Serie "Wir sind systemrelevant"

Firma Kirsch baut Lagerschränke für Berliner Corona-Klinik

Brigitte Gass
Lesezeit 4 Minuten
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15. May 2020
Die Produktion läuft auf Hochtouren in Willstätt-Sand: Spezial-Kühlgeräte von Kirsch sind sehr gefragt in Zeiten, in denen Labore und Forschungseinrichtungen wegen Corona hochfahren.

(Bild 1/2) Die Produktion läuft auf Hochtouren in Willstätt-Sand: Spezial-Kühlgeräte von Kirsch sind sehr gefragt in Zeiten, in denen Labore und Forschungseinrichtungen wegen Corona hochfahren. ©Philipp Kirsch GmbH

Ortenauer Firmen, die in der Corona-Krise unverzichtbar sind. Teil 14: Die Firma Kirsch aus Willstätt-Sand baut Kühlschränke für Medikamente.

Die Corona-Krise verlangt Jochen Kopitzke und seinem Team derzeit alles ab, denn die Produkte des Medizintechnik-Spezialisten Philipp Kirsch aus Willstätt-Sand sind gerade jetzt besonders gefragt. „Wir arbeiten aktuell einen großen Auftrag für die Berliner Corona-Klinik ab, die derzeit in einer Messehalle eingerichtet wird. Wir liefern für das 1000-Betten-Haus alle Medikamenten-Lagerschränke“, berichtet der Geschäftsführer des 1865 gegründeten Unternehmens. „Der Lieferdruck ist enorm, auch bei unseren anderen Kunden, und wir können aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen nicht alle Anfragen erfüllen“, beschreibt Jochen Kopitzke die aktuelle Situation für sein Unternehmen.


 Zertifizierte Produkte


Gestiegen ist nämlich nicht nur die Inlandsnachfrage nach den Qualitätsprodukten des deutschen Marktführers für medizinische Kühlgeräte, die in fast jedem deutschen Krankenhaus und vielen Apotheken stehen. Auch weltweit sind derzeit Kliniken, Pharmaunternehmen, Labore und Forschungseinrichtungen dabei, ihre Kapazitäten hochzufahren, um Corona-Patienten optimal zu versorgen und so intensiv wie möglich Forschung rund um das Virus zu betreiben. Und da sind die Kühlgeräte von Kirsch aus Willstätt-Sand in vielen Fällen erste Wahl, denn Kirsch ist einer der wenigen Mittelständler, dessen Produkte nach dem Medizinproduktegesetz zertifiziert sind. „Diese Zertifizierung ist extrem aufwendig und für mittelständische Unternehmen kaum noch zu stemmen. Deshalb hat auch die EU die Einführung der neuen MDR (Medizinprodukteverordnung) um ein Jahr nach hinten verschoben. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie wichtig gerade der Mittelstand als Stütze des Gesundheitswesens ist“, erklärt Jochen Kopitzke.


Um die vielen Bestellungen möglichst zeitnah zu bedienen, müssen die Kirsch-Mitarbeiter in der Materialwirtschaft sehr kreativ sein. Insbesondere der Nachschub an elektronischen Bauteilen, die aus chinesischen Werken deutscher Unternehmen stammen, sei unkalkulierbarer geworden, so Kopitzke. „Wir verfolgen mittlerweile das Eintreffen und Löschen von Schiffen, um rechtzeitig auf mögliche Engpässe reagieren zu können. So ziehen wir etwa Aufträge vor, die wir noch mit unserem Lagerbestand bearbeiten können“, erklärt Jochen Kopitzke die neuen Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt.


Gefordert sei er im Moment ganz besonders auch als Führungsperson, denn gerade in Krisenzeiten sei der Teamgeist besonders gefordert, so Kopitzke, der das Traditionsunternehmen seit 2012 leitet. Vor allem zu Beginn der Krise seien die Mitarbeiter wegen der Ansteckungsgefahr verunsichert gewesen. „Wir haben unsere ohnehin schon strengen Hygieneregeln nochmals verschärft und unseren Betriebsarzt mit einbezogen. Er hat alle Fragen beantwortet und sehr zur Transparenz beigetragen. Wissen gibt einfach Sicherheit“, so Kopitzke, der das Gefühl hat, dass die Corona-Krise das Kirsch-Team noch stärker zusammenschweißt. Neben den strengen Hygiene- und Abstandsregeln wird im Moment abteilungsweise versetzt gearbeitet, um die Kapazität zu erhöhen. Und es gibt einen Notfallplan, damit die kritischen Unternehmensfunktionen gesichert sind, auch wenn im Homeoffice gearbeitet werden muss.


Innovation ist, neben der Qualität, der wesentliche Faktor für die nun über 150-jährige­ Erfolgsgeschichte von Kirsch. So war das Unternehmen, das bis 2017 seinen Sitz in der Zeller Straße in Offenburg hatte, das erste, das spezielle Kühlschränke für Impfstoffe und Medikamente hergestellt hat. Zuvor stand der Name Kirsch für Schankanlagen für die Gastronomie und Getränkekühlschränke. Die neueste Entwicklung im Hause Phi­lipp Kirsch sind Kühlschränke, bei denen die kühlenden Kompressoren durch Magnete ersetzt werden.


Und schon lange setzen die Kirsch-Entwickler auf die Einbindung der Kühl- und Gefrierschränke ins Internet. „Das ist jetzt in der Corona-Krise mit den vielen Kontakteinschränkungen ein sehr großer Vorteil, denn wir können so die Wartung aus der Ferne erledigen“, berichtet Jochen Kopitzke. Und falls doch etwas von Hand getauscht oder repariert werden muss, dann bekommt der Kundentechniker per Videokonferenz Unterstützung von den Servicemitarbeitern in Sand.
 

Stichwort

Philipp Kirsch GmbH

◼ Branche: Medizintechnik (Spezialkühlschrankbau)
◼ Geschäftsführer: 
    Jochen Kopitzke
◼ Beschäftigte: 80
◼ Auszubildende: 3
◼ Gründungsjahr: 1865
◼ Standort: Willstätt-Sand
www.kirsch-medical.de

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