Ortenau

Dauerregen in der Ortenau: Hohe Pegelstände und volle Keller

red/dpa/ba
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03. Februar 2020
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(Bild 1/11) Überflutungen in Wolfach. ©Anna Teresa Agüera Oliver

Starke Regenfälle an den vergangenen Tagen haben am Montag in der Ortenau einige Flusspegelstände über die Meldewerte steigen lassen – es kam örtlich zu größeren Überflutungen. Im Kinzigtal mussten Anwohner mitten in der Nacht ihre Autos in Sicherheit bringen, auch eine Schule wurde dort geräumt. Besserung ist noch nicht in Sicht: Am Abend soll es sehr stürmisch werden.

Starker Regen sorgt in der Ortenau für hohe Pegelstände bei Flüssen und örtlich Hochwasser. Laut Polizei gingen vor allem am Vormittag mehrere Meldungen über vollgelaufene Keller ein – unter anderem in Oberwolfach, Zell am Harmersbach und Forbach war oder ist die Feuerwehr deshalb im Einsatz.

Kinzig kurzzeitig über Zehnjahres-Marke

Seit Sonntag stieg der Pegel der Acher in Kappelrodeck von 60 Zentimeter auf 1,90 Meter. Auch in der Rench in Oberkirch wurde der Hochwassermeldewert überschritten und kletterte von 40 Zentimeter auf zwei Meter, wie die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) meldete. Der anhaltende Regen hatte ebenso die Kinzig und ihre zuführenden Bäche über Nacht ordentlich anschwellen lassen. In Oberwolfach hatte der Pegelstand gegen 10 Uhr die 2,20-Meter-Marke für das zehnjährliche Hochwasser überschritten, sank dann aber wieder ab. Am Mittag stand die Kinzig in Schwaibach einige Zeit bei 3,60 Meter – am Samstag waren es noch 80 Zentimeter.

Später informierte das Landratsamt über wieder fallende Flusspegel. Vier der sechs Hochwassermeldepegel im Ortenaukreis, die den Hochwassermeldestand überschritten hatten, seien mittlerweile unter den Meldewert gefallen. Lediglich die Werte der Hochwassermeldepegel Schwaibach/Kinzig und Oberkirch/Rench würden noch über den Schwellenwerten legen – doch auch dort sei die Tendenz fallend, hieß es am Nachmittag.

 

 

Kinzigtal trifft es besonders

Im Kinzigtal waren die Auswirkungen mehrfach zu spüren: Der Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach musste am Montag wegen Überschwemmung gesperrt werden. Auch der Radweg zwischen Hausach und Wolfach, auf dem täglich viele Schüler unterwegs sind, war teilweise gesperrt. Laut einer Radiomeldung wurden in Schiltach in der Nacht Einwohner wegen der Hochwassergefahr von der Polizei geweckt. Auch in Schramberg wurden gegen 3 Uhr vier Autobesitzer benachrichtigt, deren Fahrzeuge in der Nähe des Flusses geparkt waren. Das Wasser stieg bereits bis unter die Karossiere und die Autos drohten weggeschwemmt zu werden. Eine auswärtige Autobesitzerin konnte nicht mehr rechtzeitig wegfahren, so dass ihr Seat sicherheitshalber auf Anordnung der Polizei abgeschleppt werden musste.

Die Stadt Haslach hat im Klosterbach einen Dammbalken eingelegt als aktiven Hochwasserschutz. In Wolfach stieg die Kinzig neben der Herlinsbachschule so hoch an, dass die Schule am Mittag sicherheitshalber geräumt wurde. Verletzt wurde jedoch niemand. 

Die Kreisstraße zwischen Hausach und Fischerbach musste vorübergehend voll gesperrt werden, da dort die Kinzig über ihre Ufer getreten war, teilte das Landratsamt mit. Es gab eine Umleitung über die B33, die Sperrung wurde gegen 16.30 Uhr wieder aufgehoben. Der Radweg parallel zur B294 zwischen Hausach und Wolfach musste wegen Überflutungen ebenfalls gesperrt werden, er ist laut Mitteilung auch weiterhin nicht befahrbar.

Feuerwehr stark gefordert

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Am Montagvormittag waren laut Landratsamt in der Ortenau 16 Feuerwehren sowie das Technisches Hilfswerk (THW), Ortsgruppe Biberach, im Einsatz. Überwiegend wurde Wasser aus Kellern gepumpt. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze war Zell a. H. mit allein 13 Einsätzen bis zum Mittag. Insbesondere entlang der Rench wurden Dammkontrollen von den anliegenden Feuerwehren durchgeführt.

 

Die Feuerwehr pumpte in Zell am Harmersbach Wasser aus 13 Kellern entlang der Hauptstraße. (Foto: Dietmar Ruh)

 

Der Damm von Achern bis Renchen musste von der Feuerwehr Rheinau stellenweise mit Folien und Sandsäcken stabilisiert werden, da Wasser durch den Damm drückte. Beim Renchdamm in Helmlingen floss das Wasser in manchen Bereichen über, weshalb die Feuerwehr dort zum Teil Straßen und den Bauhof sperrte, heißt es in einer Pressemitteilung. Zirka 50 Feuerwehrkräfte waren demnach bis zum Mittag im Einsatz.

Bis auf die Feuerwehr in Zell a. H. hatten am späten Nachmittag laut Landratsamt alle Feuerwehren ihren Hochwasser-Einsatz beendet.

 

Wasser läuft in Helmlingen über den Damm. (Foto: Feuerwehr Renchen)

Sturm in der Nacht auf Dienstag

Auch in anderen Teilen in Süddeutschland macht das viele Wasser Probleme. Experten vermuten, dass Wasserstände vereinzelt so stark ansteigen könnten wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Der Rhein bei Karlsruhe sollte seinen höchsten Stand am Dienstag erreichen. Für den Pegel Maxau prognostizierte die HVZ einen maximalen Stand zwischen etwas über 7,00 Metern und knapp 8,00 Metern. Ab 7,50 Metern wird die Schifffahrt unterbrochen. Auch der Wasserstand des Neckars in Heidelberg soll sich bis Dienstag weiter erhöhen.

Und die Lage bleibt angespannt: Bis zum Abend sollten in weiten Teilen Baden-Württembergs noch ein paar Liter hinzukommen, sagte DWD-Meteorologe Kai-Uwe Nerding der Deutschen Presse-Agentur. Vom Abend an sei dann wieder mit kräftigen und anhaltenden Regenfällen zu rechnen, die bis Dienstag weitere 50 bis 60 Liter Regen bringen können, in Staulagen auch bis zu 80 Liter. Hinzu kommen laut Vorhersage orkanartige Böen ab Montagabend mit Geschwindigkeiten zwischen 95 und 115 Stundenkilometer in der Ortenau. Dieses stürmische Wetter soll bis Dienstagmorgen anhalten.

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