Eingriffe am Herz offenbaren die Verwundbarkeit des Lebens

(Bild 1/2) Eine der kleinen Patienten mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern, die auf der Station Noeggerath im Herzzentrum der Uniklinik Freiburg betreut werden. ©Foto: Archiv Herzklopfen
„Leser helfen“ sammelt zugunsten der Elterninitiative „Herzklopfen“. Der katholische Pfarrer Rüdiger Kopp aus Kork unterstützt die kleinen Patienten und deren Familien.
Die traditionelle Weihnachtsaktion „Leser Helfen“ der Mittelbadischen Presse möchte in diesem Jahr dazu beitragen, dass die Initiative „Herzklopfen“ ein neues, größeres Elternhaus nahe der Klinik für angeborene Herzfehler und pädiatrischen Kardiologie im Uniklinikum in Freiburg, verwirklichen kann. Viele Patienten aus der Ortenau sind dankbar über die Angebote von „Herzklopfen“ und haben das bisherige Elternhaus, das eigentlich nur eine Wohnung ist, schätzen gelernt.
Einen wichtigen Beitrag leistet auch Rüdiger Kopp aus Kork. Der katholische Pfarrer der Kirchengemeinde Hanauerland unterstützt Familien und Menschen, die unter anderem an einer Herzkrankheit leiden, und bietet seinen Beistand an. So auch den Familien der kleinen Patienten nach der Behandlung in der Kinderkardiologie in Freiburg. „Ich versuche allen Menschen Hilfe anzubieten. Eingriffe am Herz und anderen lebenswichtigen Organen machen einem schlagartig die Verwundbarkeit des Lebens deutlich, des eigenen und das derer, die ich liebe“, sagt Rüdiger Kopp.
Dafür würde es aber keine Richtlinie geben. „Mein Beistand gestaltet sich so unterschiedlich, wie die Menschen unterschiedlich sind, die ihn in Anspruch nehmen wollen.“ Im Rahmen seiner Möglichkeiten, und wenn es von der Familie gewünscht ist, versucht er weiterhin zu begleiten, immer wieder da zu sein und mitzugehen.
Seine Hilfen seien dabei ganz unterschiedlicher Art: „Das Wissen, dass man eine Lebenskrise nicht alleine bestehen muss, sondern dass Menschen versuchen mitzugehen, beizustehen, zu trösten und ganz praktische Aufgaben übernehmen, kann entlasten, ermutigen und aufrichten.“ Ob diese Hilfen auch angenommen werden, hänge je nach dem von der jeweiligen Familie ab.
„Gedanken sind Kräfte“
Oft benötigen auch schon Kinder seelsorgerischen Beistand. „Mit so einer lebensbedrohenden Diagnose gerät vieles ins Wanken“, sagt der Pfarrer. Da könne es beruhigend und tröstend sein, wenn es Vertrauenspersonen gibt, die einem auf dem Weg ganz unterschiedlich begleiten würden. Dabei würden sich die Gespräche „ganz bestimmt nicht“ nur um den Glauben drehen. „Viel hängt an der jeweiligen Phase der Krankheit und Gesundung, ebenso an der Tagesform und -stimmung. Aber bestimmt ist es wichtig, die ganze Bandbreite des Lebens miteinander zu teilen, Sorge, Hilflosigkeit, die Angst vor dem Tod, aber genauso Hoffnung, Spaß und Blödsinn“, findet Rüdiger Kopp. Der Glaube könne jedoch Halt bieten und Kraft schenken. „Gedanken sind Kräfte. Allein das Wissen, dass ich nicht alleine in eine OP gehe, sondern Menschen in Gedanken und Gebeten bei mir sind oder eine Kerze für mich anzünden, kann mich stärken und stützen“, betont er.
In jeder Krise sei es eine Option mit seinem Schicksal zu hadern und seinen Glauben infrage zu stellen. So eine Krise würde das gesamte Familienmobile ins Wanken und sehr schnell auch aus dem Gleichgewicht bringen. „Gerade einem gesunden Geschwisterkind fordert die Krankheit enorm viel ab“, erklärt der Seelsorger.
Kollegen, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer – auch Menschen außerhalb der Familie benötigen im Zusammenhang mit einem kranken Kind oftmals Beistand. Wenn es Rüdiger Kopp selbst sehr nahe geht, sei er dankbar über eine regelmäßige geistliche Begleitung, wo er herausfordernde Situationen besprechen und reflektieren könne.
„Unendlich dankbar“
Die Familien werden in manchen Situationen mit dem Tod konfrontiert, ihr schwer herzkrankes Kind könnte versterben. Auch in diesem Fall sei es von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, „ob ich den Tod als Thema an mich heranlasse oder ob ich ihn lieber verdränge, um meine Kräfte für anderes zu schonen. Niemand will krank sein und niemand will sterben, und doch ist das eigene Sterben das, was uns alle unausweichlich miteinander verbindet“, sagt der Geistliche.
Rüdiger Kopp ist „unendlich dankbar“, dass es Kollegen wie den evangelischen Seelsorger Jens Terjung und dessen Team in der Kinderkardiologie in Freiburg gibt, mit denen man sich die Sorge um Menschen teilen könne, dass man beispielsweise das Seelsorgeteam in Freiburg in der Klinik vor Ort weiß, während man sich zu Hause um Geschwister und Großeltern kümmern könne. „Die Vernetzung unserer je unterschiedlichen Zuständigkeit erlebe ich als sehr, sehr hilfreich, bereichernd und entlastend“, dankt er.
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