Geht es eine Spur nachhaltiger? Gedanken über die Art zu reisen

(Bild 1/2) Sorgen Urlaube eigentlich wirklich für stressfreie Entspannung? Oder ist es wichtiger geworden, schicke Fotos aus fernen Ländern über soziale Medien zu posten? ©Christian Charisius/dpa
Unsere Kolumnistin Petra Rumpel, Leiterin des Umweltzentrums Offenburg, stößt den Gedanken an, ob es sich nicht vielleicht lohnt, die eigene Form des Reisens auf Nachhaltigkeitsaspekte zu prüfen.
Die Deutschen sind als reisefreudiges Volk bekannt. Kein Wunder also, dass Auslandsreisen nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen wieder begehrt sind, und die Zahl der Buchungen zum Teil sogar die des Rekordjahres 2019 übertreffen. Schon Goethe sagte schließlich: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“
Doch im Gegensatz zu Goethe, dem das Unterwegssein an sich und das Sammeln von Eindrücken, Begegnungen und Erfahrungen wichtig war, geht es heute oft um das schnelle Ankommen und das Sammeln von geeigneten Fotos zum Veröffentlichen in den sozialen Medien. Erwartet wird möglichst viel Komfort für möglichst wenig Geld – als gäbe es ein Grundrecht auf Billigflüge. Ist dieses Verhalten in Anbetracht aller Krisen noch zeitgemäß?
Was bringt Erholung?
Natürlich nutzt es niemandem, der unmittelbar vom Krieg in der Ukraine bedroht ist, wenn wir zu Hause Trübsal blasen. Und weder die Klima-, noch die Biodiversitätskrise werden dadurch gelöst, dass wir uns keine Erholung gönnen. Doch es ist sinnvoll, sich zu fragen: Was brauche ich eigentlich zum Erholen? Und was tut mir gut, ohne meine Umwelt allzu sehr zu belasten?
Daraus ergeben sich zum Beispiel Überlegungen zur Häufigkeit, zu den Reisezielen, zu den zurückzulegenden Entfernungen und zur Art der Mobilität. Häufige Kurzurlaube, große Entfernungen, unbekannte Sprachen und hohe Temperaturen sind für viele Menschen, wenn sie ganz ehrlich sind, eigentlich eine Belastung. Dass Flugreisen zudem klimaschädlich sind, ist bekannt. Gleiches gilt für Kreuzfahrtschiffe und auch lange und häufige Autofahrten.
Hotelkomplexe und Ferienanlagen mit Pools verschlingen viel Fläche, Energie und verschwenden Wasser, das für die heimische Bevölkerung oder Landwirtschaft dann nicht mehr oder nur zu hohen Preisen zur Verfügung steht. Die hässlichen Auswüchse des Massentourismus haben schon manche ursprünglich schöne Region entwertet.
Ökologisch ausgerichtet
Andererseits gibt es zahlreiche Länder, die vom Tourismus abhängig sind. Würde er komplett wegfallen, verlören viele Menschen ihre Lebensgrundlage. Teilweise werden Natur und Umwelt als Attraktion vor allem dann erhalten, wenn sie sich touristisch vermarkten lassen. Das Angebot an ökologisch ausgerichteten, nachhaltigen Unterkünften wächst.
Warum also nicht in Zukunft nachhaltig und achtsam reisen? Das bedeutet, seinen Urlaub so zu gestalten, dass man sich selbst erholen und Neues erleben kann und dabei gleichzeitig einen Beitrag zu einem guten Auskommen für die betroffenen Menschen und für die Erhaltung wertvoller Lebensräume leistet. Flugreisen sollten nur in Ausnahmefällen unternommen und der CO2-Ausstoß durch Kompensationsprojekte wie zum Beispiel von Atmosfair ausgeglichen werden. Das ist wohl nicht zum Schnäppchenpreis zu haben.
Wenn, aus welchen Gründen auch immer, nicht jedes Jahr eine große Reise eingeplant wird, trägt dies zur Entlastung regelrecht überrannter Urlaubsorte und zum Energiesparen bei. Und man kann entdecken: Zuhause ist es auch schön.