Ortenau

Herzkranke Kinder: Spendenaktion "Leser helfen" sammelt 195.000 Euro

Wolfgang Kollmer
Lesezeit 4 Minuten
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21. Januar 2023

(Bild 1/2) ©Familie Schüle

Die 27. Benefizaktion „Leser helfen“ der Mittelbadischen Presse ist am Freitag erfolgreich zu Ende gegangen. Das Geld hilft „Herzklopfen“ e.V. in Freiburg in einer neuen Geschäftsstelle ein neues „Zuhause auf Zeit“ für Eltern herzkranker Kinder zu verwirklichen.

Es ist eine unwägbare Zeit mit Krisen, Krieg in Europa und hoher Inflation. Gerade deshalb ist die Spendenbereitschaft und Solidarität ein sehr wichtiges Gut, das auch die Leser der Mittelbadischen Presse auszeichnete und ein hervorragendes Ergebnis bei der 27. Spendenaktion „Leser helfen“ einbrachte. 

So standen am Ende nach der gut zweieinhalb Monate dauernden Benefizaktion 195.000 Euro auf dem Spendenkonto. In der 26-jährigen Geschichte von „Leser helfen“ ist diese stattliche Summe – diesmal zugunsten der Elterninitiative Herzklopfen, die ein neues „Zuhause auf Zeit“ für Eltern herzkranker Kinder verwirklichen möchte – im oberen Drittel der Spendensummen seit 1997 anzusiedeln (siehe Info-Box). 

„Die unglaubliche Spendensumme, die trotz der aktuellen prekären wirtschaftlichen Lage gespendet wurde, übertrifft alle Erwartungen und bildet eine mehr als gute Basis, um unser Angebot des Zuhauses auf Zeit in unserem Elternhaus auch zukünftig zu realisieren“, zeigt sich Petra Huth, Geschäftsführerin der Elterninitiative „Herzklopfen“, dankbar. 

"Praktizierte Solidarität"

Gemeinsam mit der Vorsitzenden Nicole Otteny, Seelsorger Jens Terjung und dem ehemaligen Vorstandsmitglied Georg Herm nahm sie gestern freudestrahlend den Scheck von Wolfgang Kollmer entgegen. Der Redaktionsleiter der Mittelbadischen Presse und Vorsitzende des Fördervereins „Leser helfen“ war ebenso dankbar über die große Spendenbereitschaft. „Gerade weil eine solche Spendenbereitschaft in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich ist, macht diese Art von praktizierter Solidarität mit Menschen, denen es nicht so gut geht, Mut und gibt Hoffnung“, so Kollmer.

Mit 2330 Einzelspendern wurde eine absolute Rekordzahl an Spendenwilligen erreicht. „Noch nie war die Spendenbasis so breit wie diesmal. Unsere Leser haben ein beeindruckendes Zeichen gesetzt. Ich bin sehr dankbar dafür.“ Wieder waren es neben vielen Einzelspendern zahlreiche Firmen, Belegschaften, Vereine und Gruppierungen, die oft mit originellen Aktionen zum Erfolg der traditionsreichen Aktion beigetragen haben. Stellvertretend sei hier der SC Durbachtal mit seinem Silvesterlauf erwähnt, der Jahr für Jahr eine schöne vierstellige Spendensumme „erlaufen“ lässt.

„Die Aktion Leser helfen war aus unserer Sicht mehrfach hilfreich, weil sie uns neben der Spenden erlaubte, die Problematik der Familien mit herzkranken Kindern und den damit verbundenen, oft lebenslangen und häufig hürdenreichen Weg, in aller Ausführlichkeit darzustellen und so für mehr Verständnis zu werben und Informationen über das Thema „angeborene Herzfehler“ zu vermitteln“, beschreibt Petra Huth.

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Viele, die für die Aktion zu den Zeitungsartikeln beitrugen, seien zunächst hin- und hergerissen gewesen. „Es ist sehr persönlich von Erkrankungen innerhalb der Familie oder eines Kindes zu berichten und die damit einhergehenden Schwierigkeiten so offen zu schildern“, spricht Petra Huth, selbst Mutter einer herzkranken Tochter, aus Erfahrung. Letztendlich seien aber alle froh gewesen, ihre Geschichte erzählt zu haben.

„Alte Freundschaften wurden nach Erscheinen der Artikel reaktiviert, Spenden sind aufgrund der Zusammengehörigkeit und der Verbundenheit geflossen“, zeigt sich Petra Huth „mehrfach sehr gerührt über die vielen positiven Resonanzen“. Die Spenden bilden nun den Grundstock für ein neues Elternhaus, das von „Herzklopfen“ realisiert werden soll. Jedes 100. Kind kommt mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt.

