"Alle profitieren davon"

Fast 500 Personen werden geschult: Offenburg erstellt Schutzkonzept

Von Christiane Agüera Oliver
Lesezeit 4 Minuten
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24. November 2023
Fachberater Manuel Tumino vom Verein "Aufschrei" mit Mitarbeitern der Stadt Offenburg. Rund 500 städtische Beschäftigte, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun, werden derzeit vom "Aufschrei"-Team zum Thema sexuelle Gewalt sensibilisiert. Am Ende dieses Prozesses soll ein Schutzkonzept stehen.

Fachberater Manuel Tumino vom Verein "Aufschrei" mit Mitarbeitern der Stadt Offenburg. Rund 500 städtische Beschäftigte, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun, werden derzeit vom "Aufschrei"-Team zum Thema sexuelle Gewalt sensibilisiert. Am Ende dieses Prozesses soll ein Schutzkonzept stehen. ©Stephan Hund

"Leser helfen" sammelt für den "Aufschrei", der gegen sexuellen Missbrauch kämpft. So mit Schutzkonzepten für Kinder-und Jugend-Einrichtungen. Zum Beispiel für die Stadt Offenburg.

Die Benefizaktion "Leser helfen" der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr den Ortenauer Verein "Aufschrei" gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen, der sich nicht nur um betroffene Opfer kümmert, sondern auch mit Fortbildungen präventiv unterstützt. Neben der Intensivierung der Beratung sollen auch die Präventionsprojekte ausgebaut werden. Dazu gehört die Erstellung von Schutzkonzepten, was seit 2021 gesetzlich vorgeschrieben ist. Das ist teuer und die Finanzen des "Aufschrei" sind knapp. Derzeit liegt der Spendenstand bei knapp 15.000 Euro - es fehlt noch sehr viel!

"Sowohl das Aufkommen als auch der Umgang mit Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen wird maßgeblich von den Strukturen eines Systems oder einer Institution mitbestimmt", beschreibt Manuel Tumino von "Aufschrei". Die Stadt Offenburg als Träger verschiedener Berufsgruppen, welche mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, erstellt derzeit für alle diese Mitarbeiter ein Schutzkonzept.

Insgesamt würden aktuell knapp 500 Personen aus den pädagogischen Bereichen und Einrichtungen, "von der Küchenkraft bis zur Schulsozialarbeiterin", geschult, informiert Simone Müller von der Stadt Offenburg. Bei der ständigen stellvertretenden Fachbereichsleiterin "Familien, Schulen und Soziales" in der Abteilung Sozialplanung und Steuerung laufen alle Fäden zusammen. "Zu allen Einrichtungen, die zum Fachbereich gehören, wie Kitas, Betreuungseinrichtungen für Schulkinder, Stadtteil- und Familienzentren, gehören auch Mitarbeitende in der Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, aber auch die Fachkräfte der Verwaltung, die im Alltag in den Einrichtungen unterwegs sind", zählt sie auf.

Ziel: Risiko mindern

Damit alle Mitarbeiter teilnehmen können, würden die Schulungen hybrid stattfingen, "teilweise vor Ort mit der Möglichkeit sich online dazu zu schalten." "Schutzkonzepte helfen Organisationen und Einrichtungen des Bildungs-, Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialsektors wie Kitas, Schulen, Sportvereine oder Arztpraxen, zu Orten zu werden, an denen Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt geschützt werden.", erklärt Tumino. Sie würden das Risiko vermindern, dass sexuelle Gewalt in der Einrichtung verübt wird und tragen dazu bei, dass betroffene Kinder und Jugendliche von Fachkräften erkannt werden und Zugang zu Hilfe erhalten.

"Die Erstellung von institutionellen Schutzkonzepten bedeutet Organisationsentwicklung. Dies gelingt in einem Zusammenspiel aus Analyse, Auseinandersetzung und Kommunikation sowie daraus folgenden strukturellen und kulturellen Veränderungen einer Organisation", sagt der Fachberater. Nun setzt sich also die Stadt Offenburg für den pädagogischen Bereich intensiv mit den eigenen Strukturen und Abläufen auseinander. "Am Anfang steht eine Potential- und Risikoanalyse. Aufgrund dieser wird der Bedarf an Maßnahmen ermittelt, welche dann nach und nach umgesetzt werden. 

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"Für uns ist es wichtig, die Grundlagen des Kinder- und Jugendschutzes für alle Mitarbeitenden aufzubereiten und immer wieder ins Bewusstsein zu holen", ergänzt Simone Müller. Mittlerweile würde es für alle pädagogischen Einrichtungen eine Verpflichtung geben, ein Schutzkonzept zu entwickeln und in Umsetzung zu bringen. "Konzepte sollen nicht in der Schublade liegen, sondern leben, darum ist es wichtig, dass wir alle von einem gleichen Wissensstand her kommen", erklärt die stellvertretende Fachbereichsleiterin weshalb nun "so breit" in diese Fortbildungen eingestiegen wurde.

Ein Schutzkonzept bestehe aus neun Elementen oder Bausteinen. Alle hybriden Schulungen, die nun anstehen seien „nur“ Teil des Elements „Fortbildung“. "Wir passen die Schulungsinhalte an die einzelnen Bereiche an." In den anschließenden Multiplikatoren-Treffen ginge es dann darüber hinaus um die Entwicklung und Etablierung der weiteren Bausteine. "Dabei wird den Beschäftigten Wissen zu sexualisierter Gewalt vermittelt und sie dafür sensibilisiert."

"Inhaltlich geht es um mehrere Punkte: Fakten zu sexualisierter Gewalt, verschiedene Formen, Unterscheidung von Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen, strafrechtliche Aspekte, Umgang mit einer Vermutung sowie grenzachtender Umgang im allgemeinen als wichtiges präventives Element", fasst Tumino zusammen.

Nicht nur Schutz

Dabei gehe es bei einem Schutzkonzept "nicht nur um Schutz", sondern auch um die Teilhabe und Förderung von Kindern und Jugendlichen. Im Anschluss an diese Grundlagenschulung, die bereits absolviert ist, gehen die intensiveren Folgeveranstaltungen im kommenden Jahr weiter.

Warum "Aufschrei" diese Fortbildungen macht, ist für Simone Müller naheliegend: "Sie ist unsere Fachstelle für das Thema in Offenburg. Für uns ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden diese erleben, ohne dass es einen konkreten Anlass gibt. Für den Fall, dass Einrichtungen dann akut Beratung brauchen sinkt damit die Hemmschwelle. Der Erstkontakt ist für alle damit geschafft und alle profitieren davon."

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