 Millionen Euro), wie der Vorstand des E-Werks Mittelbaden, Ulrich Kleine, sagte. Der Konzernjahresüberschuss dagegen belief sich auf 9,5 Millionen Euro, und lag damit unter dem Vorjahresniveau (11,2 Millionen Euro) und unter dem Planwert von 10,6 Millionen Euro. Das erklärte Kleine mit einer Abschreibung auf die Beteiligung an einem Offshore-Windpark über 1,9 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl ist 2019 um rund ein Dutzend auf 330 gewachsen – das hängt mit den zunehmenden Dienstleistungsangeboten zusammen, etwa im Bereich der IT-Sicherheit, sagte der Vorstand.
Zur Finanzierung kommunaler Aufgaben
Die Ausschüttung für die Gesellschafter beträgt 10,5 Millionen Euro. „Wie im Vorjahr fließen zusätzlich rund acht Millionen Euro Konzessionsabgabe und zwei Millionen Euro Gewerbesteuer direkt zur Finanzierung kommunaler Aufgaben in die Gemeindehaushalte“, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns dazu.
Das Abdeckungsgebiet des E-Werks vergrößert sich deutlich: Im September 2019 brachten das E-Werk Mittelbaden und die Süwag AG die Einbringung ihrer Netze in die Netzgemeinschaft „Überlandwerk Mittelbaden“. Die Süwag-Netztochter Syna übertrug dabei den Stromnetzbetrieb von 20 Kommunen in der nördlichen Ortenau und im Landkreis Rastatt an das Überlandwerk Mittelbaden, sagte Kleine. „Damit umfasst unser Gebiet jetzt fast die ganze Ortenau“, so der Vorstand. Etwa 450 000 Einwohner würden dabei mit Strom versorgt. Die Kartellbehörde der Europäischen Union prüfe derzeit, wie dieser Vorgang zu bewerten sei. „Wir erwarten demnächst die Genehmigungen“, sagte Kleine. Zum 1. Juli soll „der Schalter umgelegt werden“ und das gesamte Netz von der Leitstelle in Lahr aus geführt werden. „Das wird ein spannender Moment“, so der Vorstand.
Neues Rechenzentrum
In Appenweier baute das E-Werk 2019 ein neues Rechenzentrum. Damit habe der Konzern einen „großen Sprung gemacht“ im Umgang mit dem wichtigen Gut Daten, berichtete Kleine. Sowohl das Gebäude als auch die Daten seien mehrfach gesichert. Der Konzern habe einen sehr wichtigen Kunden gewonnen, der seine Daten jetzt dort „hoste“, so Kleine. „Wir haben für das Rechenzentrum in Rekordzeit eine Datenleitung zwischen Offenburg und Appenweier verlegt.“
Auf der Strecke liege auch ein Klinikstandort, der noch daran angeschlossen werde. In Lahr, dem Hauptsitz des Konzerns, soll laut Kleine 2021 der Bau einer Duplette dieses „sicheren Datenbunkers“ beginnen.
Stromabsatz wegen Corona um bis zu 25 Prozent eingebrochen
Im April und Mai ist der Stromabsatz des E-Werks Mittelbaden an industrielle Großkunden wegen Corona um 20 bis 25 Prozent eingebrochen. Das berichtete der Konzernvorstand Ulrich Kleine. „Das sind Einnahmen, die uns fehlen, und die wir nicht mehr einholen können.“ Der Einbruch erklärt sich durch heruntergefahrene oder eingestellte Produktionen der Industrieunternehmen in der Region während der Corona-Krise. Eventuelle Insolvenzen infolge der Pandemie seien ein zusätzliches Risiko für das laufende Geschäftsjahr, so Kleine. „Die Auswirkungen auf das Geschäftsjahr lassen sich noch nicht beziffern – das Ergebnis wird durch Corona auf jeden Fall belastet.“ Im Mai habe sich der Stromabsatz bereits ein kleines bisschen verbessert, sagte Ole Wittko, der Kaufmännische Geschäftsführer des Überlandwerks Mittelbaden. Von anderen Stromanbieter-Unternehmen wisse er, dass diese in etwa die gleichen Einbrüche beim Stromabsatz verzeichnen, so Kleine.