Tierheimleiterin Heike Mayer aus Hausach
Dossier: 

Ein Leben mit vielen Samtpfötchen: Unermüdlicher Einsatz für Tiere

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24. März 2022

(Bild 1/3) Heike Mayer mit einem ihrer Schützlinge ©Petra Epting

In unserer Serie „Ortenauer Originale“ porträtieren wir Menschen mit dem gewissen Etwas. Heute (84): Heike Mayer aus Hausach bringt kaum ein Nein über die Lippen, wenn es um die Hilfe für Tiere geht. Sie leitet das Tierheim des Tierschutzvereins Kinzigtal.

Wie sie das letzte Dreivierteljahr gemeistert hat mit ihren zwei Vollzeitjobs in der Corona-Pandemie, das weiß sie selbst nicht. Aber sie weiß, dass es dringend notwendig war, kürzerzutreten. Heike Mayer leitete das Tierheim des Tierschutzvereins Kinzigtal ehrenamtlich und war daneben hauptberuflich im Reinigungsteam des Ortenau Klinikums Wolfach. Ihr oblag die Reinigung der Labor- und Röntgenräume, und oft genug zusätzlich die Endreinigungen der Zimmer auf der Corona-Station. Das war bis Ende Januar. Nun will sie langsam in ihr neues Amt als hauptamtliche Leiterin des Tierheims hineinwachsen.

Zu jung für die Lehrstelle

Eigentlich wollte Heike Mayer, als sie in Gutach die Hauptschule beendet hatte, wie so viele Teenies „irgend etwas mit Pferden“ machen. Bereiterin oder Pferdewirtin schwebte ihr vor. In Rastatt hätte sie dafür auch eine Lehrstelle gehabt, doch dafür war sie zu jung. Also noch ein Jahr auf die Berufsfachschule nach Wolfach – und die Rastatter fanden sie immer noch zu jung. Schließlich begann sie eine Ausbildung zur Tierarzthelferin beim Gutacher Tierarzt Wilhelm Fiege – und dort blieb sie „hängen“, bis zu seinem Tod vor 20 Jahren.

Leben auf den Kopf gestellt

„Hi, Ömchen“, begrüßt sie während des Gesprächs eine grau getigerte Katze, die ihr um die Füße streicht. Längst hängt ihr Herz mehr an Katzen als an Pferden. Heike Mayer eröffnete am Bahnhof eine Katzenpension, mit der sie nach einigen Jahren ins ehemalige Einbacher Rathaus umzog. Eine Dienstleistung, die viele im Urlaub oder bei einem Krankenhausaufenthalt sehr schätzten, weil sie ihre Lieblinge solange bei ihr in guter Hand wussten – aber natürlich konnte man davon nicht leben. So heuerte sie daneben noch bei der Stadt Hausach als Reinigungskraft in der Graf-Heinrich-Schule an, so viel man halt als Familienmutter mit zwei Buben irgendwie noch leisten kann.

Großes Glück im Unglück

Und dann kam jener Tag vor fast zehn Jahren, der alles erst einmal auf den Kopf stellte. Sie bekam eine Einladung zur Mammografie. „Normalerweise verschwindet bei mir so etwas in der Schublade und wird dann vergessen.“ Dieses Mal nicht, sie nahm die „erste Einladung zur Ü-50-Party“ an, und das war ihr großes Glück. So wurde ihr Brustkrebs noch in einem frühen Stadium erkannt. Eine sehr aggressive Form dieser heimtückischen Krankheit. Sie musste die Katzenpension und ihre Arbeit aufgeben und sich erst einmal um sich selbst kümmern. Etwas, das sie nun überhaupt nicht gewohnt war.

Mehrere Jobs gleichzeitig

Heute glaubt sie fest daran, dass es ihr nicht so gut ginge, wenn sie sich entgegen des Ärzterats nicht für eine Operation und gegen eine Chemotherapie entschieden hätte. Und dass das Wichtigste überhaupt das positive Denken ist. In allem Negativen noch das Gute sehen, auch wenn man’s oft nicht gleich findet, das sei vermutlich die effektivste Medizin überhaupt. Und vielleicht hat ja auch dazu beigetragen, dass sie in dieser Zeit Großmutter wurde und ihrer Enkelin als Oma noch lange erhalten bleiben wollte. Das ist nun zehn Jahre her, sie hat alles gut überstanden und weiß: „Eine Garantie, dass das nicht zurückkommt, gibt es nicht.“

