Der Gepardenmann: Matto Barfuss ist Filmemacher und Naturschützer

(Bild 1/3) Matto Barfuss aus Rheinau-Freistett ist unter anderem für sein Leben mit Geparden bekannt. Er ist Filmemacher, Künstler und Naturschützer in einem. ©Ellen Matzat
Matto Barfuss aus Freistett ist Filmer, Künstler und Naturschützer in einem. Einen Namen machte er sich etwa mit Multivisions-Shows und dem Kinofilm „Maleika".
Wichtige Projekte gibt es viele in Matto Barfuss’ Leben. Etwa der Verein „Leben für Geparden“, dessen Erlöse in eine Geparden-Auffangstation fließen, das „Green Belt“-Projekt, für das mehrere tausend Bäume gepflanzt wurden und Kinder in Afrika durch Schulbildung für den Artenschutz sensibilisiert werden. Erst vor wenigen Tagen kam der 51-jährige Filmer, Künstler und Naturschützer von seiner 101. Afrikareise zurück in sein Galeriehaus nach Rheinau-Freistett.
Gerade von Afrikareise zurückgekehrt
Er war in Namibia, wo auch sein Filmauto steht. Die ersten 14 Tage unternahm er mit fünf Leuten eine Wüsten-Tour durch verschiedene Gebiete der Namib-, Kalahari- und Skelett-Wüste mit einem Schwerpunkt etwa auf Erdmänner. Außerdem wollte er seinen Gästen zeigen, dass es in der zweittrockensten Wüste der Erde ein sehr spannendes Ökosystem mit hochspezialisierten Tieren wie Skorpionen, dem fast durchsichtigen Wüstengecko und Weißspinnen gibt.
„Es war sehr heiß und regnete“, berichtet er, froh, wieder Wasser in der Wüste gesehen zu haben. Bereits letztes Jahr durfte er die heftigsten Niederschläge seit Beginn der Wetteraufzeichnung miterleben, was für Barfuss ein Traum war. Eine Horrorerinnerung ist allerdings eine schwimmende schwarze Mamba vor seinem Auto, da die Salzpfannen (Ablagerungsgebiete trockenfallender Salzseen), die er durchqueren musste, teils einen halben Meter unter Wasser standen.
Gefährliche Situationen bei Dreharbeiten in Salzpfanne
Nach 14 Tagen mit der Gruppe fuhr Barfuss alleine weiter nach Bots-
wana, um in einer Salzpfanne zu filmen, die er seit 2012 jedes Jahr zur gleichen Zeit besucht. „Man muss im Kopf abgespeichert haben, wo der Pfad verläuft, denn wenn man davon abkommt, sinkt man ein“, sagt er. Vor einigen Jahren benötigte Barfuss eine ganze Woche, um sein Auto wieder auszugraben. Um über die Dünen zu fahren, lässt er die Luft seines Land-Cruisers mit 4,2 Liter-Motor bis auf ein Bar aus seinen breiten Reifen, um im Sand nicht so schnell einzusinken. In der Zentralkalahari, wo gerade die Regenzeit begann, besuchte er zwei Löwenrudel, die er bereits seit 20 Jahren kennt. Dazu nahm er für vier Wochen 270 Liter Diesel und 224 Liter Trinkwasser mit, acht Liter für jeden Tag. Zum Waschen mussten zehn Liter reichen.
Drehbarer Filmsitz und Dachzelt an Auto installiert
Für autarkes Arbeiten ist sein Filmauto mit drehbarem Filmsitz, Dachzelt, zwei Solarzellen mit 300 Watt und zwei großen Batterien ausgestattet. Als „Luxus“ hat er sogar einen Kühlschrank dabei. Als Verpflegung dienen ihm Lebensmittel, die viel Energie bringen und nicht verderben, wie Biltong (getrocknetes Fleisch) und Nüsse. Seine Hauptkamera ist die 25.000 Euro teure „Red Epic 8K“-Filmkamera. Manche Raubkatzen sind inzwischen so an ihn gewöhnt, dass er mit der Kamera an einer langen Stange neben ihnen herfahren kann. „Neben der Story ist es ein großer Aufwand, immer wieder neue Perspektiven zu erfinden“, erklärt der Filmer.
„Filme machen ist etwas extrem Emotionales“, klärt er auf. Ein großer Moment ist für ihn immer der erste „Director`s Cut“, bei dem die Ersten im Team einen Blick auf seinen Film werfen. Da er als Filmer absolut betriebsblind sei, ist es immer wieder spannend, ob ein Unbeteiligter seine Intention überhaupt versteht. Den Feinschnitt, passend zu Musik und Dialogen, überlässt er dann anderen.
