Diakonie Baden hilft benachteiligten Menschen bei der Digitalisierung

Der Umgang mit einem Smartphone ist nicht für jeden selbstverständlich. Der Diakonie Baden ist es ein Anliegen, bei der Digitalisierung alle Menschen mit einzubeziehen. ©Archivfoto: dpa/Jens Kalaene
Die Diakonie Baden setzt sich dafür ein, dass bei der Digitalisierung und dem sozial-ökologischen Wandel auch benachteiligte Menschen mitgenommen werden. Das dürfe keine Geldfrage sein.
Mitder Digitalislierung und dem Klimaschutz in der Sozialwirtschaft hat sich die Diakonie Baden am Montag bei ihrem Jahres-Pressegespräch beschäftigt. „Ökologie, Artenschutz, Digitalisierung, Treibhausneutralität – das sind alles Themen, die auch benachteiligte Menschen betreffen und sie vor besondere Herausforderungne stellen“, sagte Urs Keller, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Baden. Als christlicher Wohlfahrtsverband setze sich die Diakonie für diese Menschen ein.
Alle Menschen mitnehmen
„Wir wollen auf die sozialen Komponenten dieser großen Themen aufmerksam machen. Denn dieser Wandel gelingt nur, wenn alle Menschen mitgenommen werden. Ein ressourcenschonender Lebensstil und eine entsprechende Ernährung dürfen nicht vom Geldbeutel abhängig sein“, so Keller.
Finanziell schwache Haushalte seien momentan etwa durch die hohen Kraftstoff- und Energiepreise belastet. Das 365-Euro-Ticket für Jugendliche in Baden-Württemberg sei in diesem Zusammenhang ein richtiges Signal, denn der ÖPNV sei ein wichtiger Klimaaspekt. „Beim sozialen Wandel muss alles bezahlbar bleiben“, betonte der Vorstandsvorsitzende.
Benachteiligte Gruppen
Der Diakonie Baden sei es ein Anliegen, dass vonseiten der Politik intensiver darüber nachgedacht wird, wie beim sozialen und ökologischen Wandel auch benachteiligte Gruppen mit einbezogen werden können. Bei der Digitalisierung gebe es in der Sozialwirtschaft, etwa bei den Pflegeheimen, Nachholbedarf. „Da wurde bislang zu sehr nur die allgemeine Wirtschaft in den Blick genommen. Für klimaneutrales Bauen im Sozialbereich etwa müsste die Kostenfrage besser geklärt werden. Wegen des Gemeinwohlorientierung in der Sozialwirtschaft könnten Einrichtungen Digitalisierungs-Investitionen (etwa die Einstellung von Informatikern, Beschaffung von Hard- und Software, Prozessentwicklungen) nicht wie andere Betriebe über Gewinne finanzieren, sagte André Peters, Vorstand Wirtschaft und Finanzen der Diakonie Baden.
"Christliche Verantwortung"
Die Digitalisierung bringe große Vorteile mit sich, könne aber auch zu einer „unvorstellbaren Exklusion“ für manche Menschen führen, etwa, weil diese nicht die finanziellen Mittel für die benötigten Geräte hätten, oder langsamer Neues lernen. „Wir haben eine christliche Verantwortung, denen zu helfen, die an dieser Entwicklung scheitern“, so Peters.
Der Vorstand Wirtschaft und Finanzen blickte auch in die Zukunft des Sozialwesens, das von Künstlicher Intelligenz profitieren könne: Eventuell würden digitale Sozialarbeiter zum Beispiel Analysen und Logistik im Pflegebereich übernehmen, während sich menschliche Sozialarbeiter um die menschliche Nähe kümmern.
Kindergrundsicherung: Positive Entwicklung
Erfreut zeigte sich Beatrix Vogt-Wuchter, Vorständin Einrichtungen bei der Diakonie Baden, dass im Koalitionsvertrag die Kindergrundsicherung festgeschrieben ist. „Das hatten wir lange gefordert, jetzt warten wir auf die Umsetzung, die wir gerne mitgestalten“, sagte sie. Denn Familien, die in Armut leben, könnten mit dem aktuellen Regelsatz oft nicht einen einzigen Tag im Jahr Urlaub oder einen Ausflug machen.
Auf Missstände und ein nötiges Umdenken im Sozialbereich und Gesundheitswesen hatte kürzlich unter anderem die Diakonie Mittelbaden hingewiesen. Die Diakonie Mittelbaden kritisiert etwa die einrichtungsbezogene Impflicht für Mitarbeiter ab dem 15. März und fordert von der Politik stattdessen eine allgemeine Impfpflicht.
Ländliche Räume besonders betroffen
Dass die Digitalisierung insbesondere in ländlichen Gegenden – also auch in Teilen der Ortenau – Menschen benachteilige, führte bei der Jahres-Pressekonfrenz der Diakonie Baden Fabienne Gentner, Seniorenbeauftragte der Kirchengemeinde Vorderes und Oberes Kleines Wiesental aus. In solchen Gebieten sei die Mobilität erschwert, es gebe keine Läden von Mobilfunkanbietern, die etwa älteren Menschen den Umgang mit Smartphones und SIM-Karten erklären, und auch das Mobilfunknetz sei oft nicht ausreichend gut, um unterwegs das Internet zu nutzen, so Gentner.