Eine technische Revolution beginnt im Freistetter Baggersee
Auf dem Gelände des Segelclubs Freistett am Petersee fand vergangenen Freitag eine Aufführung des vollautonomes Unterwasserfahrzeug der Arggonauts-Forschergruppe vom Fraunhofer IOSB Institut in Karlsruhe statt. Forschungen sollen damit künftig weit günstiger werden.
»Willkommen zur wichtigen Generalprobe in der Freiluft-Außenstelle des Fraunhofer Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung«, begrüßte Jürgen Geisler, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IOSB, die Gäste auf dem Gelände des Segelclubs Freistett. »Ein bescheidener Baggersee als Testfeld für die maritime Hochtechnologie und Austragungsort einer Weltpremiere«, staunte Katrin Schütz, Staatssekretärin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Die Forschungsgruppe Arggonauts wählte den Freistetter Baggersee deswegen, da er der nächste See von Karlsruhe aus sei, auf dem mit einem benzinbetriebenen Boot gefahren werden darf und der die notwendige Tiefe mitbringt.
Einziges Team im Halbfinale
Die Arggonauts sind als einziges Team aus Deutschland in das Halbfinale des »Shell Ocean Discovery Xprize« eingezogen. Aktuell seien noch 20 Teams aus 13 Ländern an dem internationalen mit sieben Millionen dotierten Wettbewerb beteiligt, indem wegweisende Innovationen zur Erforschung der Tiefsee ausgezeichnet werden. Zu den Bedingungen des Wettbewerbs zählt, dass alle Personen am Ufer bleiben müssen. Da ein Spannungswandler im Bordcomputer kurz vor der Vorführung kaputt ging, konnte der eigentliche Tauchgang nicht stattfinden.
Zu sehen war aber, wie das Oberflächenfahrzeug den Tiefseeroboter (Great Diver) auf den Freistetter Baggersee hinauszieht, ihn dort selbstständig abkoppelt, und nach einigen Runden auch wieder selbstständig einfängt und zurück an Land bringt. Außerdem wurde das Prinzip des autonomen Aussetzungs- und Bergemanövers an einer Schautafel erläutert sowie anhand einer Bildschirmpräsentation gezeigt, wie Kollisionen mit anderen Schiffen vermieden werden. Die große Blitz- und Fotoanlage für 3D-Aufnahmen, die unter das U-Boot montiert wird, wurde ebenfalls erläutert.
40.000 bis 150.000 Euro
»Bisher wurden Kartierungen des Meeres immer von großen Vermessungsschiffen aus gemacht, die zwischen 40 000 und 150 000 Euro Betriebskosten am Tag haben«, erklärte Projektleiter Gunnar Brink. Mit herkömmlichen Forschungsschiffen würde man nie in der Lage sein, die mehr als zehn Millionen Arten von Lebewesen, die noch in der Tiefsee vermutet werden sowie die zwei Millionen Wracks, von denen 300 000 bis 400 000 einen hohen archäologischen, historischen oder materiellen Wert haben, zu finden.
Besondere Schwierigkeiten
Auch würde man ohne neue und preiswertere Methoden nicht herausfinden, wie sich der Klimawandel auswirke oder wo die Plastikfragmente landen. »Das Schwierigste an der Aufgabe ist, wie ein unbemanntes Fahrzeug im Meer bei Wind und Wellen ein anderes unbemanntes Fahrzeug wieder aufnehmen kann«, erklärte Brink. Dafür habe man ein Verfahren entwickelt, das am vergangenen Freitag zum Patent angemeldet wurde.»Das haben wir auf dem See schon oft getestet und es hat bisher immer sehr gut geklappt«, freute er sich.