Das sind jährlich 8000 Kinder. In der Klinik für angeborene Herzfehler und pädiatrische Kardiologie im Universitäts-Herzzentrum in Freiburg werden Kinder aus ganz Deutschland operiert und behandelt. Die Elterninitiative „Herzklopfen“ unterstützt mit ihren Projekten Betroffene sowie ihre Familien. Die Doppelhaushälfte nahe der Kinderherzklinik, in dem aktuell eine Elternwohnung, ein Einzelzimmer sowie die Geschäftsstelle von „Herzklopfen“ zur Miete untergebracht sind, steht zum Verkauf.

Die Initiative bekundete ihr Interesse am kompletten Doppelhaus, darin mindestens eine weitere Wohnung zu schaffen und zusätzliche Schulungen direkt im Haus anzubieten. Vorausgesetzt die evangelische Kirche erteilt als Besitzerin des Anwesens den Zuschlag zum Kauf. Hier seien die Weichen jedoch noch immer nicht gestellt. Noch im ersten Quartal dieses Jahres soll es zu einer Entscheidung kommen. „Ich habe es mir nicht nehmen lassen, die zuständige Dekanin immer wieder über den Spendenstand auf dem Laufenden zu halten“, betont die Herzklopfen-Geschäftsführerin.

Anfang Januar sei der Mietvertrag vorerst verlängert worden. „Das verschafft uns nun Zeit und Raum, um weitere Gelder zu akquirieren“, berichtet Petra Huth und stellt klar: „Die Fühler werden auch nach anderen Objekten ausgestreckt, um weiterhin eine Wohnmöglichkeit für Eltern und Familien bieten zu können“.

Denn regelmäßig als Familie Zeit miteinander zu verbringen sei wichtig für den Erfolg der Behandlung. Auf die Verwirklichung des Projekts freuen sich alle. „Mit dem Erwerb besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Familien, die wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind, guten Gewissens auch kostenfrei unterbringen zu können, da unsere eigenen Mietkosten ja dann wegfallen“, blickt Petra Huth voraus. Beeindruckt zeigten sich die Anwesenden über die zahlreiche Unterstützung aller Beteiligten und nahmen die Aktion „Leser helfen“ als großes Geschenk wahr. 

Hintergrund

Petra Huth, Geschäftsführerin von "Herzklopfen"

Wir durften innerhalb der Aktion „Leser helfen“ über viele Wochen von der Arbeit des Vereines Herzklopfen e.V., den Geschichten der Kinder und Familien mit angeborenen Herzfehlern, den Operations- und Behandlungsmöglichkeiten und auch den damit verbundenen Schicksalen erzählen.

Am Ende dieser fantastischen Aktion stehen wir heute vor einer unfassbaren Spendensumme in Höhe von 195.000 Euro, die wir von Herrn Kollmer entgegennehmen dürfen. Die damit einhergehende Wertschätzung, die Anteilnahme und unglaubliche Unterstützung zeigt und bestärkt uns darin, wie wichtig unsere Arbeit ist.

Wartezeiten auf ein Spenderherz, Komplikationen nach Operationen – all diese Faktoren bedeuten lang- fristige, extrem belastende und häufig monatelange Aufenthalte in der Kinderklinik, Trennung der Familien, hohe psychische, aber auch finanzielle Belastung durch weite Anfahrtswege.

Für eine gute Behandlung und Genesung ist es neben medizinischem Know-How auch wichtig, als Eltern Kraft zu tanken, als Familie Zeit miteinander zu verbringen, soziale Isolation zu vermeiden und eine Traumatisierung der Geschwisterkinder durch
Trennung von Mutter oder Vater abzuwenden.

Im Namen des Vorstandes von Herzklopfen e.V., den Kindern und Jugendlichen mit angeborenem Herzfehler, den Familien, die von dieser großzügigen Spende profitieren, bedanke ich mich bei allen Spender:innen, allen Beteiligten und Unterstützern, die es möglich gemacht haben, dass wir nun nach vorne schauen und die Zukunft zuversichtlich anpacken können. 

Mit diesem Ergebnis haben wir niemals gerechnet und es macht uns nicht nur dankbar, sondern auch sehr stolz, dass so viele Menschen Herz gezeigt und zu dieser unglaublichen Spendensumme beigetragen haben.

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