Falsche Polizisten: Telefonbetrug in der Ortenau nimmt zu
Immer wieder versuchen sich Betrüger am Telefon als Polizisten auszugeben und so an Geld von meist älteren Menschen zu gelangen. In Baden-Württemberg hat sich die Zahl dieser Vorfälle 2017 im Vorjahresvergleich fast verneunfacht. Auch in der Ortenau verzeichnet das Polizeipräsidium steigende Zahlen. Es gibt aber auch gute Nachrichten dieses Thema betreffend.
"Guten Tag. Hier spricht die Polizei. In ihrer Nachbarschaft gab es einen Einbruch. Dabei wurden Adresslisten gefunden, auf der auch Ihr Name stand. Wir raten Ihnen, uns Ihren Schmuck und Ihr Bargeld anzuvertrauen, bis die Gefahr gebannt ist" - so oder so ähnlich versuchen Betrüger am Telefon vor allem an Geld und Schmuck ihrer Opfer zu gelangen. Häufig geben sie sich als Polizisten aus. In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle 2017 im Vorjahresvergleich fast verneunfacht. Der entstandene Schaden: 5,3 Millionen Euro.
"Auch in der Ortenau verzeichneten wir mehr dieser Fälle", sagt Wolfgang Kramer, Pressesprecher des Offenburger Polizeipräsidiums, gegenüber Baden Online. Während es 2016 noch drei gemeldete Fälle gab, sei die Zahl im Folgejahr auf 17 gestiegen. Der entstandene Schaden befinde sich im unteren einstelligen Millionenbereich. Im Stadtkreis Baden-Baden gab es 2017 außerdem 41 Telefonbetrugsfälle (2016: 9), im Kreis Rastatt 14 (2016: 3).
Ältere potentielle Opfer
"Potentielle Opfer sind meistens Senioren", sagt Kramer weiter. Betrüger versuchten es bei älteren Menschen häufig mit dem sogenannten Enkeltrick. Der Anrufer gibt dabei vor, ein Verwandter des Angerufenen zu sein, der sich in einer misslichen Lage befindet und schnell Geld benötigt, um sich aus dieser zu befreien. "Das Ziel ist vor allem, an schnelles Geld zu gelangen", erläutert Kramer.
In Stuttgart war es Betrügern kürzlich gelungen, einen 86-Jährigen dazu zu bringen, mehrere Zehntausend Euro von seinem Konto abzuheben. Sie machten dem Mann weis, dass es sich um Falschgeld handle, das er ihnen aushändigte. Im August 2017 verlor ein Betrogener in Baden-Baden 59.000 Euro auf einen Schlag. Die niedrigste Summe, die im Bereich des Offenburger Polizeipräsidiums im vergangenen Jahr auf einen Schlag den Besitzer wechselte, war 12.300 Euro.
Aufmerksam in Offenburg
In Offenburg waren vier Angerufene im April geschickter. Sie wurden laut Polizei an einem Sonntagabend angerufen. Die Unbekannten gaukelten den Menschen vor, dass in jeweils unmittelbarer Nachbarschaft die Festnahme zweier Personen erfolgte, die entweder die Adresse der Angerufenen oder angebliches Diebesgut aus deren Haushalt mit sich führten. In der Folge versuchten die falschen Polizisten herauszufinden, wo die Angerufenen Wertgegenstände aufbewahren. Um ihrem Anruf die nötige Seriosität zu verleihen, endete die angezeigte Telefonnummer auf dem Display mit 110.
Aufklärung schwierig
Die Angerufenen reagierten richtig, meldeten die Telefonate der Polizei und verhinderten so einen möglichen Schaden. Derzeit bearbeiten die Offenburger Polizisten drei gemeldete Betrugsfälle - in Achern und Offenburg. Die Erfolgsaussichten, an die Betrüger heranzukommen, sind allerdings gering. "Die Drahtzieher agieren zumeist aus dem Ausland - überwiegend aus der Türkei", sagt Polizeipressesprecher Kramer. Daher sei es "relativ schwierig" an die Täter zu kommen.
Eine gute Nachricht gibt es laut Kramer aber dennoch: "Da das Thema mehr in der Öffentlichkeit steht, melden mehr Menschen derartige Vorfälle. Nicht zuletzt deswegen ist die Erfolgsquote für Telefonbetrüger zurückgegangen. Außerdem kommt es in den wenigsten Fällen zur Geldübergabe."
Das rät die Polizei
- Seien Sie misstrauisch gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen zu einem Einbruch in der Nähe!
- Die "echte" Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen!
- Rufen Sie nie die am Telefon angezeigte Nummer zurück, sondern fragen Sie beim Notruf 110 nach!
- Verständigen Sie bei verdächtigen Feststellungen umgehend die Polizei über die 110!