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Diakonie Kork: "Wir sind Spitzenversorger"

Christiane Agüera Oliver
Lesezeit 5 Minuten
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11. Januar 2022
Frank Stefan (rechts) ist Vorstandsvorsitzender der Diakonie Kork. Leser helfen unterstützt die Arbeit des dortigen Epilepsiezentrums.

Frank Stefan (rechts) ist Vorstandsvorsitzender der Diakonie Kork. Leser helfen unterstützt die Arbeit des dortigen Epilepsiezentrums. ©Patrick Werner - PWP

Leser helfen, die Spendenaktion der Mittelbadischen Presse, unterstützt die Arbeit des Korker Epilepsiezentrums. Der Vorstandsvorsitzende Frank Stefan gibt Einblicke in die Arbeit und Geschichte der Diakonie Kork.

„Für uns ist Leser Helfen eine ganz großartige Sache“, zeigt sich Frank Stefan, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Kork, dankbar. Die Spendenaktion der Mittelbadischen Presse unterstützt das Korker Epilepsiezentrum, das damit Therapieangebote für Kinder und Jugendliche finanzieren will. Historisch liege der Schwerpunkt der Arbeit in der Assistenz für Menschen mit Epilepsie. „Hier sind wir Spitzenversorger sowohl im klinischen Bereich als auch in der dauerhaften Assistenz“, sagt der 61-jährige Pfarrer.

Auf eine fast 130-jährige Geschichte blickt die Diakonie Kork zurück. Sie wurde 1892 als Heil- und Pflegeanstalt für epilepsiekranke Kinder im Großherzogtum Baden gegründet. Alles begann mit Wohnen und Schule im leerstehenden Schloss. „Beide sind bis heute wichtige Bausteine unseres Hilfsangebots.“ Da die Kinder älter wurden und nicht alle in ihre Familien oder ein unabhängiges Leben entlassen werden konnten, entstand der Bereich Wohnen für Erwachsene sowie das Angebot von „Tagesstruktur/Arbeit“, die späteren Hanauerland Werkstätten. „Den Tötungsaktionen der Nationalsozialisten fielen dann 113 Menschen mit Behinderung zum Opfer“, erinnert Frank Stefan an das Dritte Reich.

Viele Gebäude entstanden

In den 1960er bis 80er Jahren hätte – wie in anderen Bereichen der sozialen Arbeit – eine Professionalisierung stattgefunden. Dadurch seien viele Wohngebäude entstanden, die heute als unzeitgemäß durch Neubauten ersetzt werden. Anfang der 1970er Jahre wurde auch die Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche gegründet, zehn Jahre später – „aus Kindern waren wieder Erwachsene geworden“ – entstand die Erwachsenenklinik für Epilepsie. „Als dritte Klinik im Verbund gibt es die Séguin-Klinik, als Spezialklinik für Menschen mit Behinderung.“ Die Kliniken haben insgesamt rund 120 Betten. Hinzu kommen über 5000 Patienten pro Jahr, die ambulant behandelt werden. Das Einzugsgebiet sei dabei vor allem Süddeutschland mit Baden-Württemberg, Bayern, dem Saarland und aus Teilen Hessens, in Einzelfällen auch darüber hinaus. Auch aus dem benachbarten Elsass kommen in einigen Bereichen etwa 10 Prozent der Klienten.

Um Menschen mit Behinderung ein Leben zu ermöglichen, „das sich stärker an der Lebensnormalität unserer Gesellschaft orientiert“, seien vor etwa 15 Jahren die „Offenen Hilfen“ entstanden, die Menschen in eigenen Wohnungen, ihrer Alltags- und Lebensführung sowie Freizeitgestaltung unterstützen, zudem Schul- und Kindergartenbegleitung anbieten. „Seit dieser Zeit entstanden auch Ersatzgebäude, um den derzeit etwa 350 Menschen, die eine dauernde Assistenz brauchen, zeitgemäße Wohnangebote zu bieten. Diese sind vor allem dezentral in der Region angesiedelt und nicht in einer „Sonderwelt auf dem Stammgelände“. Etwas über 100 Menschen werden zudem im ambulant betreuten Wohnen unterstützt. Die Zentralküche liefert täglich mehr als 1000 Mittagessen aus.

