Geschlechterkampf im Parkhaus
Triberg/Bad Dürrheim. Ein neues Parkhaus und ein bisschen Farbe – mehr brauchte es nicht, um die kleine Schwarzwald-Gemeinde Triberg bundesweit bekannt zu machen. In dem 4700-Einwohner-Städtchen, das sich normalerweise vor allem seiner Wasserfälle rühmt, existieren seit Juli zwei spezielle Männerparkplätze. »Die sind besonders schwer zu befahren«, sagt Tribergs Bürgermeister Gallus Strobel (CDU) und freut sich über den Wirbel, den seine Idee ausgelöst hat: »Die Furore freut mich.«
Zufrieden lehnt sich Strobel in seinem Bürostuhl zurück, Strohhut auf dem Kopf. »Kampf den Illusionen« steht auf einem Schild über dem Türrahmen. Was er damit meint? »Zum Beispiel, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht wird.« Ist Gleichberechtigung auch eine Illusion? Da winkt Strobel ab. Allzu ernst dürfe man die Idee mit den Männerparkplätzen nun auch wieder nicht nehmen. »Natürlich können auch Frauen einparken. Hier ging es vor allem darum, die Stadt mit einfachen Mitteln bekannter zu machen.«
Das hat offenbar funktioniert. Nach bundesweiten und teilweise sogar internationalen Berichten geht die Gemeinde davon aus, dass dieses Jahr rund 400 000 Besucher nach Triberg strömen – so viele wie noch nie. Sogar T-Shirts mit Hinweisen auf »Deutschlands erste Männerparkplätze« gibt es inzwischen. »Das kommt super an«, sagt der Souvenirladen-Besitzer Thomas Weisser, der die T-Shirts verkauft. »Man muss das mit Humor nehmen und nicht zu ernst. In Zeiten der Euro-Krise sind solche Dinge ein positiver Klecks in der Nachrichtenlandschaft.«
Im Parkhaus versuchen sich unterdessen einige Männer an den spitz zulaufenden, engen Parkbuchten. »War doch ganz leicht«, sagt der amerikanische Tourist Mike Joyce (55) und fügt grinsend hinzu: »Für Frauen wäre das schwieriger gewesen.« Seine Gattin Cheryl kann darüber nicht lachen: »Die ganze Idee gaukelt einem vor, Männer seien die besseren Autofahrer. Das finde ich schon ein wenig beleidigend.«
Provokation
Die amerikanische Touristin ist nicht die Einzige, der die Männerparkplätze übel aufstoßen. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Waldshut-Tiengen, Anette Klaas, findet die Idee »extrem peinlich für einen vom Volk gewählten Mann«. Strobel solle sich lieber für eine bessere Kinderbetreuung in seiner Stadt einsetzen, als alte Geschlechtervorurteile zu zementieren. »Das ist eine dumm-dreiste Provokation, die übrigens auch für viele Männer unangenehm ist.«
Während in Triberg die Parkplätze noch immer diskutiert werden, springt nun auch das 30 Kilometer entfernte Bad Dürrheim auf den Zug auf. Der Kurort hat einen speziellen »Facebook-Parkplatz« vor dem Thermalbad geschaffen, den nur »Fans« nutzen sollen – also Personen, die auf den »Gefällt mir«-Button geklickt haben. Der Marketing-Gag war auch hier erfolgreich: »Die Anzahl unserer Fans ist innerhalb kurzer Zeit in die Höhe geschossen«, sagt Ines Groschupp, Mitarbeiterin der kommunalen Kur- und Bäder GmbH. Schließlich sei das soziale Netzwerk auch bei der eher älteren Klientel der Kurstadt inzwischen bekannt.
Doch auch in Bad Dürrheim löst der spezielle Parkplatz nicht nur Freude aus. Auf der Facebook-Seite des Thermalbades, die inzwischen fast 1100 »Likes« verzeichnet, ist von Geldverschwendung und Benachteiligung behinderter Menschen die Rede. »Die Hälfte der Leute, die in Bad Dürrheim wohnen, kennen das Wort Facebook gar nicht«, schreibt ein Nutzer. Das räumt auch Groschupp ein: »Die Älteren haben da schon mehr Datenschutzbedenken.« Immerhin: Auf den Facebook-Parkplatz dürfen sich – ganz wie in Triberg – auch alle anderen Autofahrer stellen.
Ein Video von Mittelbadische-Presse.TV gibt es ab Freitag, 18 Uhr.