Deshalb setzt der Ortenaukreis weiter auf Drückjagden
Der Ortenaukreis erklärte seine zweite Drückjagd in Durbach für einen Erfolg: Zwar würden die Tiere an einem Tag massiv bejagt, aber das bringe weniger Unruhe für die Tiere als eine häufigere Jagd. Zudem müssten auch die Waidmänner seltener ran. Das Modell solle deshalb beibehalten werden.
»Mit 55 Rehen, 25 Wildsauen und vier Füchsen, die am Ende auf der Strecke lagen, war die gemeinsame Jagd ein voller Erfolg«, bilanzierte Joachim Hass, Leiter des Forstbezirks Offenburg. Zur zweiten revierübergreifenden Jagd im Staatswald Brandeck bei Durbach haben das Amt für Waldwirtschaft und die angrenzenden Durbacher und Offenburger Jagdreviere aufgerufen. Über 200 Jäger und Treiber sowie 40 Jagdhunde waren im Einsatz und bejagten eine Fläche von insgesamt rund 2000 Hektar. Das teilte das Landratsamt in einer Pressemitteilung mit.
Wichtige Maßnahme
»Die revierübergreifenden Jagden sind neben der Einzeljagd eine wichtige Maßnahme, um die Wildbestände landschaftsverträglich zu regulieren und die Schäden an Reben, im Grünland und im Wald gering zu halten«, erklärt Hass weiter. Darüber hinaus müsse das Wildschwein scharf bejagt werden, um die drohende Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest von vornherein einzudämmen, teilt das Landratsamt mit.
Gerade im Ortenaukreis finde das Wild durch die vielfältigen Natur- und Kulturlandschaften einen idealen Lebensraum. Entsprechend hoch sei der jährliche Zuwachs an Wild.
Hochwertiges Lebensmittel
Zudem gelte Wildfleisch als sehr hochwertiges Lebensmittel, das in der Ortenau auf rege Nachfrage trifft. »Bereits fünf Tage nach unserer Jagd waren sämtliche Rehe und Wildschweine verkauft«, freute sich Hass.
Die gemeinsame Jagd fand als so genannte Drückjagd statt. Dabei versuchen Treiber und Hunde, das Wild aus den dicht bewachsenen Bereichen, in denen sie sich tagsüber bevorzugt aufhalten, »herauszudrücken«. »Das Wild wird dabei zwar am Jagdtag beunruhigt«, erklärt Holger Schütz, Leiter des Amts für Waldwirtschaft.
Weniger Beunruhigung
An einem einzigen Tag werden bei dieser Form der Jagd aber viele Tiere auf einmal erlegt. »Das bedeutet, dass die einzelnen Jäger über mehrere Wochen oder gar Monate weniger häufig auf Jagd gehen müssen«, so Schütz. Damit sei die Beunruhigung für die Tiere insgesamt geringer. »Aus unserer Sicht sind Drückjagden, insbesondere wenn sie revierübergreifend durchgeführt werden, sehr sinnvoll«, bekräftigte Schütz.
Aufgrund der Sturmböen am Vortag war die Durchführung der diesjährigen Jagd zunächst fraglich, letztendlich konnte sie dann aber doch stattfinden, obgleich der Dauerregen, sowohl für die auf ihren Ständen ausharrenden Jäger, als auch für die zahlreichen Treiber, welche sich durch das nasse Dickicht arbeiteten, eine Durchhalteübung darstellte. Angesichts des großen Erfolgs und der guten Zusammenarbeit wollen die beteiligten Reviere die Jagd auch im kommenden Jahr wieder gemeinsam durchführen.
Keine natürlichen Verhältnisse
Erforderlich werden solche Jagden, weil Waldtieren wie Rehen und Wildschweinen die natürliche Feinde fehlen: Sie können sich ungehindert vermehren.
Mit den ersten Wölfen, die sich in die hiesige Region vorwagen, könnte die Hoffnung aufkeimen, dass solche Drückjagden überflüssig würden. Silke John von der Pressestelle des Umweltministeriums in Stuttgart, erteilt dieser Idee allerdings eine Absage. Man könne zwar nicht im Voraus wissen, wie viele Wölfe zuwandern, aber durch diese würde es »keine Veränderung im Bestand des Wildes geben«. Dies erklärte sie auf Anfrage der Mittelbadischen Presse. Ansonsten würde der Wolfsbestand in der Region auch nicht steigen, denn eine aktive Ansiedelung, wie sie dafür erforderlich wäre, würde schließlich nicht betrieben. Jäger müssen folglich weiter regulierend eingreifen.