Fliegerbombe in Lahr erfolgreich entschärft
Die am Dienstag auf dem Gelände der früheren Akad in Lahr gefundene Bombe aus dem zweiten Weltkrieg ist am Mittwochmittag erfolgreich entschärft worden. Rund 100 Personen wurden von den Einsatzkräften in ihren Wohnungen angetroffen und zum Verlassen aufgefordert.
UPDATE: Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben planmäßig am Mittwoch gegen 13.15 Uhr mit der Entschärfung der amerikanischen Fliegerbombe in Lahr begonnen und konnten knapp 30 Minuten später Entwarnung geben: der Sprengkörper wurde fachgerecht unschädlich gemacht und konnte zur Vernichtung verladen werden. Das teilen die Stadt Lahr und das Polizeipräsidiums Offenburg mit.
Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Arbeiterinnen und Arbeiter durften gegen 14.15 Uhr in ihre Wohnungen beziehungsweise an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, heißt es.
Nahezu zeitgleich wurden die eingerichteten Verkehrssperrungen aufgehoben. Die vorherigen Evakuierungsmaßnahmen verliefen reibungslos, nur wenige Bürgerinnen und Bürger nahmen das Angebot der Stadt Lahr an, sich mit einem Shuttleservice zur Sammelstelle in den Bürgerpark, auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau verbringen zu lassen.
Rund 100 Personen wurden von den Einsatzkräften in ihren Wohnungen angetroffen und zum Verlassen aufgefordert. Eine sich in Quarantäne befindliche Familie wurde von Einsatzkräften der Feuerwehr zu einem gesonderten Sicherheitsbereich begleitet.
Auch der Oberbürgermeister der Stadt Lahr Markus Ibert war erleichtert über den Ablauf der Bombenentschärfung: "Mein Dank geht in erster Linie an die Entschärfter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes; sie hatten den wichtigsten Job zu erledigen und haben ausgezeichnete Arbeit geleistet.“
Ursprüngliche Meldung:
Auf dem früheren Akad-Gelände am Hohbergweg in Lahr ist am späten Dienstagnachmittag eine US-Fliegerbombe mit einem Gewicht von 250 Kilogramm aus dem zweiten Weltkrieg gefunden worden. Gegen 16.30 Uhr ging die Meldung über den Bombenfund ein. Entdeckt wurde sie von den Arbeitern, die derzeit in den Baugruben auf dem Gelände zugange sind. Dort sollen mehrere Wohnblöcke entstehen.
Im vorderen Teil des Geländes war innerhalb einer Betondecke eine kleine Fläche freigelegt. Aus dem Erdboden ragte die Bombe heraus. Experten von Polizei, Feuerwehr und Kampfmittelbeseitigungsdienst waren vor Ort, um den Fund zu inspizieren und die weiteren Schritte zu beraten.
Fotos: Christian Kramberg
Entschärfung seit 13 Uhr
Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdiensts aus Stuttgart haben wie geplant mit der Entschärfung der Bombe begonnen. Gegen 14 Uhr soll sie beendet sein. Die Polizei hat derweil alle Hände voll zu tun, Radfahrer umzuleiten, weil ein Teil des Radwegs gesperrt ist. Unerfreuliche Zwischenfälle sind nicht bekannt, alles läuft wie geplant.
Evakuierung läuft seit dem Vormittag
Seit 11 Uhr an diesem Mittwoch läuft die Evakuierung, um 13 Uhr soll die Bombe entschärft werden.
Ein Bereich von 300 Metern um die Fundstelle wird evakuiert, wie die Pressestelle der Stadt Lahr schreibt. Betroffen seien zirka 800 Menschen, dabei handle es sich um die Anwohner des Hohbergwegs, der Lester-Pearson-Straße, des Gustav-Stresemann-Rings, Teile des Schillingswegs, Teile der Bertha-Suttner-Allee und der Aristide-Briand-Straße und die Breitmatten 14. Das Herzzentrum ist von der Evakuierung nicht betroffen, heißt es weiter.
Für die evakuierten Personen steht die Mehrzweckhalle im Bürgerpark als Ausweichquartier zur Verfügung. Ebenfalls ab 11 Uhr gibt es einen Bus-Shuttle-Service, die Abfahrt ist an der Bushaltestelle beim Herzzentrum.
