Dem Wald verpflichtet: Ewald Elsäßer hat sein Leben dem Forst gewidmet
Schon mit acht Jahren fasste Ewald Elsäßer einen Entschluss, der sein ganzes Leben prägen sollte: Er wollte Förster werden. Dem Jungen, der in dem Dorf Kirchen-Hausen auf der Baar aufwuchs, fiel nämlich damals das Buch „Horst wird Förster“ von Erich Kloss in die Hände, in dem dieser Beruf dargestellt wird.
„Da war für mich klar: Das ist meine Bestimmung“, erklärt der heute 73-Jährige, der sich erst als Leiter des Gengenbacher Forstamts und später als Chef des Amtes für Waldwirtschaft des Ortenaukreises an vorderster Front jahrzehntelang für die Belange der Forst- und Holzwirtschaft starkmachte.
Täglich ein Waldspaziergang
Der Wald ist auch heute noch eine Leidenschaft des Pensionärs: „An jedem Tag mache ich einen Waldspaziergang.“ Muss er doch von seinem Gengenbacher Haus nur über die Straße gehen, um zu den Bäumen zu gelangen. Die Natur, die Stille, die vielfältige Flora und Fauna: „Das ist immer ein besonderes Erlebnis.“
Schon in seiner Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof war er viel im Freien unterwegs. „Auf dem Hof wurde ich früh geerdet.“ Bereits als kleiner Junge kümmerte er sich um das Vieh im Stall und packte überall mit an, wo es notwendig war. Und etwas anderes, was für Elsäßer bis heute sehr wichtig ist, bestimmte in der Jugend sein Leben: „In dem Dorf wurde ich zum Vereinsmenschen.“ Diese sozialen Initiativen, so meint er heute, seien auch – über den fachlichen Aspekt hinaus – für sein Berufsleben von Bedeutung gewesen – etwa bei Verhandlungen mit Waldbesitzern oder anderen Akteuren der Forstwirtschaft.
1979 erstmals in der Ortenau
So war es nur folgerichtig, dass Ewald Elsäßer nach dem Abitur in Freiburg Forstwissenschaft studierte. Nach Studium und Referendarzeit war er ab 1976 bei forstlichen Betriebsinventuren eingesetzt und konnte sich an verschiedenen Orten ein Bild von der Situation des Waldes machen, 1979 erstmals auch in der Ortenau im damaligen Forstamt Kehl. 1980 bis 1986 war er Referent für forstpolitische Fragen bei der Forstdirektion in Freiburg. „Ich war damals viel im Land unterwegs und wurde früh mit den gesellschaftlichen Anforderungen konfrontiert“, erinnert sich der frühere Amtsleiter.
Im Jahr 1986 wurde er dann Leiter des Gengenbacher Forstamts und gleichzeitig Chef des dortigen Ausbildungszentrums Mattenhof, in dem Forstwirte aus dem ganzen Südwesten ihre Ausbildung absolvieren. Die größte Herausforderung in dieser Zeit – und wohl in seiner Laufbahn überhaupt – war zu Weihnachten 1999 der Orkan „Lothar“. In nur 20 Minuten kam es in der Ortenau zu riesigen Verwüstungen.
„Der Gengenbacher Forstbezirk war besonders stark betroffen“, so der frühere Forstamtsleiter. Es galt nicht nur, die Schäden zu beseitigen, sondern das Holz zu lagern. „Bei Gengenbach hatten wir damals ein Nasslager mit 250.000 Festmetern Holz.“ Nicht zuletzt galt es, auf dem extremen Turbulenzen ausgesetzten Markt das Holz zu verkaufen. „Wir hatten damals in Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern eine Solidargemeinschaft gegründet“, so Elsäßer. Es galt, an einem Strang zu ziehen und somit die Last, so weit wie möglich, gleichmäßig zu verteilen. Aber mit unbürokratischen und pragmatisch orientierten Maßnahmen habe man damals viel erreichen können.
Neuland betreten
Ab 2005 betrat Elsäßer beruflich Neuland, er wurde Leiter des neu geschaffenen Amtes für Waldwirtschaft beim Ortenaukreis. Er erhielt so eine Schlüsselposition in dieser Branche. Schließlich gibt es in der Ortenau gut 90.000 Hektar bewaldete Flächen – die Hälfte davon in Privatbesitz, 40 Prozent Gemeinde- und zehn Prozent Staatswald. „Es war mir immer ein Anliegen gewesen, für das Produkt Holz als Baumaterial zu werben“, erklärt der Forstexperte. In seinem Amt konnte er viel dafür tun. Ein Beispiel waren die Auseinandersetzungen um das 2006 eingeweihte Empfangs- und Ausstellungsgebäude für das Gutacher Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. „Beim Architektenwettbewerb gab es den ersten Platz für einen Entwurf, wonach der Trakt aus Stein und Beton gebaut werden sollte.“
Elsäßer setzte sich mit anderen dafür ein, dieses Vorzeigegebäude aus Holz zu bauen – und dieser Vorschlag wurde letztlich verwirklicht. Wichtig waren auch Änderungen in der Verwaltungsstruktur. Da den Forstämtern der Holzverkauf untersagt wurde, wurden diese Aktivitäten privatisiert. Die Folge war die Gründung von zwei sehr erfolgreichen Holzverkaufsgenossenschaften – der Fortwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG und der Waldservice Ortenau eG.
