Willstätt-Eckartsweier

Fünf Jahre »Herbstzeit«: Ein Schatz voller Erfahrungen

Michael Müller
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19. November 2013
Einen alten und pflegebedürftigen Menschen bei sich aufnehmen – das kann auch für die Gastfamilie enorm bereichernd sein.

Einen alten und pflegebedürftigen Menschen bei sich aufnehmen – das kann auch für die Gastfamilie enorm bereichernd sein. ©Verein »Jung & Alt«

Ein alternatives Wohn- und Betreuungsprojekt für Senioren hat Jubiläum: Vor fünf Jahren nahm »Herbstzeit – Betreutes Wohnen für alte Menschen in Familien« seine Arbeit auf. Am Freitag wurde gemeinsam mit den Gastfamilien gefeiert.

»Nicht zu Hause und doch daheim« – unter diesem Motto startete am 1. September 2008 die gemeinnützige GmbH »Herbstzeit« zusammen mit dem Landratsamt das Projekt »Betreutes Wohnen für alte Menschen in Familien«. Am Freitag durfte Geburtstag gefeiert werden.

27 alte Menschen werden derzeit von »Herbstzeit« betreut. Die Geburtstagsfeier war denn auch in erster Linie für sie und ihre Gastfamilien gedacht. Entsprechend gemütlich ging’s zu im »Waaghaus« in Willstätt-Eckartsweier: Bei Kaffee und Kuchen, serviert von Helfern des Vereins »Jung & Alt«, und musikalischer Unterhaltung durch das Gesangs-Ensemble »Tonikum« blieb Zeit zum Erfahrungsaustausch.

Beate Essig aus Odelshofen etwa war mit Irmgard Wagner gekommen. Die 78-Jährige ist bereits die zweite Mitbewohnerin, die die gelernte Altenpflegerin bei sich aufgenommen hat. Beate Essig bindet sie auch soweit es geht in den Alltag ein. »Sie hilft beim Waschen, Kochen, Putzen – toll.« Dennoch sei stets auch eine gewisse Distanz da – schließlich ist man nicht miteinander verwandt. Doch gerade das erleichtere die Aufgabe: »Wenn man etwa die eigenen Eltern pflegt und sieht, wie es immer mehr bergab geht, und man kann nicht helfen – das belastet viel mehr.«

Das Konzept

Im Konzept der »Herbstzeit« stecke eine enorme Kraft, so Anskar Hail von der Abteilung Sozialplanung im Landratsamt. Geborgenheit und Sicherheit sei ein zentrales Lebensgefühl – und das sei am ehesten in der Einbindung in eine Familie zu vermitteln.
Angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl alter Menschen müsse man in der Pflege neue Wege gehen, betonte auch Christoph Jopen, Kreisvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Oft lebten die eigenen Kinder weit entfernt; da sei es schwierig, Familienunterstützung zu organisieren. »Herbstzeit« bedeute da eine wichtige Entlastung.

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Richard Gerster vom Verein »Arkade« aus Ravensburg, einem »Pionier« in Sachen Betreutes Wohnen in Familien, betonte die Leistung der Gastfamilien. »Einen Fremden bei sich aufzunehmen, einen intimen Bereich teilweise aufzugeben – dazu gehört viel.« Letztlich jedoch könnten beide Seiten profitieren: Der Schatz an Erfahrungen, den die Bewohner mitbringen, könne auch das eigene Familienleben bereichern.

Von den alten Mitbewohnern komme »unwahrscheinlich viel zurück«, bestätigt auch Beate Essig. Sie möchte die Gesellschaft ihrer Mitbewohnerin denn auch nicht mehr missen: »Mit einem Fremden ist das immer wie ein kleines Abenteuer.«

Hintergrund: Das Projekt »Herbstzeit«

Träger des Projekts ist die »Herbstzeit GmbH« in Kippenheim. Mehrheitsgesellschafter ist der Willstätter Verein »Jung & Alt – für gegenseitige Hilfe«. Geschäftsführerin ist Heike Schaal. „Herbstzeit“ ist im Ortenaukreis und auch im Landkreis Emmendingen aktiv. Das Büro ist in der Prinz-Eugen-Straße 4 in Offenburg.

Ziel des Projekts ist es, alte, auch pflegebedürftige Menschen, die nicht mehr allein leben können, in Gastfamilien zu vermitteln. Der Fachdienst der »Herbstzeit« kümmert sich um die Vermittlung der alten Menschen, die Auswahl der Gastfamilie und deren sorgfältige Vorbereitung und begleitet und unterstützt die Gastfamilie in allen den neuen Mitbewohner betreffenden Fragen. Die betreuende Familie erhält eine monatliche Aufwandsentschädigung zwischen 850 und 1000 Euro. Leistungen der Pflegeversicherung werden zusätzlich als Geld- oder Sachleistung gewährt. Weitere Infos unter  07 81 / 12 78 65 100 oder im Internet: www.herbstzeit-bwf.de

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