Ermittlungen gegen Hells Angels Lahr
Eine Razzia bei den »Mohicans« in Rottweil hat Konsequenzen für einige Mitglieder der Lahrer Hells Angels. Die Rottweiler Sonderkommission »Leder« ermittelt wegen Waffen und Drogen. Die »Mohicans« sind Unterstützer der Lahrer »Hells«.
Rottweil/Lahr. Gestern vor einer Woche lief es für die »Mohicans« in Wellendingen, einem Ort in der Nähe von Rottweil, nicht so wie geplant. Sie feierten ihr »Zweijähriges«, doch plötzlich tauchte die Polizei auf. Nicht nur eine Streife wegen Ruhestörung, sondern mit großen Besteck wie Sondereinsatzkommando (SEK) und Bereitschaftspolizei. Razzia in der beschaulichen Idylle!
Die Bilanz dem Presse- bericht der Polizeidirektion Rottweil zufolge: drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Kokain, Marihuana und Amphetamin) sowie 17 Verstöße gegen das Waffengesetz (unter anderem Totschläger und Messer).
Wieder auf freiem Fuß
Weiterhin wurden neun Deko-Gewehre und zehn Kilo Muskelaufbaupräparate sichergestellt. Außerdem sei das Clubheim als illegale Gaststätte betrieben worden. 57 Personen wurden der PD Rottweil zufolge kontrolliert. Darunter habe es vier festgenommene Personen gegeben, die aber nach erkennungsdienstlichen Maßnahmen (Fingerabdrücke, Speichelproben) wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
Die Polizeidirektion Rottweil wollte auf Frage der Mittelbadischen Presse nicht mitteilen, gegen wie viele Personen aus Lahr wegen welcher Verstöße ermittelt wird. Sie teilte aber mit, dass sie keinen Zusammenhang mit dem Ende November an der Friesenheim-Oberschopfheimer Leutkirche erschossen aufgefundenen Mitglieds Tommy81 sieht. Unabhängig davon steckten Rocker ihre Claims (Goldgruben) ab. »Es geht in der Region um Türsteher, Drogen und Waffen«, sagte ein Sprecher der Rottweiler Sonderkommission »Leder«.
Die »Mohicans« seien zwar kein eingetragener Motorradclub, aber wie ein solcher organisiert, mit Präsident, Vize und anderen »Vorstandsmitgliedern«. Doch wie kam dieser Club in die Zuständigkeit der Lahrer Hells Angels?
Die Kripo Rottweil erklärt das so: 2010 habe es bevorstehende Auseinandersetzungen zwischen den »Black Jackets« (schwarze Jacken) und den »United Tribuns« (vereinigte Volksvertreter) gegeben. Dies habe die damals gründete Soko Leder verhindert.
»Gremium« zersplittert
Platzhirsch war zuvor aber die Rockergruppe »Gremium«. Doch diese habe sich getrennt, ein Teil der Mitglieder sei zu »Gremium Villingen-Schwenningen« überlaufen, ein anderer zu »den Besten, die es für sie in der Szene gibt – den Hells Angels«, sagte der Rottweiler Kripobeamte.
Obwohl die Wellendinger Mohicans auf dem Papier eigenständig sind, hätten sie sich dem Lahrer Hells-Angels-Chapter »Black Forest« als Supporter (Helfer) angedient. »Als solche müssen sie bei Festen niedrige Dienste verrichten wie Parkplatzeinweisung und Getränkeausgabe«, erklärte der Sprecher der Sonderkommission »Leder«. Selbst übergelaufene Gremium-Mitglieder hätten auf dieser Stufe begonnen.
Unabhängig vom jetzt bekannt gewordenen Fall kritisierten die Hells Angels Lahr bereits im Mai die Arbeit der Medien in einem von »Horst81« gegebenen Internet-Interview als falsch und einseitig, auch im Fall des erschossenen 49-jährigen Oberschopfheimers.
Anfragen der Mittelbadischen Presse blieben allerdings unbeantwortet.