Der "Anzeigen-Papst" Lothar Nadler wird am Montag 80 Jahre alt
Lothar Nadler, Träger des Bundesverdienstkreuzes, wird am Montag, 80 Jahre alt. Als „einen der innovativsten Köpfe der Branche“ bezeichnete ihn ein Landrat bei der Verleihung im Jahr 2004.
Die Branche von Lothar Nadler war das Anzeigenressort in den großen Medien. Deren Fachzeitschrift hängte einen Superlativ an die damalige Laudatio anlässlich der Verabschiedung, ebenfalls 2004, in den Ruhestand dran: „Der letzte Anzeigengeneral alter Schule verlässt den Kommandostand“. Der Wirkungsort des „Generals“: Hubert Burda Media. Verleger Hubert Burda hatte den damals erst 31-jährigen Lothar Nadler 1972 in München kennengelernt und alsbald nach Offenburg geholt.
Der Werbefachmann Nadler hatte neben seiner Ausbildung zum Werbe- und Betriebswirt in der Marktforschung und an Leser-Analysen gearbeitet. Beide Elemente sind heute eine Selbstverständlichkeit, Nadler hatte sie im Zeitungs- und Verlagswesen nahezu „erfunden“ und perfektioniert. Er wurde für den Anzeigenumsatz beim damaligen Burda-Verlag verantwortlich und arbeitete ein Jahrzehnt direkt mit Verleger Hubert Burda zusammen. „Kein Konzern verkaufte wöchentlich mehr Anzeigenseiten als Nadler und seine zuletzt 250 Mitarbeiter“, hatte die Fachzeitschrift weiter aufgelistet.
Typologie der Wünsche
Um den Anzeigenmarkt systematisch zu erforschen, entwickelte Nadler 1973 die „Typologie der Wünsche“, die bis heute als die größte Markt-Media-Studie in Deutschland gilt. Zwei Jahrzehnte gehörte Nadler zudem dem Aufsichtsrat der Media-Analyse an. Bei Burda lief sein Aufstieg zum stellvertretenden Anzeigendirektor, er wurde Gesamtleiter für das Anzeigengeschäft und für Marktforschung. Mit Beginn der Profitcenter im Jahr 1995 folgte die Berufung zum Geschäftsführer für Anzeigen und Marktforschung. Die Medien sind seine Welt bis zum Ruhestand geblieben. Seine Funktionen als Verlagsleiter und Herausgeber des regionalen Wirtschaftsmagazins „inside B“ vom Reiff Medien waren weitere Felder, die sich Nadler ab Ruhestand erschloss und die er mit Sorgfalt, Engagement und Aufrichtigkeit bestellte. „Denn die Mechanismen im regional-lokalen Magazingeschäft seien im Grunde dieselben, wie in der großen Welt der bunten Blätter“, hatte er oft versichert.
Heute ist Lothar Nadler „Privatier“, wie er sich selbst bezeichnet. Ein sportlicher und umtriebiger allerdings. Der frühere leidenschaftliche Hobbyfußballer ist zum ebenso begeisterten Golfer geworden. „Handicap 18,8“ verrät er auf Nachfrage. Sein letztes Fußballspiel habe er mit reifen 60 Jahren in der Burda-Elf auf den Rasen gelegt, erinnert sich Nadler. Mit Ehefrau Hilde geht es oft auf Reisen. „Wir sind 57 Jahre verheiratet, sie hat’s mit mir ausgehalten“, lacht der mehrfache Großvater. Große Freude für Lothar und Hilde Nadler sind die Besuche ihrer Zwillingssöhne und deren Familien. Und dann ist da noch der „Burgunder-Stammtisch“ im Wohnort Durbach. Der Ehrenpräsident des Marketing-Clubs Offenburg/Ortenau genießt einen erfüllten Alltag.
Bis heute stolz
Der „Anzeigen-Papst“ ist bis heute stolz, dass er in seiner Branche wegweisende Spuren hinterlassen konnte. Dieser Beruf, seine vielen Facetten und der Umgang mit Menschen, das Mitgestalten dieser lebendigen Branche, hätten ihm eben auch immer Freude gemacht. Er habe nie etwas anderes machen wollen.