Nach Hitzesommer: Finden Tiere genug Futter im Herbst?
Die Vorbereitung auf den Winter beginnt für die Tiere in der Ortenau bereits im Herbst. Doch der lange Sommer hat seine Spuren hinterlassen: Gerade für manche Vögel gibt es ein dürftiges Angebot an Beeren und Körnern.
Der Sommer ist vorbei und die Nächte werden kälter. Viele Tiere und Vögel ziehen in Richtung Süden. Doch es gibt auch Tiere, die sich im Herbst vorbereiten müssen, um die kälteren Tage zu überstehen. Schwierig könnte es nach dem diesjährigen Hitze-Sommer für die Tiere werden, die über den Winter hier bleiben.
Standvögel, so nennt man die Vögel, die über den Winter in Europa bleiben, haben momentan keine große Nahrungsauswahl. »Beeren und Körner könnten etwas knapper sein als sonst«, meint Petra Rumpel vom BUND Offenburg. »Problematischer könnte es für die Samenfresser wie Stieglitze werden, denn die Samenstände vieler Stauden und Wildkräuter sind früh verblüht und im Sommer vertrocknet«, bestätigt auch Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Ornithologie und Vogelschutz im NABU-Landesverband Baden-Württemberg.
»Auch für Amphibien dürfte es durch die hohen Temperaturen ein schwieriger Sommer gewesen sein. Allerdings orientieren die sich nicht nur an den Temperaturen, sondern auch an der Tageslänge, so dass der Herbst sie nicht komplett überrascht hat und sie größtenteils schon in ihr Winterquartier umgesiedelt sind«, teilt Petra Rumpel mit. »Ein abrupter Temperaturwechsel, bei dem Fische und Amphibien von der Kälte überrascht werden, lässt sich derzeit nicht erkennen. Sie können sich also in ihre Überwinterungsquartiere beziehungsweise tiefere Wasserbereiche zurückziehen«, bestätigt auch Verena Kasper, Biologin und hauptamtliche Naturschutzfachkraft im Amt für Umweltschutz.
In manchen Gegenden Deutschlands scheinen Nüsse und Bucheckern knapp geworden zu sein, die vor allem Eichhörnchen für ihren Wintervorrat und Siebenschläfer für ihren Winterspeck sammeln. In der Ortenau müsse man sich aber keine Sorgen machen. »Trotz des Hitzesommers gibt es viele Eicheln, Bucheckern, Hasel- und Walnüsse, so dass für viele Arten, die sich - wie Buchfink, Buntspecht, Kernbeißer, Rabenkrähen und Kleiber - von Nüssen und Früchten ernähren, der Tisch reich gedeckt ist«, erklärt Bosch. »Nüsse, Eicheln und Bucheckern hat es zumindest im Wald bei mir vor der Tür eine ganze Menge«, bestätigt auch Petra Rumpel.
Genug Nüsse vorhanden
Verena Kasper hat keine Bedenken: »Der vergangene Sommer war durch die andauernde Trockenheit zwar belastend für Tiere und Pflanzen, dennoch konnten sich viele Beeren, Früchte und Nüsse in ausreichender Menge entwickeln. 2018 ist ein sogenanntes Mastjahr bezüglich »Nussfrüchten«. So tragen Hasel-, Walnuss, Buche und Eiche derzeit, wie alle drei bis vier Jahre, besonders viele Früchte.« Wichtig für die Überwinterung der Tiere sei es, dass sie sich rechtzeitig eine Fettreserve anlegen und auf Futterreserven zurückgreifen können. Aus naturschutzfachlicher Sicht sei ein Futtermangel für überwinternde, gesunde Tiere aufgrund des heißen Sommers nicht zu befürchten, gibt Kasper Entwarnung. Aufgrund des andauernden »Goldenen Oktobers« mit warmen Tagen würden sich die Tiere weiter auf den kommenden Winter vorbereiten können.
Futterstellen helfen
Igel müssen sich die nötigen Fettreserven als Kälteschutz und Nahrungsvorrat für den Winterschlaf anfressen, teilt der BUND Ortenau mit. Dabei bevorzugen sie Insekten, Asseln, Würmer und Schnecken. »Wenn das Nahrungsangebot für Igel knapp wird, kann auch eine Futterstelle helfen«, teilt Petra Rumpel mit. Sobald es friert und schneit, darf jedoch nicht mehr zugefüttert werden, denn der Nahrungsmangel sei ein wichtiger Auslöser für den Winterschlaf. Füttert man die Igel weiter, hält man sie künstlich wach, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz.
Futterstelle für Igel einrichten
Wer den Tieren in der Ortenau helfen möchte, kann beispielsweise den Igeln eine Futterstelle einrichten, teilt der BUND Ortenau mit.
Dafür eigne sich Katzen- und Hundedosenfutter, ungewürztes Rührei, gekochtes Geflügelfleisch oder durchgegartes Hackfleisch. Auf keinen Fall dürfe man Essensreste oder Milch dazustellen, denn der darin enthaltene Milchzucker ist unverdaulich und die Igel bekommen Durchfall. Schlimmstenfalls verlieren sie dadurch so viel Flüssigkeit, dass sie austrocknen und sterben, warnt die Pressestelle des BUND Baden-Württemberg.