- Die Stadt Lahr bietet unter 0 78 21 / 9 96 70 00 eine Infohotline an.
Lautsprecherdurchsagen und Absperrungen
Die Polizei ist laut Mitteilung „mit starken Kräften“ im Einsatz, darunter Beamte des Polizeipräsidiums Einsatz sowie mit Unterstützung der Feuerwehr der Stadt Lahr. Bürger werden mit Lautsprecherdurchsagen informiert, rund um die Evakuierungszone gibt es Absperrpunkte.
Der Beginn der Bombenentschärfung ist auf 13 Uhr geplant. Bis dahin müssen alle Personen innerhalb des festgelegten Radius ihre Wohnungen oder ihre Arbeitsstelle verlassen haben. Der betroffene Bereich wird für den Verkehr während der Evakuierung und der Entschärfung komplett gesperrt. Die Maßnahmen werden aus der Luft mit einer Polizeidrohne begleitet.
Rückblick: Bombenentschärfung 2018
In der ersten August-Woche des Jahres 2018 hatte es schon mal auf dem früheren Akad-Gelände innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei Bombenfunde gegeben: Am 2. August wurde eine 250 Kilogramm schwere US-amerikanische Fliegerbombe entdeckt. Häuser und Wohnungen in einem Radius von 300 Metern mussten evakuiert werden. 750 Bewohner und Gewerbebetreibende betroffen. Angetroffen hatte die Polizei etwa 250 Anwohner. Zwei Stunden später war die Bombe entschärft.
Das selbe Spiel wiederholte sich knapp eine Woche später, am 7. August: wieder eine Fliegerbombe, wieder eine Evakuierung, wieder Entwarnung am Abend. Rund 100 Anwohner waren dieses Mal betroffen. Kurz nach 13 Uhr ist der Fund gemeldet worden, zwei Stunden später waren die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Stuttgart vor Ort. Die Bombe wog 250 Kilogramm.
Die Polizei glaubte damals, dass es sich um den letzten Fund auf der Grünfläche handelt. „Wir gehen nicht davon aus, auf der Grünfläche noch weitere Blindgänger zu finden“, sagt der damalige Pressesprecher Patrick Bergmann nach Rücksprache mit den Experten. Sie sollten sich täuschen.
Bombardierung auf die Serre-Kaserne
Der Grund für die Bombenfunde ist die Bombardierung der früheren Serre-Kaserne Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Kampfmittelkataster der Stadt ist das Areal als bombardierte Fläche eingetragen. „Der gefundene Blindgänger stammt höchstwahrscheinlich vom Großangriff auf die damalige Serre-Kaserne“, erklärte der Lahrer Historiker Norbert Klein 2018, als die letzten beiden Bomben gefunden wurden. Die Kaserne war 1937 im Lahrer Gewann Elend entstanden und nach einem Kriegsschauplatz des Ersten Weltkrieges benannt worden. Ziel des Fliegerangriffs wurde sie Ende des Zweiten Weltkriegs, am 19. Februar 1945, gegen 15 Uhr.
Klein hat die Ereignisse im Jahrbuch Geroldseckerland festgehalten: „Wieder einmal überflog eine große Bomberformation die Stadt Lahr und schwärzte den Himmel. Doch dieses Mal war deren Ziel nicht irgendeine Groß- oder Industriestadt im Osten, sondern eine Militärkaserne, von der sich die alliierten Streitkräfte beim sich nähernden Kriegsende einen gewissen Widerstand erwarten konnten. Und das war die Serre-Kaserne in Lahr.“
64 zwei- und viermotorige Langstreckenbomber flogen in mehreren Wellen heran. Sie warfen etwa 250 Sprengbomben ab. 27 Menschen verloren ihr Leben, 20 wurden verletzt. Die Bomben trafen nicht nur die Kaserne, sondern auch den angrenzenden Rosenweg, das Hohbergsee-Hotel und die Geroldsecker Vorstadt. Die meisten Opfer befanden sich unter den Männern, Frauen und Kindern, die im nahen Wald Brennholz machten – aus Bäumen, die am 14. Februar zerbombt worden waren. „Überlebende Zeitzeugen berichteten von den grauvollen Bildern der Zerstörung, den vielen schrecklichen Bildern der Opfer und den Schreien aus den Trümmern und den Schreien aus dem Wald“, hat Klein in seinen Aufzeichnungen festgehalten. malx