Epilepsieberatungsstelle: Eine Sozialpädagogin berichtet
Die Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr die Kinder- und Jugendklinik im Epilepsiezentrum in Kork. Sozialpädagogin Lisa Marie Kaderlin bietet in der Epilepsie-Beratungsstelle gemeinsam mit ihren Kolleginnen wichtige Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Erleidet ein Kind das erste Mal in seinem Leben einen epileptischen Anfall, sind die Eltern oft ratlos. So wenden sie sich meistens hilfesuchend an die Epilepsieberatungsstelle der Diakonie Kork. Es ist die einzige dieser Art in Baden-Württemberg. Entsprechend groß ist auch der Andrang. Ausschließlich aus eigenen Mitteln und Spenden wird sie finanziert. Die Kosten belaufen sich auf etwa 80 000 Euro pro Jahr.
Frau Kaderlin, wer kommt zu Ihnen in die Epilepsieberatungsstelle?
Zu uns in die Beratungsstelle kommen alle Personen, die sich für das Thema Epilepsie interessieren oder Unterstützung rund um das Thema Epilepsie benötigen.
In welchen Belangen beraten Sie?
Unsere Beratung ist sehr vielfältig. Wir unterstützen in sozialrechtlichen Fragen, wie beispielsweise beim Thema Schwerbehindertenausweis, Pflege, Führerschein oder Epilepsie und Arbeit. Wir informieren bei Fragen rund um das Thema Epilepsie und unterstützen bei der Krankheitsverarbeitung. Ebenso begleiten wir betroffene Personen bei schwierigen Behördengängen und geben Hilfestellung, wenn erwünscht. Ein weiterer wichtiger Punkt unserer Arbeit ist die Aufklärungsarbeit und die Schulung von Betrieben oder Kindergärten zum Thema Epilepsie.
Braucht jeder, der an Epilepsie erkrankt ist oder dessen Angehörige, Ihren Rat?
Nicht jeder, der eine Epilepsie hat, ist auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Es kommen jedoch immer wieder Betroffene oder Angehörige zu uns, die bisher nichts von der Existenz der Epilepsieberatungsstelle wussten und nun umso dankbarer sind, dass sie nun eine Anlaufstelle für ihre Fragen gefunden haben.
Beraten Sie ausschließlich Epilepsie-Betroffene und deren Angehörige?
Zu uns in die Epilepsieberatungsstelle darf jeder kommen, der sich für das Thema Epilepsie interessiert. Ganz egal, ob Schüler, Student, Betroffener, Angehöriger, Senior, Erzieherin, Arbeitgeber und weitere.
Lässt sich alles in einem Gespräch klären?
Meistens benötigt es mehr als ein Gespräch, um alle Fragen oder Anliegen ausreichend klären zu können.
Fallen für die Betroffenen Kosten an?
Unsere Beratung ist anonym und kostenfrei. Für Schulungen, die einen erhöhten Aufwand darstellen und mit Reisekosten verbunden sind, müssen wir ein Honorar verlangen.
Wie finanziert sich die Beratungsstelle?
Die ersten fünf Jahre wurde die Epilepsieberatungsstelle von der Aktion Mensch finanziert. Mittlerweile ist es so, dass die Kosten über Spenden und die Diakonie Kork getragen werden müssen.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit dem Epilepsie-Zentrum aus?
Die Zusammenarbeit zum Epilepsie-Zentrum ist sehr gut und hilfreich. Man hat direkt nebenan ein großes Zentrum mit vielen Erfahrungen rund um das Thema Epilepsie, was einem im Arbeitsalltag immer wieder sehr nützlich ist. Positiv ist auch immer der enge Kontakt zu den ÄrztInnen, TherapeutInnen, StationsmitarbeiterInnen und PsychologInnen. Wir profitieren wechselseitig voneinander, im Sinne der Patienten und deren Angehörigen.
Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet?
Die Epilepsieberatungsstelle ist für ganz Baden-Württemberg zuständig, weil es die einzige Epilepsieberatungsstelle im Land ist.
Wie viele Ansprechpartner gibt es in der Beratungsstelle?
Wir sind drei Ansprechpartnerinnen in der Beratungsstelle. Rita Otto-Willeke, Karin Drinsinger und ich haben einen gemeinsamen Stellenumfang von 170 Prozent. Unterstützt werden wir von unserer Sekretärin Petra Nückles, die mit 25 Prozent für die Beratungsstelle zuständig ist. Grundsätzlich kann jede von uns alles beantworten. Auch in Krankheitssituationen oder Urlaubszeiten sollen unsere Klienten optimal beraten werden. Natürlich gibt es immer mal Anfragen, die nicht sofort geklärt werden können. Hierfür haben wir aber ein tolles Team, auch mit dem Kliniksozialdienst, in dem wir dann gemeinsam auch knifflige Angelegenheiten lösen können.
Wie wichtig ist für Sie die Aktion „Leser helfen“?
„Leser helfen“ ist für uns und unsere Klienten sehr wichtig, da in der Öffentlichkeit zum Thema Epilepsie immer noch viele Vorurteile vorherrschen und die Betroffenen somit benachteiligt werden. Durch solche Aufkläraktionen wird das Thema Epilepsie präsent und Normalität für die Betroffenen und deren Angehörigen in allen Lebensbereichen möglich. Da die Beratungsstelle auf Spenden angewiesen ist, sind wir natürlich für eine so große Aktion sehr dankbar.
Dafür sammeln wir:
- Ein neues Therapiepferd für die Hippotherapie.
- Einen mobilen Snoezelen-Wagen (Snoezelen ist eine Entspannungsmethode aus den Niederlanden).
- Die erstmalige Anschaffung digitaler Aufklärungsmittel wie Videos für Betroffene und Angehörige.
- Die Existenzsicherung der einzigen Epilepsieberatungsstelle in Baden-Württemberg.