Das sind die größten Herausforderungen für die Kinderklinik Offenburg

Von links: Verwaltungsdirektor Mathias Halsinger, Johannes Fechner (SPD), Martina Bregler, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der klinischen Kinderheilkunde, Stefan Stuhrmann und Moritz Rohrbach, Chefarzt und Oberarzt der Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Yvonne Geppert (Leitung Kinderallgemeinstation), Katherina Kokol, (Leitung Kinderintensivstation) sowie die stellvertretende Pflegedirektorin Daniela Neff. Foto: Manuel Thiel ©Manuel Thiel
Als der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (Wahlkreis Lahr-Emmendingen) die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Ortenau-Klinikum in Offenburg besuchte, lernte er die dortigen schwierigen Rahmenbedingungen kennen, unter denen dort gearbeitet wird.
Chefarzt Stefan Stuhrmann berichtete Fechner laut einer Presseinfo aus dessen Wahlkreisbüro in Emmendingen von sehr herausfordernden Zuständen. Mit Pflegenden der Fachklinik habe Stuhrmann dargelegt, dass die Personallage in der Offenburger Kinderklinik nicht einfach ist: „Wir betreiben auf der Normalstation 26 Betten und reduzieren, um Personal zu sparen, an den Wochenenden auf 13.“ Vom Bund gut gemeinte Vorgaben zur Personalmindeststärke seien mangels Personal nicht umsetzbar.
Rick Pieger, Leitender Pflegedirektor des Ortenau- Klinikums, kritisierte die „Überregulierung“ durch Vorgaben wie Mindestmengen und Personaluntergrenzen, die an der Realität vorbeigingen. Derzeit hätten, wie es weiter heißt, beispielsweise die 65 Pflegekräfte auf der Frühgeborenenstation 6400 Überstunden und leider seien auch einige Abgänge in andere medizinisch-pflegerische Einrichtungen außerhalb eines Akutkrankenhauses zu verzeichnen.
Schwierig sei auch, dass es in der Ortenau zu wenige Kinderärzte gebe mit der Folge, dass viele Patienten die Notfallsprechstunde aufsuchten, obwohl ihre Anliegen eigentlich von niedergelassenen Kinderärzten behandelt werden könnten.
Fechner räumte laut Mitteilung ein, dass die Personalnot in der Alten- und Krankenpflege enorm sei. Die Politik habe deswegen bereits mehr Geld etwa über den Pflegebonus für bessere Bezahlung zur Verfügung gestellt. Er verspricht sich durch die Digitalisierung und Bürokratieabbau mehr Zeit des Personals für die Patienten. Auch werde es im Herbst durch Änderungen im Einwanderungsrecht für ausländische Fachkräfte einfacher werden, nach Deutschland zu kommen.
Zivildienst einführen
Vor allem hält es Fechner aber für erforderlich, den Zivildienst wieder einzuführen: „Ein einjähriger Bürgerdienst würde das Fachpflegepersonal deutlich entlasten und wäre eine Möglichkeit, dass mehr junge Männer die Pflege kennen und schätzen lernen“, so Fechner.
Erhebliche Kritik vom Pflegepersonal gab es an der generalistischen Ausbildung, der Zusammenlegung der Ausbildung für Kinderkranken-, Alten- und Krankenpflege. Dadurch könnten wichtige Ausbildungsinhalte nicht mehr vermittelt werden, so Stuhrmann. Fechner berichtete, dass diese generalistische Ausbildung insbesondere auf Druck aller großen Verbände von Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz über Arbeiterwohlfahrt an die Politik herangetragen worden sei. Deshalb hätten die Abgeordneten, obwohl es aus zahlreichen Einrichtungen vor Ort warnende Stimmen gegeben habe, sie eingeführt.
„Wir werden genau evaluieren, ob die generalistische Ausbildung tatsächlich den positiven Effekt gebracht hat, ich habe hieran schon jetzt erhebliche Zweifel, ob das der richtige Weg war“, wird Fechner zitiert. Letztlich müsse, so Fechner, mehr Geld ins Gesundheitssystem kommen, um die Mitarbeiter besser zu bezahlen.