Die Nitratwerte im Ortenauer Grundwasser sinken
Die Nitratbelastung des Grundwassers ist in der Ortenau offensichtlich geringer als in vielen anderen Regionen Deutschland. Das Landratsamt geht deshalb nicht davon aus, dass die Trinkwasserpreise steigen, weil die Versorger mehr in die Aufbereitung investieren müssen.
Das Umweltbundesamt (UBA) hatte Alarm geschlagen. »Über 27 Prozent der Grundwasserkörper überschreiten derzeit den Grenzwert für Nitrat von 50 Milligramm je Liter«, fasst die Behörde das Ergebnis einer eigenen Studie zusammen. Der Preis für das Trinkwasser könnte dadurch um 45 Prozent steigen, »weil die Versorger zu teuren Aufbereitungsmethoden greifen müssen, um das Rohwasser vom Nitrat zu befreien«. »Eine vierköpfige Familie müsste dann bis zu 134 Euro im Jahr bezahlen«, hatte das UBA errechnet.
Vetter gibt Entwarnung
Für die Ortenau gibt Bernhard Vetter, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Landratsamt des Ortenaukreises, jetzt Entwarnung. »Die Nitratbelastung im Grundwasser des Ortenaukreises liegt mit Ausnahme eines kleinen Bereiches um Neuried unterhalb des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Liter. Eine abnehmende Tendenz habe sich auch 2016 fortgesetzt.
»Für die örtlichen Wasserversorgungsunternehmen besteht insofern keine Notwendigkeit zusätzliche Reinigungs- und Aufbereitungsverfahren vorzusehen. Nitratbedingte Gebührenerhöhungen sind somit im Ortenaukreis nicht zu erwarten«, fasste Vetter die Situation zusammen.
Überwiegend gut
Die Nitratbelastung lag 2016 laut Vetter in der Ortenau durchschnittlich bei 11 Milligramm pro Liter. 2004 waren es noch 13,5 Milligramm. Der Zustand des Grundwasser sei damit überwiegend gut, sagte der Experte.
Der Problembereich um Neuried könnte in einigen Jahren keiner mehr sein. Das Amt von Vetter misst auch in diesem Bereich fallende Werte. Der Behördenleiter hofft, dass der Zustand des Wasser auch dort bis 2021 gut ist. »Grund für die Grenzwertüberschreitung im Bereich Neuried sind die zum Teil lange Jahre zurückliegende intensive Gabe von Mineraldüngern für landwirtschaftliche Intensivkulturen wie zum Beispiel Tabak und Mais«, erläuterte Vetter.
Der Behördenleiter macht für die hohe Nitratbelastung im Grundwasser in anderen Bundesländern zumindest zum Teil die Intensivierung der Landwirtschaft verantwortlich. Als Beispiele nennt er das Ausbringen von Gülle oder Gärresten aus Biogasanlagen. Vetter betonte, die Agrarstruktur im Ortenaukreis sei nicht mit der in anderen Bundesländern vergleichbar.
Vier Problemgebiete
Die Qualität des Trinkwassers in der Ortenau sei sogar sehr gut, betonte der Experte. Von den 139 Wasserschutzgebieten im Kreis seien lediglich vier als Nitratproblemgebiete eingestuft. Dabei handle es sich um die Gebiete »Achern-Önsbach«, »Achern Rotherst«, »Mahlberg« und »Friesenheim«. Sie machen etwa fünf Prozent der Fläche der Wasserschutzgebiete aus.
Dort liegt die Nitratkonzentration bei 25 bis 35 Milligramm je Liter und die Konzentration steige. Die Behörde von Vetter will durch gezielte Gegenmaßnahmen verhindern, dass der Grenzwert von 50 Milligramm überschritten wird. Dort bekommen die Landwirte zum Beispiel strengere Vorgaben bei der Düngung ihrer Felder.
So gefährlich ist Nitrat im Wasser
Nitrat ist ein Pflanzennährstoff und wird als Dünger eingesetzt. Pflanzen nehmen das Nitrat auf oder es wird mit dem Regen ins Grundwasser gespült. Daher ist es in sehr geringer Konzentration im Grundwasser und in Gemüse vorhanden. Nitrat selbst ist nicht gesundheitsgefährdend. Es kann jedoch im Körper zu Nitrit umgewandelt werden, das den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Das ist vor allem für Säuglinge gefährlich. Außerdem steht es im Verdacht, über die Umwandlung zu Nitrosaminen indirekt krebserregend zu sein. Knapp drei Viertel des Trinkwassers werden im Land aus Grund- und Quellwasser gewonnen.