Franz kehrte von der Fototour nicht zurück
Heute setzen wir unseren Schwarzwaldkrimi zum Mitschreiben fort – der Hausacher Stadtschreiber 2010 Christoph W. Bauer begann mit der ersten Folge. Er entschied sich für die Fortsetzung einer Leserin, die unter dem Pseudonym »Molly Hooper« geschrieben hat.
Christoph W. Bauer war nun wirklich nicht zu beneiden um seine Aufgabe, eine der Fortsetzungen herauszusuchen. Die Spannung, wer welchen Teil geschrieben hat, wird erst am Schluss mit der sechsten Folge aufgelöst. Er schrieb den Start: Kommissarin Isabella Bahler und ihr Hund Einstein werden zu einem Mord gerufen: Vor der Hausacher Festhalle liegt ein Toter, offensichtlich erstochen. Ein mysteriöser Anrufer weiß seinen Namen und bringt den Heimatforscher Oskar Krummbügel, die Ex-Freundin des Ermordeten aus Stuttgart und die Burg Husen mit dem Toten Franz Ferdinand in Verbindung.
Und so geht’s weiter: Auch die Spurensicherung, die wenig später an der Hausacher Stadthalle eintraf, konnte kein Licht in die Sache bringen. Todesursache war die Stichwunde im Brustbereich, so viel stand nach den ersten Untersuchungen vor Ort fest. Die Tatwaffe war nicht auffindbar, weitere Spuren gab es nicht. Bellaballa machte sich mit Einstein auf den Weg zu den Krummbügels. Kaum dort angekommen, klingelte ihr Handy erneut. Nervosität beschlich sie, rechnete sie doch wieder mit dem unbekannten Anrufer M.
Doch es war Mathias von der Spurensicherung, der ihr noch etwas mitteilen wollte: »Wir haben hier bei der Leiche übrigens noch was gefunden – frisch geschnittene Kräuter!«
Schockierende Nachricht
Bellaballa verabschiedete sich von ihrem Kollegen und klingelte bei den Krummbügels. Martha Krummbügel öffnete ihr die Tür, als plötzlich Einstein zu bellen begann, den Bellaballa im Auto zurückgelassen hatte. Die Hausfrau geleitete ihren Gast hinkend in das Wohnzimmer. »Hatten Sie einen Unfall?«, fragte die Kommissarin besorgt. »Ach, nein, das ist chronisch«, antwortete die ehemalige Apothekerin abwinkend.
Von der Todesnachricht war Frau Krummbügel schockiert, schließlich, so meinte sie, war der Franz Ferdinand ein so netter Gast, den sie noch aus dessen Zeit als Pharmareferent kannte und der sie so oft besuchen kam. Gerade heute hatte er sich aufgemacht, um die Burg Husen für einen neuen Reiseführer über das Kinzigtal zu fotografieren, und da hatte er den »Kräuterfritz« Friedrich Wilhelm mitgenommen. »Schrecklich ist das!«, wiederholte Frau Krummbügel. Bellaballa dachte an Einstein, hatte er nicht vorhin gebellt? Und warum bloß hatte er immer zur Burg hinaufgeschaut? Molly Hooper
Stichwort: Die Hauptpersonen
Isabella Bahler: genannt Bellaballa (ca. 37) – Kommissarin: dunkle Haare, hat eine Vorliebe für Hüte aller Art.
Einstein: Isabella Bahlers Hund, eine Mischung aus Labrador, Berner Sennenhund und Golden Retriever.
Franz Ferdinand: Das Opfer. Reisejournalist, ehedem Pharmavertreter
Oskar Krummbügel: (ca. 50) – Lehrer, Hobbyhistoriker und Mittelalterforscher. Kurzes graues Haar, Vollbart.
Martha Krummbügel: (ca. 45) – ehemalige Apothekerin, nun Hausfrau mit jeglichen psychosomatischen Störungen, die man sich nur vorstellen kann. Experimentiert gern mit Heilkräutern.
Jutta: (ca. 35) – Freundin von Franz Ferdinand. Lebt in Stuttgart, ist aber immer noch oft in Hausach zu Gast, wo sie geboren wurde. Wallendes blondes Haar, immer sehr modisch gekleidet.
Friedrich Wilhelm: (ca. 45) – Juttas Ex-Mann. Apotheker, stets auf der Suche nach Rezepturen auf natürlicher Basis. In Hausach bekannt als der »Kräuterfritz«, Glatze, Nickelbrille, fassförmiger Oberkörper.
M.: (55) – ein unbekannter Anrufer, dunkle Stimme.