Einsatz für die Weißtanne
Auch jetzt noch ist der ehemalige Amtsleiter Mitglied des schon 1997 von ihm mitgegründeten Forums Weißtanne. „Aufgrund der Globalisierung des Holzmarkts hatte man in der Region mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Vermarktung der Weißtanne zu kämpfen“, blickt Elsäßer zurück. „Wir mussten etwas für die Weißtanne, diesen Charakterbaum des Schwarzwalds, tun, um die Vermarktungschancen zu erhöhen.“
Und man hatte mit diesem Marketinginstrument Erfolg. Besonders bekannt wurde die Weißtanne, als man im sächsischen Dresden für die weltbekannte Frauenkirche Kirchenbänke eben aus Weißtannenholz bestellte. „Aber wir machten uns auch dafür stark, dass hier im Schwarzwald Gebäude mit Holz aus der Region gebaut werden.“ Ein Beispiel dafür seien die vielen neuen Kindergärten. Im vergangenen September erhielt Elsäßer wegen seiner Verdienste die Staatsmedaille in Silber überreicht.
Mit gemischten Gefühlen blickt er auf die Zukunft des 2014 eingeweihten Nationalparks Schwarzwald. Er hat sich zwar, wie er sagt, von Anfang an für dieses Projekt eingesetzt, „weil wir in der Region ein touristisches Aushängeschild brauchen“.
"Ich bin gegen Waldstilllegungen"
Elsäßer ist allerdings dagegen, dass die zweiteilige Fläche von derzeit insgesamt 10.000 Hektar – wie es derzeit diskutiert werde – vergrößert wird: „Ich bin gegen Waldstilllegungen.“ Man benötige Flächen für die Forst- und Holzwirtschaft.
Auch heute noch ist Ewald Elsäßer auf vielen Ebenen aktiv. So arbeitet er noch in der Ohlsbacher Geschäftsstelle des Forums Weißtanne mit und berät Waldbesitzer ehrenamtlich etwa bei schwierigen Genehmigungsverfahren. Auch fungiert er als Vorstandsmitglied der regionalen Vermarktungsinitiative „Echt Schwarzwald“. Ferner ist er Mitglied in rund 20 Vereinen – auch in seiner Heimat auf der Baar: „Ich bin ein kommunikativer Mensch.“
Skilanglauf im Winter
Zwar spielt er nicht mehr wie früher Fußball, betreibt aber doch Skilanglauf im Winter und Nordic Walking und ist ein bekennender Fan des SC Freiburg. An Bekannte verschickt er in regelmäßigen Abständen Newsletter zu forst- und allgemeinpolitischen Themen. Schließlich war er von 1995 bis 2004 als Mitglied der CDU-Fraktion Angehöriger des Kreistags – musste dann aber aufhören, als er für das Landratsamt zu arbeiten begann. „Ich bin vor Langem ein Ortenauer geworden“, betont er.
„Ich bin ein optimistischer Mensch und mit meinem Leben zufrieden“, bilanziert Elsäßer. Auch bezüglich des Waldzustands zeigt er Gelassenheit: „Der Wald ist heute stabiler und ökologischer als vor 30 oder 40 Jahren.“ Ein Motto für ihn ist das Gedicht „Die Lebensleiter“ von Eugen Roth: „Das Gute, das wir gern genossen, das sind der Leiter feste Sprossen. Das Schlechte - wir bemerkens kaum - ist nichts als leerer Zwischenraum.“
Ewald Elsäßer
Ewald Elsäßer wurde 1949 in Kirchen-Hausen, Ortsteil von Geisingen, geboren. Er verbrachte dort seine Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Bauernhof. Später besuchte er das Gymnasium in Donaueschingen, um dann in Freiburg Forstwissenschaft zu studieren. 1980 bis 1986 war er persönlicher Referent des damaligen Freiburger Forstpräsidenten Erwin Lauterwasser, dann wurde er Leiter des Forstamts Gengenbach und des dortigen Ausbildungszentrums Mattenhof. Ab 2005 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2015 leitete er das Amt für Waldwirtschaft beim Ortenaukreis. Elsäßer ist Vater eines Sohns und einer Tochter und hat drei Enkelkinder.