Nach Krankheit wieder in die Arbeit gestürzt

Und kaum war sie wieder auf den Beinen, hat sie sich wieder in die Arbeit gestürzt. 2012 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden des Tierschutzvereins Kinzigtal gewählt – und als diesem mangels Vorsitz die Auflösung drohte, sprang sie auch hier ein. Gerade hatte man mit dem ehemaligen Wieland-Haus am Eingang der Hausacher Frohnau ein Domizil für ein Tierheim gefunden, es durfte nicht sein, dass das nun daran noch scheitern würde. Dreieinhalb Jahre war sie „Notvorstand“. Inzwischen verdiente Heike Mayer zwar ihr Geld als Reinigungskraft in Wolfacher Krankenhaus, aber mindestens ebenso viel Zeit steckte sie ehrenamtlich in den Tierschutzverein und in dieses neue Haus – das trotz zu geringem Budget ja irgendwie umgebaut werden musste. So wurde sie gleichzeitig auch noch Handwerkerin, Baustellenaufsicht und Tierheimleiterin.
 

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Fachliche Voraussetzung durch Ausbildung

„Ich hab’s halt übernommen“, sie hatte nun schon so viel Schweiß und Herzblut reingesteckt, und durch ihre Ausbildung hatte sie auch die fachliche Voraussetzung dafür.

Auch ihr Mann hat viel geholfen, er musste nun gesundheitlich auch zurückstecken. Heike Mayer ist nun aber rundum zufrieden, dass sie nach der Doppelbelastung, oft mit 14 bis 15 Stunden am Tag, etwas zurückstecken darf. Dass ihr ein gut funktionierendes Vorstandsteam alle übrigen Aufgaben abnimmt, und dass es etliche „treue Seelen“ gibt, die im Tierheim mit anpacken und mit denen sie eine gute Gemeinschaft pflegen darf.

Vierbeinige Flüchtlinge

Das sei unter Tierschützern nicht selbstverständlich, die „Anfeindungen von außen“ haben ihr schon immer wieder sehr zu schaffen gemacht, „weil jeder meint, der bessere Tierschützer zu sein“. Dabei „machen doch alle, was sie können, und versuchen, das gut zu machen“.

Aktuell sind im Tierheim 14 Katzen, „das sind eher wenig“. Sie wurde aber bereits vom Veterinäramt in Offenburg angerufen, ob sie Platz hätte für weitere Tiere. Denn viele Menschen flüchten aus der Ukraine nicht ohne ihr Haustier – und können es dann hier nicht mit in die Unterkünfte nehmen. Da regt sich auch schon wieder das „Helfersyndrom“ der 59-Jährigen.

Tiere geben vielen Halt

Natürlich kann sie die Tiere aufnehmen, und sie will deren Halter auch die Möglichkeit geben, sie hier im Tierheim mit zu versorgen. „Das ist sicher wichtig für die Menschen, dass sie hier nicht auch noch ihr Tier verlieren. Das gibt vielen einen Halt, sonst hätten sie’s ja nicht mitgenommen“, glaubt sie.

Heike Mayer wohnt nicht im Tierheim, ihr Tag dort fängt so zwischen 7.30 und 8 Uhr an mit Reinigen, Füttern und nach den kranken Katzen schauen. „Die Katzen sind ja meistens krank, wenn sie zu uns kommen, sie haben alle schon eine Vorgeschichte“, sagt sie, Und viele seien auch sehr schwer vermittelbar, sie „wohnen“ dann einfach hier im Tierheim. Wie der behinderte Kater Uno. Er wurde vor einem Jahr in Zell gefunden. Zuerst dachte man, er sei blind, das hat sich aber gegeben.

Menschen können viel von den Tieren lernen

Seine spastische Lähmung ist aber unübersehbar, Uno bewegt sich nur sehr langsam und mühsam fort. „Der macht das ganz toll und gibt so viel zurück“, nimmt sie den Kater auf den Arm und gibt ihm einige Streicheleinheiten. Es sei völlig klar, dass er nicht vermittelt werden kann und hier im Tierheim bleiben darf. Tiere gingen völlig anders mit Behinderungen um als Menschen, sie fügten sich einfach drein und lehnten sich nicht dagegen auf, sagt Heike Mayer: „Es gibt ganz schön viel, was wir Menschen von den Tieren lernen könnten.“

Zur Person

Heike Mayer

Heike Mayer wurde 1963 in Gutach geboren. Sie besuchte dort die Hasemann-Schule, nach dem Hauptschulabschluss die Einjährige Berufsfachschule in Wolfach und begann dann in der Praxis Fiege in Gutach eine Ausbildung zur Tierarzthelferin.
Sie eröffnete danach eine Katzenpension am Hausacher Bahnhof, die später ins ehemalige Einbacher Rathaus verlegt wurde. Als 2015 das Haus an der Frohnau zum Tierheim umgebaut wurde, übernahm sie die Leitung. Heike Mayer ist verheiratet, hat zwei Söhne und eine Enkelin.

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