Frauenhaus Ortenau auf Spenden von "Leser helfen" angewiesen
Sie ist eine Frau der ersten Stunde. Aus kleinsten Anfängen heraus und gegen viele Widerstände haben Inge Vogt-Goergens und ihre Mitstreiterinnen einen Schutzraum geschaffen, der für viele misshandelte Frauen die Rettung war und ist. Allerdings muss das Frauenhaus dringend vergrößert werden. Deshalb bittet »Leser helfen« um Spenden.
Inge Vogt-Goergens (62) ist ein wohlbekanntes Gesicht des Vereins »Frauen helfen Frauen«. Sie ist Gründungsmitglied, und in all den Jahren – seit 1982 – mit Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit in Stadt und Land unterwegs.
Die Spenden-Aktion »Leser helfen« unserer Zeitung empfindet die Ehrenamtliche in zweifacher Hinsicht als ein wunderbares Projekt der Hilfe. Zum einen, weil das Problem der häuslichen Gewalt damit in den Blickpunkt gerückt wird. Denn »was hinter der Wohnungstür vor sich geht, ist Privatsache«, sei allzu lange öffentliche Meinung gewesen. Zum anderen: Seit es das Frauenhaus gibt, war seine Finanzierung eines der Grundprobleme.
200 Fördermitglieder
Denn immer noch muss der Verein 40 Prozent der Kosten selbst finanzieren. Etwa 200 Fördermitglieder bezahlen 36 Euro Jahresbeitrag. »Spenderinnen und Spender ermöglichen damit unsere Arbeit«, so Vogt-Goergens. Erlöse erwirtschaften zudem das Frauenhaus-Lädele und der Bücher-Flohmarkt. Doch »wenn wir nicht auf die Aktion der Mittelbadischen Presse setzen könnten, wüssten wir nicht, wie wir die Einrichtung von insgesamt 20 Plätzen stemmen könnten«. 20 zusätzliche Plätze sollen in einem zweiten Frauenhaus bereitgestellt werden.
Pro Jahr müssen bis zu 150 hilfesuchende Frauen, meist mit Kindern, abgewiesen werden, weil das bestehende Frauenhaus permanent voll belegt ist. Gerade die Kinder lägen ihr am Herzen, sagt Inge Vogt-Goergens. »Wir haben rasch bemerkt, wie sehr sie unter häuslicher Gewalt leiden.« Dass sie ängstlich und unruhig werden. Damit die Kleinen zur Ruhe kommen, wäre zum Beispiel ein eigener Spielraum sehr schön.
Erste Wohnung 1983
Inge Vogt-Goergens sieht ihre ehrenamtliche Arbeit als Notwendigkeit, aber auch als bereichernde Erfahrung. »Wenn man über Jahre sehen konnte, dass die betroffenen Frauen wieder im Leben stehen, dass ›Frauen helfen Frauen‹ inzwischen Akzeptanz genieße, ist das schön.« »In unserer Gründer-Gruppe waren eine Hebamme und Erzieherinnen, erinnert sie sich, die selbst viele Jahre als Diplom-Sozialarbeiterin im Klinikum beschäftigt war. »Wir wussten um häusliche Gewalt.« Gegen alle Zweifel, Anfeindungen, Unverständnis und Verdrängen, gründeten 20 Frauen im 1982 den Verein »Frauen helfen Frauen«.
1983 wurde eine Wohnung gefunden, sie war vom ersten Tag an belegt. Da mussten zum Teil sehr schwierige Situationen bewältigt werden, blickt Vogt-Goergens zurück. 2000 entstand das Modellprojekt »Platzverweis«, seit 2002 gibt es das Gewaltschutzgesetz. »Das war ein Paradigmenwechsel, häusliche Gewalt war von nun an keine Privatsache mehr, sondern eine Rechtsverletzung.«
Auch Frauen mit Behinderung betroffen
Seit 2015 existiert das Frauenhaus-Büro mit zwei Beratungsstellen. Ein Problem kommt erst am Ende des Gesprächs zum Vorschein. »Wir müssen einige Zimmer langfristig behindertengerecht einrichten.« »Ja, es gibt diese Gewalt an behinderten Frauen. Wir haben von Frauen-Schicksalen erfahren, die man sich kaum vorstellen kann.« Bisher könne man wegen Raumnot keine behinderten Frauen aufnehmen, das soll mit zusätzlichen Plätzen ändern. Auch für deren Einrichtung bittet der Verein um die Spenden unserer Leser.