Geschäftsführer der »Mühlbachhopser« reagiert auf Vorwürfe
Die Kindertagesstätte »Mühlbachhopser« hat drei pädagogische Fachkräfte entlassen: Sie sollen nach Aussagen ihrer Kolleginnen Kinder zum Essen oder zum Schlafen gezwungen haben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft – und der Geschäftsführer der Kindertagesstätte zeigt sich getroffen.
Vor der Tür die Baulaster, im Haus die Handwerker – aber das ist nicht die einzige Baustelle, die Thomas Hauser, Geschäftsführer der Kindertagesstätte »Mühlbachhopser«, derzeit hat: In der Einrichtung soll es pädagogische Fehlleistungen gegeben haben. Deshalb haben Hauser und das Vorstandsteam des Trägervereins »Eltern-Kind-Zentrum« vor einer Woche drei pädagogische Fachkräfte entlassen und Anzeige erstattet.
Den drei Frauen wird vorgeworfen, dass sie ihre Schutzbefohlenen zum Essen genötigt, zum Schlafen gezwungen und auch, so steht es in der Pressemitteilung der Vereins, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt haben. Die Polizei bestätigte, dass sie in diesem Fall ermittle.
»Es hat uns unerwartet erwischt«
Hauser stehen die Strapazen der vergangenen Tage ins Gesicht geschrieben. »Es hat uns unerwartet erwischt«, sagte er am Montagnachmittag beim Pressegespräch. Anfang Juni sei er aus dem pädagogischen Team heraus darüber informiert worden, dass drei Mitarbeiterinnen gegenüber den Kindern Grenzen überschreiten würden. Am 3. und 4. Juni habe der Vorstand daraufhin mit den Zeugen gesprochen, um die ersten Aussagen zu verifizieren. Am Donnerstagabend, 6. Juni, habe es dann eine außerplanmäßige Vorstandssitzung gegeben, bei der man eine Freistellung der drei beschuldigten Mitarbeiterinnen beschlossen habe, mit denen man teils über zehn Jahre zusammengearbeitet habe: »Wir kennen die Personen so nicht – es gab ein enges Arbeits- und großes Vertrauensverhältnis.«
Am Freitag, 7. Juni, habe es entsprechende Gespräche mit den Betroffenen gegeben, »um ein rundes Bild zu haben«, so Hauser. Über den Inhalt der Gespräche oder auch dazu, wie die Mitarbeiterinnen sich geäußert hatten, wollte Hauser, selbst Rechtsanwalt, im Hinblick auf das laufende Verfahren nichts sagen: »Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft.«
»Schleichender Prozess«
Am Pfingstmontag sei das Vorstandsteam abends nochmal zusammengekommen, um umfassend über die Vorwürfe zu sprechen. »Daraufhin haben wir uns dazu entschieden, den Mitarbeiterinnen zu kündigen, was am Dienstag dann auch gleich erfolgt ist«, so Geschäftsführer Hauser, der durchblicken ließ, dass es wohl ein »schleichender Prozess« war, bis die Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren wenig feinfühlig behandelt wurden. Wohl hatten die drei pädagogischen Fachkräfte bevorzugt gemeinsam Kinder betreut.
Außerdem habe man zu einem Elternabend für Donnerstag, 13. Juni, eingeladen mit dem Hinweis, dass es dringend sei. Trotz Ferienzeit seien viele gekommen, die anderen persönlich über die mutmaßlichen Vorfälle in der Kita informiert worden. Bei diesem Termin wurde nachgehakt, ob man Anzeige erstattet habe. »Da war von den Eltern erwünscht«, sagte Stefan Mück, der seit 2013 im Vorstandsteam mitarbeitet.
Man versucht, nun nach vorne zu schauen. »Wir sind die älteste Kinderkrippe am Ort und vermuten nicht, dass es eine Abmeldungswelle gibt«, so Hauser, der seit mehr als zehn Jahren Geschäftsführer ist. Vielleicht gebe es einzelne, die sich das überlegten, aber »schriftliche Abmeldungen liegen uns keine vor«.
Betrieb geht weiter
Auch Mück weiß, dass man die Arbeit bei den »Mühlbachhopsern« generell schätzt. Nach den Pfingstferien soll es in der Einrichtung, die gerade erweitert wird, ganz normal weitergehen. 30 Kinder können dann ganztags in den drei teiloffenen Gruppen betreut werden. Von den sechs verbliebenen Fachkräften wollen einige ihre Stunden aufstocken. Zudem habe man die Unterstützung von der Stadt, und mit dem Kommunalverbund Jugend und Soziales wolle man eine Lösung finden für die Übergangszeit.
Das sagt die Polizei
Ansgar Gernsbeck, Pressesprecher der Polizei, bestätigte, dass sie am Freitag von der Staatsanwaltschaft über »Vorfälle bei der Betreuung, Essensausgabe und Ruhezeiten« bei den »Mühlbachhopsern« informiert worden sei.
»Man muss die Vernehmungen abwarten, wie genau die aussehen«, erklärte er. Zeugen würden derzeit befragt. Ob sich die Beschuldigten bereits geäußert hätten oder äußern wollten, wisse er ebenso wenig wie was den mehr als zehn Kindern genau zugestoßen sei.
Ob strafrechtliche relevante Sachverhalte vorliegen – etwa Körperverletzung –, entscheide die Staatsanwaltschaft.