Stichwort: Die Spielregeln
Nun sind Sie wieder an der Reihe. Schreiben Sie die dritte Folge unseres Krimis (nicht mehr als 70 Zeilen à 30 Anschläge oder ca. 200 Wörter), bei jeder Folge können auch neue Autoren einsteigen. Senden Sie Ihren Beitrag bis spätestens Montag, 27. Mai, 10 Uhr per E-Mail an lokales. kinzigtal@reiff.de, versehen mit Ihrer Adresse und mit einem (bei »Wiederholungstätern« neuem) Pseudonym. Christoph W. Bauer wird wieder eine passende Fortsetzung aussuchen, diese als Lektor möglicherweise dem Stil der ersten Teile anpassen. Stefan Dinter aus Stuttgart wird die Folge wieder illustrieren, die wegen des Feiertags bereits am nächsten Mittwoch veröffentlicht wird.
Dann beginnt dasselbe von vorn. Insgesamt sind sechs Folgen vorgesehen. Erst am Schluss werden die Namen aller Autoren veröffentlicht. Die sechste Folge kürt das Publikum bei einer öffentlichen Veranstaltung am Mittwoch, 19. Juni, auf der Burg Husen. Niemand schreibt für den Papierkorb: Es wird zwar nur jeweils eine Folge in der Zeitung veröffentlicht, unter www.bo.de sind aber alle Folgen im Internet zu finden. So kann sich jeder ein Bild davon machen, was andere für Einfälle hatten, den Krimi weiterzuschreiben. Alle veröffentlichten Autoren erhalten eine Dauerkarte für den »Hausacher Leselenz«.
Die weiteren Fortsetzungen:
2. Miss Marple:
Nach dem seltsamen Anruf des mysteriösen Herrn „M“ konnten Bellaballa und Einstein ihre Neugierde nicht mehr bremsen. Sofort machten sich beide auf den Weg zum Ehepaar Krummbügel. Da saß nun Bellaballa im Wohnzimmer der Krummbügels auf einem museumsreifen Sofa. Das Wohnzimmer war vollgestopft mit antiken Geschichtsbüchern, verstaubten Pflanzen und allen möglichen Reisesouvenirs. Einstein fühlte sich sichtlich wohl in dieser Umgebung. Gemächlich begann er in den Ecken des Wohnzimmers herum zu schnüffeln.
„Möchten Sie einen Kräutertee trinken?“, riss Frau Krummbügel Bellaballa aus ihren Gedanken. Bellaballa schüttelte ablehnend den Kopf. Frau Krummbügel sieht aus wie eine Kräuterhexe, dachte Bellaballa. Die vergiftet mich.
„Was will die Polizei von uns. Wir haben doch nichts verbrochen, Frau Kommissarin?“, nuschelte Herr Krummbügel in seinen Vollbart. Er war sichtlich nervös, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
„Auf dem Parkplatz vor der Festhalle wurde heute ein Toter gefunden. Es handelt sich angeblich um einen Herrn namens Franz Ferdinand! Sie kennen diesen Mann?“
„Was, der Franz! Tot!“ Herr Krummbügel war das Entsetzen anzusehen. „Das kann doch nicht sein. Ich habe mich heute Morgen mit Franz in der Mediathek getroffen. Er hat dort eine alte Chronik von Hausach gefunden. Mindestens 300 Jahre alt. Dieses Buch wollten wir heute Mittag zusammen durcharbeiten. Wissen Sie, alte Bücher bergen viele Geheimnisse.“
„Er wurde erstochen, war sofort tot. Große Stichwunde.“
„Oh Gott, ich habe es geahnt.“, rief Frau Krummbügel. Ganz blass im Gesicht, stürzte sie aus dem Wohnzimmer.
„Was hat ihre Frau geahnt? Und wo ist das Buch? Bei dem Toten haben wir kein Buch gefunden! Ich glaube, Sie sind mir eine Erklärung schuldig, Herr Krummbügel.“
In dem Moment klingelte das Handy von Bellaballa. Die Spurensicherung. „Hallo Bellaballa“, hörte Sie ihren Kollegen sagen. Weiter konnte Bellaballa nicht zuhören. Etwas Schweres fiel ihr auf den Fuß. Einstein wedelte zufrieden mit dem Schwanz.
3. Rote Zora:
Bellaballa schaute zu Einstein >> Was war das denn? << Einstein bellte wieder und blickte erneut zur Burg hinauf. Hatte sich der unbekannte Anrufer dort versteckt und beobachtete so aus sicherer Entfernung das Geschehen vor der Festhalle?
Bevor Bellaballa noch weiter darüber nachdenken kann, trifft die Spurensicherung und der Gerichtsmediziner am Tatort ein. >> Was meinen Sie, wie lange ist er schon tot? << fragt sie den Gerichtsmediziner. Der überprüft die Lebertemperatur mit seinem Thermometer und zuckt mit der Schulter. >> Das Opfer ist etwa vor drei Stunden getötet worden, genaueres wird die Obduktion zeigen. Ich gebe ihnen dann Bescheid. <<
Bellaballa bedankt sich bei dem Mann und wendet sich mit Einstein zum Gehen.
>>Komm, Einstein. Wir werden mal zur Burg hochgehen und uns umsehen. << sagt Bella und ging, schon wieder in Gedanken versunken, Richtung Ruine.
