Elsässer strömen zum Einkaufen und Tanken nach Kehl
Französische Medien berichten, dass die Region Grand Est mit dem Elsass ab Freitagabend vom deutschen Robert Koch-Institut (RKI) zum Risikogebiet erklärt werden solle – auch, wenn es dafür auf deutscher Seite bis zum Abend keine Bestätigung gibt, strömen den ganzen Donnerstag über Elsässer über die Grenze nach Kehl und Goldscheuer zum Einkaufen und Tanken.
Ob eine lange Schlange vor dem dm-Markt oder bei der Jet-Tankstelle: In Kehl herrscht am Donnerstag Ausnahmezustand. Der Grund: Die Grand Est Region soll laut französischen Berichten ab Freitag als Risikogebiet eingestuft werden, sodass Elsässer den Tag noch einmal nutzen wollen, um günstig einzukaufen und zu tanken.
Eine Bestätigung für die Medienberichte gibt es von deutscher Seite zunächst nicht, auch nicht vom Robert-Koch-Institut. Erst am Abend entscheidet die Bundesregierung, dass unter anderem die Region Grand Est an Samstag zum Risikogebiet erklärt wird.
Menschenmengen in Läden und Tankstellen
Die Stadt Kehl berichtet in einer Pressemitteilung von meterlangen Schlangen vor den Läden und Tabakgeschäften, unzählige Autos an Tankstellen und bis zu 100 Menschen gleichzeitig in den lokalen Drogeriemärkten. Es sei auch zu Staus und Hubkonzerten auf den Straßen gekommen. Obwohl das RKI bis zum späten Mittwochnachmittag dazu noch keine Erklärung abgegeben hat, schießen die Gerüchte unkontrolliert ins Kraut. Bei der Stadt Kehl ebenso wie bei der INFOBEST Kehl/Strasbourg laufen die Telefone heiß, weil vor allem Grenzpendler, aber auch Unternehmer mit Beschäftigten von der französischen Rheinseite sowie Familien, die sich auf beide Rheinseiten verteilen, auf der verzweifelten Suche nach belastbaren Informationen sind, heißt es in der Mitteilung.
Die dreimonatige Grenzschließung im Frühjahr hat ihre Spuren hinterlassen, die Angst davor, dass sich die Situation wiederholen könnte, ist groß – das drückt sich auch in den Anfragen bei INFOBEST aus. Die kruden Geschichten, mit denen die Stadtverwaltung konfrontiert werde, gipfeln laut Stadt in der Falschinformation, wonach Einreisende aus Grand Est, die bei stichprobenartigen Kontrollen von der Polizei überprüft würden, in Quarantäne geschickt würden und einen Corona-Test machen müssten.
Händler versuchen zu beruhigen
In der Kehler Innenstadt, in Einzelhandelsgeschäften und an Tankstellen herrscht derweil Ausnahmezustand: Zahllose Einwohner aus dem Großraum Straßburg versuchen sich mit allem einzudecken, was sie fürchten, in den nächsten Wochen nicht mehr kaufen zu können. Der Andrang ist so groß, dass Ladenbetreiber Schilder in die Tür hängen, um mitzuteilen, dass sie sich auch morgen und an den nächsten Tagen noch über französische Kundschaft freuen und Fotos davon sogar an französische Medien schicken.
Weil Großeinkäufe angesagt sind, kommt laut Mitteilung der Stadt der überwiegende Teil der Kunden mit dem Auto; die Tramzüge auf der Linie D sind gut mit Fahrgästen gefüllt; die Zahl der Passagiere bleibt jedoch im üblichen Rahmen, wie die Straßburger Verkehrsbetriebe (CTS) gegenüber der Stadt Kehl berichten. Den ungewöhnlich starken Autoverkehr und die Staus melden jedoch auch einige Tramfahrer in die Zentrale.