550 Plätze

Für Menschen mit einer anerkannten Behinderung oder psychischen Erkrankung werden 550 entsprechende Plätze für die Region „Hanauer Land“ geboten. Der Oberlin-Schulverbund mit je 100 Schülern in gemeinsamen Lerngruppen mit und ohne Behinderung, bietet ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum und eine Gemeinschaftsschule. „Nachdem inzwischen alle Jahrgangsstufen hochgelaufen sind, können wir auch feststellen, dass die hier erreichten Abschlussnoten in einem sehr guten Niveau liegen. Hinzu kommt eine ausgeprägte Sozialkompetenz“, berichtet Frank Stefan.

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In der eigenen Fachschule für Heilerziehungspflege wird, für die Arbeit mit behinderten Menschen an den Standorten Karlsruhe, Kork und Freiburg, ausgebildet. Die Diakonie-Sozialstation Kehl-Hanauerland bietet Alten- und Krankenpflege, Unterstützung bei Demenz und eine Tagespflege für Senioren. „Unser Inklusionsbetrieb „Textil-Service Kork“, den wir gemeinsam mit einem kommerziellen Wäschereiunternehmen betreiben, bietet ­tarifliche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.

Etwa 1600 Menschen arbeiten bei der Diakonie Kork. Ein sehr großer Teil sind Fachkräfte der Heilerziehungspflege, Altenpflege und Krankenpflege. „Wir beschäftigen Ärztinnen und Ärzte, Handwerker, Reinigungspersonal, IT-Spezialisten, Menschen aus nahezu allen Berufsgruppen.“

Die Diakonie Kork sei permanent im Wandel. „Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Nutzung neuer Assistenzsysteme, veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Gesetze ... Die Liste ist lang“, so der Vorstandsvorsitzende. Konkret geplant seien die Eröffnung einer Kindertagesstätte im Frühjahr, der Bezug eines neuen (Ersatz-)Wohngebäudes für 24 Menschen, Baubeginn für ein weiteres Ersatzgebäude in der Kehler Innenstadt sowie die Planung neuer Plätze für schwerstmehrfachbehinderte Menschen in den Hanauerland Werkstätten. Zum neuen Schuljahr soll außerdem der neue Schultrakt in Betrieb gehen, der derzeit errichtet wird.

Selbstverständliches Miteinander

Eine breite Aufklärung und die Begegnung mit Betroffenen sei das beste Mittel, um der Stigmatisierung einer Krankheit entgegenzuwirken. „In Kork zeigt sich sehr schön, wie selbstverständlich das Miteinander sein kann, wenn man sich im Alltag ganz selbstverständlich begegnet. Durch die Dezentralisierung der Wohnangebote hoffen wir, dass es auch andernorts zu solchen Erfahrungen kommt“, so Stefan.

Die Aktion Leser Helfen sei zudem „ganz großartig“. Lebensfreude würde auch vom Schönen leben, von dem, was mehr da ist, als dem Notwendigen. Durch die Spenden sei das ermöglicht, was zusätzliche Freude und Qualität in das Leben der Menschen bringe. Gerade in der Zeit der Pandemie mussten viele Aktivitäten eingeschränkt werden: Ehrenamtliche könnten nicht in dem Umfang unterstützen, die dauerhaften Hygienemaßnehmen würden emotionale Distanz schaffen. „Gerade in dieser Zeit freuen wir uns ganz besonders über zusätzliche Lichter im Advent und darüber hinaus. Daher danken wir allen wirklich von Herzen, die uns mit ihrer Spende unterstützen.“

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