Als die beiden ein paar Meter gegangen sind, ändert die Kommissarin die Richtung und steuert das Haus des Ehepaares Krummbügel an. Sie würde, bevor sie zur Burg geht, noch mit Oskar Krummbügel reden. Vielleicht erfährt sie dort noch ein paar interessante Dinge, die ihr in dem Mordfall weiterhelfen.Zufrieden mit Bellas Entscheidung bellt Einstein leise.
4. Alibi:
Mit energischem Klick schloss sich der Koffer der Spurensicherung. „ Harter Tobak, meine Liebe. Schätze, wir haben es mit einem kuriosen Freak zu tun“. Bellaballa schaute den Gerichtsmediziner kritisch an. „Woraus schließen Sie Ihre Erkenntnis?“ „Die Wunden stammen eindeutig von einem Kurzdolch. Haben wir in Hausach heimlich einen Club der alten Ritter, oder trägt der Einwohner von hier solche Waffen wie andere einen Regenschirm?“, spottete er weiter. „ Haben Sie erhellendere Erkenntnisse als diese?“ ranzte sie ihn an. Wieder einmal hatten sie ihr diesen zynischen Zeitgenossen geschickt, der sie durch seine bloße Anwesenheit zur Weißglut bringen konnte. Leider musste sie sich mit Ergebnissen noch gedulden.
Nachdenklich fasste sich die Kommissarin ans Kinn. Der Anrufer sprach von einem Hobbyhistoriker, vielleicht konnte der ihr weiterhelfen?
Krummbügel war schnell gefunden. Im Gegensatz zum Opfer war er kein Unbekannter in diesem Städtchen. Momentan befand er sich bei den Proben zum großen Burgfestspiel auf der Schlossebene, das im Sommer dort vor der schönen Kulisse uraufgeführt werden sollte. Als Kenner des Mittelalters war er für den Spielleiter ein unverzichtbarer Berater.
Im Laufschritt hetzte Bellaballa mit Einstein den Gummenwald hinauf. Leider kam sie zu spät am Probenplatz an. Sämtliche Mitwirkenden und Verantwortlichen waren schon gegangen. Verärgert über die verpasste Gelegenheit, nahm Isabella einen morschen Stock, den sie wütend wegschleuderte. Dabei streifte ihr Blick den Turm der Burg.
„ Einstein, was ist das dort oben am Turm? Es sieht aus, als ob Kameras angebracht wären. Was kann man von dort alles sehen?“
Behände sprang sie die Natursteinstufen zur oberen Schossebene hinauf. Einstein folgte ihr freudig mit erhobenem Schwanz. Endlich war das Jagdfieber wieder ausgebrochen.
Kommissarin Bahler rüttelte kraftvoll am Eisenring der Tür. „ Mist, der Turm ist verschlossen, wie kommen wir nun hinein?“
5. XY ungelöst:
Bellaballa verstaut, über das Gespräch nachdenkend, das Handy in der Manteltasche. Ihr Blick schweift Richtung Burg. In Ihrem Gespräch mit Herrn „M“ fiel das Wort „Versteck“. Sie sieht einen älteren Herrn, der mit einem Fernglas das Geschehen auf den Vorplatz der Stadthalle beobachtet. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, weicht er erschrocken zurück. Bella erkannte, dass dieser Mann offensichtlich und mit hoher Wahrscheinlichkeit unser mysteriöser Herr „M“ sein könnte. Bekleidet war er unauffällig unifarben, mit einen roten Rucksack und Hut.
Ansonsten war er von kräftiger Statur. Ob er in dem Fall verwickelt ist oder nur harmloser Beobachter, wird sich klären. Wenn seine Rufnummer, die natürlich unterdrückt war, von meinen Kollegen zurückverfolgt wird, denkt Bellaballa, denn so ziemlich alle modernen Handys haben einen GPS-Sender eingebaut und so kann der Anruf und die Position genau zurückverfolgt werden. Bella beugt sich ein letztes Mal zum Opfer hinab, sie kontrolliert die Körpertemperatur: Ferdinand ist noch nicht ausgekühlt, die Tat kann also nicht allzu lang her sein.
Gerade trifft die Spurensicherung ein und Bella macht sich auf dem Weg zu Herrn Krummbügel .Nach der Empfehlung unseres Herrn „M“. Oskar Krummbügel kennt jeder hier im Ort, er wohnt in unmittelbarer Nähe des Tatorts. Als Bella bei Krummbügels eintrifft lauscht Oskar den einführenden Worten zum Geschehen des Mordes, und fällt kaum das Bellaballa den Grund ihres Besuchs erläutert, Oskar ins Lehrerhafte sinnieren als selbst beauftragter Hobbyhistoriker, „Ja“- der Österreichische Erzherzog, damals im Juni 1914, man nannte es Julikriese, erster Weltkrieg! Bevor er noch weiter ausschweift stoppte ihn Bellaballa. Einstein hatte sich einstweilen am Kachelofen gemütlich gemacht.