Zwei neue Kinofilme sind in Arbeit
Barfuss’ erster Kinofilm war „Maleika“, der am Welttierschutztag (4. Oktober) 2017 Weltpremiere in Berlin feierte. Die Dreharbeiten dauerten vier Jahre. Die Arbeiten für die beiden neuen Kinofilme „Pambara“ und die „Rolling Bones“ laufen seit sechs Jahren. „Pambara“ soll in möglichst unterhaltsamer und spaßiger Form einem breiten Publikum das Thema Ökosysteme näherbringen. „Wir müssen verstehen, dass wir ohne Artenvielfalt nicht überleben können und wir einen sauberen Kompromiss mit unserem Ökosystem finden müssen“, betont der Biologe. Die Weltpremiere in Berlin ist für den 4. Oktober 2023 geplant.
Eine Kindheit mit zwei Seiten
Barfuss’ Kindheit hatte zwei Seiten – was aus heutiger Sicht auch seine Karriere beeinflusste. Die schöne Seite war, dass er auf einem innovativen ökologischen Bauernhof aufwuchs, der idyllisch am Waldrand lag und auf dem die Tiere damals schon frei herumliefen. Zu den „unnützen“ Tieren zählten Katzen, die auf dem Heuboden ihre Babys bekamen. Da er sein Kinderzimmer im Erdgeschoss hatte, lagen morgens immer mehrere Katzen in seinem Bett, die gar nicht auf den Hof gehörten und sich durch das gekippte Fenster Einlass verschafften. „Ich fand das toll, aber meine Mutter hat jeden Morgen zuerst mal einen Schreikrampf bekommen und die Katzen rausgeworfen“, erinnert er sich.
In einer Sekte aufgewachsen
Als unschöne Seite seiner Kindheit empfand er das Aufwachsen in einer extremen Sekte, in der Teufel und Dämonen ausgetrieben wurden, was ihn ängstigte und terrorisierte. Da der Hof sehr abgelegen lag, beschäftigte er sich viel mit sich selbst und schuf sich eine eigene Welt, um dem Druck zu entfliehen, sagt er. Er versuchte schon als Achtjähriger den Unsinn der Sekte wissenschaftlich zu widerlegen. Damals wollte er Verhaltensforscher werden. Gleichzeitig lebte in ihm als Tagträumer die Kreativität. „Ich konnte schon damals in einer Ecke sitzen und einen ganzen Film vor mir ablaufen lassen“, erinnert er sich. Seine Eltern trennten sich und er verlor den Kontakt zu seinem Vater. Erst 14 Jahre später fand er ihn mit Hilfe der holländischen Regierung wieder.
Als Zwölfjähriger beteiligte er sich an einem Jungkünstlerwettbewerb zu dem Thema „Natur erleben“ und gewann den Ersten Preis von Baden-Württemberg.
Mit 14 die erste Ausstellung gegeben
Damit begann seine Karriere. Mit 14 Jahren hatte er seine erste Ausstellung in einer Volksbank und verkaufte seine ersten Werke. 1989 machte er Abitur, holte aber sein Zeugnis nie ab. Es liegt heute noch in der Schule. Sein Motto war: „Wenn ich mein Zeugnis brauche, habe ich verloren.“ Barfuss startete eine Kunstkarriere und gründete einen Verlag, der pleite ging. Gleichzeitig hatte er die Schnapsidee, die Alpen barfuß zu überqueren, um die Zerstörung der Füße mit den Erosionen in den Alpen zu vergleichen. Ein Freund von einem kleinen Radiosender sendete ein Interview, in dem er seine Route erklärte. „Am nächsten Tag stand das Telefon nicht mehr still und jeder wollte mit dem verrückten Knallkopf reden“, lacht Barfuss. Er hatte drei Monate Vorbereitungszeit, in der er sogar einen Mitstreiter fand.
Barfuß die Alpen überquert
Allerdings musste er seinen damaligen viel zu normalen Namen „Matthias Huber“, da seine Mutter nochmals heiratete, ändern. Es entstand der Künstlername „Matto Barfuss“. Am 27. August 1989 ging es in Garmisch-Partenkirchen los. Es gab viele Probleme mit dem Wetter und es mussten Umwege in Kauf genommen werden. Bis Meran waren die beiden 300 Kilometer unterwegs. Barfuss’ Kollege brachte viele, teils heftige Erfrierungen an den Füßen mit – was Barfuss seither mit schwarz lackierten Fußnägeln würdigt.
Matto Barfuss
Matto Barfuss wurde am 5. Juni 1970 in Sinsheim geboren und hieß gebürtig Matthias Pellewijn. Bis heute brachte er 12 Bücher heraus, darunter Bildbände, die beiden Thriller „Der letzte Tanz des Silberrückens“ und „Tod über der Masai Mara“ unter einem Synonym, da er in Kenia Morddrohungen bekam, sowie eine Kinderbuchserie. Seine Biografie steht noch aus. Ende April bis Mitte Juni tritt Barfuss seine 102. Afrikareise an. Am 8. und 9. April lädt Barfuss zu einem Galerie-Event in sein Kunsthaus in Freistett ein.